Januar: Chinas Präsident will keine Götter neben sich
Anfang des Jahres ließ eine Meldung aus China aufhorchen: Präsident Xi Jinping streicht das Erste Gebot. Die christlichen Kirchen sollen der kommunistischen Staatsführung gegenüber absolut loyal sein. Ein Vorfall in einer Kirche zeigte, wie radikal die Behörden die Gesetze dazu umsetzen. Der Gastbeitrag des Hilfswerks Open Doors, das im Januar auch den Weltverfolgungsindex veröffentlichte, bekam von den pro-Lesern so viel Aufmerksamkeit wie kein anderer Artikel.
Für gute Stimmung sorgten dann Ende des Monats die jungen christlichen Hip-Hopper O’Bros. Sie gewannen Deutschlands größten Bandwettbewerb. pro war live dabei und hat die Musiker interviewt und beim Auftritt begleitet. Der Beitrag wurde am zweithäufigsten gesehen und in den Sozialen Medien weit verbreitet.
Februar: Startschuss für Verbot von Konversionstherapien
Ende des Monats veröffentlichten wir ein Interview darüber, wie westliche Sexualstraftäter auf den Philippinen Kinder via Internet missbrauchen. Diese bedrückenden Berichte über die tiefsten menschlichen Niederungen haben sehr viele pro-Leser in den darauffolgenden Wochen bewegt. „Das jüngste Opfer war zwei Monate alt“, heißt es in dem Interview.
Im Februar kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, er wolle Konversionstherapien für Homosexuelle verbieten – ein Vorhaben, das pro während des ganzen Jahres begleitete. Etwa eine Woche später kam der Film „Der verlorene Sohn“ in die deutschen Kinos, in dem es genau um dieses Thema geht: um einen jugendlichen schwulen Pastorensohn, der von seinen Eltern zu einer solchen Therapie geschickt wird. Die Filmkritik dazu von pro ist unter den zehn meistgelesenen Beiträgen des Monats.
März: Führe uns nicht in Versuchung
Anfang dieses Monats startete die RTL-Show „Temptation Island“ – Insel der Versuchung. Auf diesem einsamen exotischen Eiland werden sexy Singles auf Paare angesetzt und sollen die Partner auseinanderbringen. pro kommentierte: unterste moralische Schublade, eine Sendung wie ein Verkehrsunfall. Das wurde zu einem der meistgelesenen Beiträge des Monats.
Getoppt wurde er von einer Nachricht über den früheren Willow-Creek-Leiter Bill Hybles. Die „Unabhängige Untersuchungskommission“, die die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Prediger prüfen sollte, kam zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen glaubhaft seien. Das beschäftigte unsere Leser sehr. Schon im Jahr zuvor, als der Fall ins Rollen kam, wurden die Meldungen darüber sehr häufig gelesen.
April: Blutige Ostern
Ausgerechnet zu Ostern, dem Fest der Auferstehung, erschütterte eine Anschlagsserie auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka die Welt. Wenige Tage zuvor stand die berühmte Pariser Kathedrale Notre Dame in Flammen. Diese Ereignisse ließen Journalisten – auch säkulare – über das Selbstverständnis vor allem des westlichen, schwindenden Christentums nachdenken.
Was will Gott? Diese Frage warf im April auch ein AfD-Flyer auf. Der behauptete, es sei Gottes Wille, dass die Partei stärkste Kraft werde. pro nahm die Aussage kritisch unter die Lupe, was bei vielen Lesern auf Interesse stieß.
Und noch ein Streit um das „richtige“ Verständnis von Gottes Wort und Willen begleitete uns von März an auch in diesem Monat: Jana Highholder, die im Auftrag der Evangelischen Kirche auf YouTube über den Glauben spricht, geriet in die Kritik. Sie hatte sich nach Ansicht mancher zu konservativ geäußert, etwa über das Verhältnis von Mann und Frau. Die fromme Influencerin fühlte sich wiederum von Kritikern und der Kirche enttäuscht. Besonders auf unserer Facebookseite zog die Diskussion darüber die User förmlich an.
Mai: Ein folgenreiches YouTube-Video und drei Todesfälle
Der YouTuber Rezo brachte es im Mai fertig, mit seinem Video „Zerstörung der CDU“, Medien und Politik in Schnappatmung zu versetzen. Hatte er wirklich was zu sagen oder ist er doch nur ein Populist, wie pro kommentierte? Noch turbulenter wurde die Diskussion, als die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer Regeln für Social Media forderte.
Anfang Mai starben kurz nacheinander zwei Persönlichkeiten des christlich-kulturellen Lebens in Deutschland: der Verleger Friedrich Hänssler und die Liedermacherin und Musikerin Margret Birkenfeld. Beide wurden 92 Jahre alt.
Nur 37 Jahre wurde Rachel Held Evans. Die amerikanische Autorin und Bloggerin starb im Mai an den Folgen eines grippalen Infekts. Bekannt wurde sie dadurch, dass sie kontrovers über die wörtliche Auslegung der Bibel, Rassismus, Abtreibung, Evolution, Hochzeit, das Patriarchat, Frauen in Führungsrollen und die evangelikale Unterstützung von US-Präsident Donald Trump schrieb. Die Nachricht von ihrem Tod wurde im Mai am häufigsten gelesen.
