Bundesinnenminister Horst Seehofer will sich mit Glaubensgemeinschaften an einen Tisch setzen. Themen der Gespräche sollen das Verhältnis zwischen Staat und Religion, ein friedliches Zusammenleben in der pluralen Gesellschaft oder die Bedeutung von Religion für das Gemeinwesen sein. Das veröffentlichte der CSU-Politiker am Donnerstag in einem Aufsatz für die Tageszeitung Die Welt. Das Ministerium äußerte sich bisher gegenüber pro nicht dazu, mit wem Seehofer sich treffen möchte und wann diese Gespräche stattfinden werden.
In der Welt schreibt Seehofer: Zwar seien die Kirchenmitgliedschaften zurückgegangen, Religion habe aber nach wie vor einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft. Das habe sich unter anderem in der Debatte um den Kreuzerlass in Bayern oder um Kopftuchverbote gezeigt. Die Flüchtlinskrise habe zu erheblichen Herausforderungen geführt, weil Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsstaaten, mit unterschiedlicher religiöser und kultureller Prägung eingewandert seien.
Wahrheitsanspruch erschwert Zusammenleben
Jede Religion könne sich positiv und negativ in einer Gesellschaft auswirken. „Wir Europäer haben in vielen Jahrhunderten schmerzvoll gelernt, dass ein friedliches Zusammenleben schwierig ist, wenn mit dem religiösen ein politischer Wahrheitsanspruch einhergeht“, schreibt Seehofer. Deshalb achte der Staat die spirituelle Autorität der Religionen, behaupte aber zugleich seine Autorität zur Regelung des Zusammenlebens: „Die Religionsfreiheit entbindet niemanden von der Achtung der Verfassung.“
Klar sei aber auch, dass Wertvorstellungen eine prägende Kraft für ein demokratisch verfasstes Gemeinwesen seien. Deshalb plädiert er dafür: „Werden wir uns also unserer kulturellen und religiösen Wurzeln bewusst und vertreten diese mit gesundem Selbstbewusstsein, zugleich aber auch mit Respekt vor den anderen religiösen und weltanschaulichen Auffassungen.“
Von: Anna Lutz