Ein wenig wundere ich mich über die Aufregung angesichts der Datenveröffentlichungen in Deutschland. Dabei ist es immer das gleiche.
Der Angriff auf den Bundestag 2015: Große Aufregung.
Der Angriff auf die Bundesregierung 2016: Große Aufregung.
Nun der Angriff auf Politiker, Journalisten und Künstler: Klar. Große Aufregung.
Dazwischen, davor und wahrscheinlich auch zwei Wochen danach: Ganz viel Ruhe. Übertreib doch nicht. Wieder eine Sicherheitslücke. Das ist doch langweilig.
Als Redakteur, der sich um digitale Themen kümmert, kenne ich diese Sprüche. Langweilig, das mag sein. Doch nun ist es interessant, weil Privatfotos eines Fernsehmoderators zu sehen sind? Weil die Chats von Peter Altmaier nachlesbar sind? Weil die Privatadressen von Sido und anderen Rappern zu lesen sind? Weil irgendwie alles den Glanz der Schönen und Reichen hat?
Warum gibt es die Aufregung nicht, wenn die eigenen Daten – und auch die von Ihnen, die gerade unser Programm hören – in Gefahr sein könnten? Warum keine Aufregung, wenn man erfährt, dass vernetzte Glühbirnen Dateien vom eigenen Computer verschicken können? Wenn alte Faxtechnik von vorvorgestern moderne Büros von heute angreifbar macht? Alles Themen, die letzte Woche auf dem Tisch waren, als sich 17.000 Hacker in Leipzig trafen, nicht um etwas Böses anzurichten, sondern um vor bösen Sicherheitslücken zu warnen.
Daten können geschützt werden. Haben Sie Ihre Daten irgendwo in der Cloud abgespeichert, damit Sie auf dem Handy, zu Hause und im Büro drankommen? Eigentlich kein Problem. Doch haben Sie auch eine doppelte Sicherheit? Passwort und eine Bestätigung über das Handy? Sie schließen doch auch Ihre Haustür gern ein zweites Mal ab. Oder? Und dann kürzlich: Der Kollege, der per Telefon in seinem Sekretariat nach seiner Kreditkarten-Nummer und dem Sicherheitscode fragte.
Wir sollten im Kleinen anfangen. Wie Sie am EC-Automaten aufpassen, dass keiner Ihren vierstelligen Pincode sieht, sollten Sie auch im Online-Bereich aufpassen. Wenn Sie im Büro den Arbeitsplatz verlassen, sperren Sie Ihren Rechner. Ändern Sie regelmäßig ihr Passworte. Und richten Sie bei Facebook, Twitter, ihrem Mailprogramm und was Sie sonst noch nutzen jeweils ein anderes Passwort ein. Dafür brauchen Sie vielleicht nur einen Buchstaben zu ändern. Wenig Mühe, aber große Wirkung.
Langweilig? Ich weiß. Es sind ja nur Ihre persönlichen Daten … Trotzdem, denken Sie mal darüber nach. Sicherheit fängt bei jedem persönlich an.
Von: Michael Voß
Dieser Text erschien zuerst als Hörfunkkommentar bei MDR Aktuell. Wir danken für die Abdruckgenehmigung.