Juni: Leben retten
Rund 32.000 Menschen hörten Sandra Bils im Dortmunder Signal-Iduna-Park zu, als sie beim Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentages predigte. Leben zu retten sei kein Verbrechen, sondern eine Christenpflicht, machte Bils ihnen klar. Bereits vorher hatte pro mit der Pastorin gesprochen und ein Porträt über sie veröffentlicht. Die Beiträge zu ihr und dem Kirchentag fanden viel Interesse bei unseren Lesern.
Beschäftigt hat unsere Leser aber auch das Schicksal von Mahsa – einer jungen Frau aus dem Iran, die zum Christentum konvertiert, nach Deutschland geflohen war und nun abgeschoben werden sollte.
Juli: Silbereisen und Augustinus
Kirchenvater Augustinus, geboren 354, ist nicht verdächtig, andere in den Sozialen Netzwerken mit Unflat und Hetze zu überschütten. Dennoch: Facebook stufte seine Worte als Hassrede ein und löschte den Post eines Zitates von ihm – mehrmals. Die Nachricht davon scheint die pro-Leser auch überrascht zu haben, sie ist die am zweithäufigsten gelesene des Monats.
Doch mit dem Namen Silbereisen kann der Theologe dann doch nicht mithalten. pro hatte sich mit Franz Silbereisen getroffen, dem ältesten Bruder von Schlagerstar Florian Silbereisen. Franz ist Prediger in einer freien Gemeinde, er lebt für Jesus und dafür, dass Menschen von Gottes Liebe erfahren und zum Glauben an ihn kommen. Im Gespräch mit pro hat er auch erklärt, was er vom Showgeschäft hält. Das hat die Neugier unserer Leser ganz offensichtlich gekitzelt. Der Beitrag avanciert zum meistgelesenen des Jahres.
August: Christliche Promis sagen dem Glauben Ade
Die jährliche Allianzkonferenz Anfang August schafft es eher selten größer in die Schlagzeilen. In diesem Jahr jedoch sorgte ein Israel-Seminar für Aufregung, das Hans-Jürgen Abromeit, damaliger Regionalbischof von Greifswald, auf der Konferenz hielt. Darin attestierte er den Deutschen aufgrund des Holocausts eine „Überidentifikation“ mit dem Staat Israel und kritisierte die Staatsräson Deutschlands. Das beschäftigte auch viele pro-Leser.
Vor allem aber interessierten sich unsere Leser im August für die Promis der christlichen Szene: Der Hillsong-Musiker Marty Sampson erklärte, sich vom Glauben zu distanzieren. Kurz zuvor hatte auch der christliche Autor Joshua Harris bekanntgegeben, kein Christ mehr zu sein und sich scheiden zu lassen.
September: Sex, Abtreibung und ein missfälliger Bibelvers
Um „Sex, Abtreibung und andere Tabus“ geht es im Buch „Unverschämt schamlos“ von der US-Pastorin Nadia Bolz-Weber. Im September ist es auf Deutsch erschienen. pro hat sich mit den Thesen der Theologin beschäftigt – die Rezension des Buches gehört zu den meistgelesenen Beiträgen in dem Monat. Nur wenige Tage später fand in Zürich und in Berlin der „Marsch für das Leben“ gegen Abtreibung statt. Auch darüber haben sich viele Leser bei uns informiert.
Die Top-Meldung kam jedoch aus dem Ausland: Weil sie ein Bibelzitat postete, nahm die Polizei Ermittlungen gegen die finnische Politikerin Päivi Räsänen auf. Worum es in dem Bibelvers ging, können Sie hier noch einmal nachlesen.
Oktober: Zurücktreten oder auf geheiligten Sohlen gehen
Der Rücktritt des evangelischen sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing hat im Oktober die Kirchenwelt erschüttert und Gemüter erhitzt. Unsere Leser hat der Fall ebenso bewegt. Aber auch eine kuriose Nachricht schaffte es unter die Top-Ten des Monats: Turnschuhe mit Weihwasser sind Verkaufsschlager.
November: Die Pastorin an Trumps Seite
Der November war der Monat des Kanye West: Gleich dreimal berichteten wir über den US-Sänger und Rapper, seinen Glauben und seine Musik. Der Text „Wie Kanye West auszog, um das Evangelium zu predigen“ ist zwar vom 31. Oktober, war im Folgemonat aber einer der meistgelesenen.
Viele Leser interessierten sich auch für unseren Kommentar zur amerikanischen Fernsehpredigerin Paula White: US-Präsident Donald Trump hatte sie Anfang November offiziell als Regierungsberaterin in Sachen Glauben eingestellt. Aber mit ihrem Wohlstandsevangelium ist sie umstritten.
Für die Christliche Medieninitiative pro war die Preisverleihung des „Goldenen Kompasses“ der Höhepunkt des Monats, wenn nicht des Jahres. Die Auszeichnung gab es für Medienmacher, die auf besondere Weise den christlichen Glauben aufgegriffen haben. Einer der Preise ging an den Schauspieler Heino Ferch.
Dezember: Der Tod von Reinhard Bonnke
Im Dezember erreichte uns die Nachricht, dass der Evangelist Reinhard Bonnke verstorben ist. Der charismatische Prediger hat vor allem in Afrika gewirkt. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Massenevangelisationen, bei denen es auch Wunderheilungen gegeben haben soll. Kritiker blickten skeptisch auf seine Methoden und Theologie. Unsere Meldungen zu seinem Tod wurden mehrere tausend Male gelesen, so oft wie keine anderen.
Von: Jonathan Steinert