Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer hält den Islam nicht für einen Teil Deutschlands. In einem Interview der Bild-Zeitung sagte Seehofer auf Nachfrage: „Nein. Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“
Weiter erklärte der CSU-Chef, dass Deutschland durch das Christentum geprägt sei. „Dazu gehören der freie Sonntag, kirchliche Feiertage und Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten.“ Seehofer stellte aber auch klar: „Die bei uns lebenden Muslime gehören selbstverständlich zu Deutschland.“ Das bedeute jedoch nicht, „dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Traditionen und Gebräuche aufgeben“.
Seehofer sprach sich auch für die Einberufung einer weiteren Islamkonferenz aus. Der Staat müsste mit den muslimischen Verbänden den Dialog suchen und diesen an manchen Stellen auch noch ausbauen: „Muslime müssen mit uns leben, nicht neben oder gegen uns“.
Zuspruch aus der AfD, Widerspruch von Merkel
Zuspruch für seine Äußerungen erhielt Seehofer aus den Reihen der AfD. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei im Bundestag, Beatrix von Storch, erklärte via Twitter, Seehofer lese das Programm der AfD, und brachte die Aussagen mit den anstehenden bayerischen Landtagswahlen in Verbindung.
Aus den anderen Parteien war hingegen Kritik zu hören. FDP-Chef Christian Lindner sprach auf Facebook von einer „völlig überflüssigen Debatte“. Die Co-Vorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, warf Seehofer indirekt vor, die Gesellschaft zu spalten.
Am Rande eines Treffens mit Schwedens Regierungschef schaltete sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in die Debatte ein und widersprach Seehofer. Deutschland sei zwar „sehr stark durch das Christentum“ und das Judentum geprägt, „aber inzwischen leben vier Millionen Muslime in Deutschland. (…) Und diese Muslime gehören auch zu Deutschland. Und genauso gehört ihre Religion damit zu Deutschland, also auch der Islam.“ Zuvor hatte sich bereits CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer zu Wort gemeldet und Seehofer ebenfalls widersprochen.
In Deutschland gibt es seit einigen Jahren immer wieder Debatten darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört. Der heutige Bundestagspräsident, Wolfgang Schäuble (CDU), hatte den Islam 2006 in seiner damaligen Funktion als Innenminister während einer Islam-Konferenz als „Teil Deutschlands und Europas“ bezeichnet. 2010 wandte sich mit Christian Wulff (CDU) erstmals auch ein deutsches Staatsoberhaupt mit den Worten an die Öffentlichkeit: „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ 2015 folgte dann auch Merkel.
Von: Sandro Serafin