Schwaetzer: Staatsnähe der EKD überdenken

Die ehemalige Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, hält den Vorwurf der Staatsnähe ihrer Kirche für berechtigt. Und ermahnt die EKD, das zu überdenken.
Von Jonathan Steinert
Irmgard Schwaetzer

Die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollte ihr Verhältnis zum Staat auf den Prüfstand stellen. Das machte Irmgard Schwaetzer, die im Frühjahr aus dem Amt geschiedene Präses der EKD-Synode, im Interview der mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ (Ausgabe vom 8. August) deutlich. Der „Vorwurf der Staatsnähe“ sei berechtigt. „Die müssen wir als EKD überdenken.“ Es müsse klar werden, „dass wir nicht die Kommentatoren von Tagespolitik sind, sondern dass unser Auftrag im Neuen Testament wurzelt“, sagte sie in dem Interview, das vorab veröffentlicht wurde. Darin könne die Kirche von den Synodalen mit DDR-Vergangenheit lernen.

Nachholbedarf sieht Schwaetzer auch beim Thema Frieden. Der Rat der EKD habe festgestellt, dass eine stärkere Auseinandersetzung mit der Friedensarbeit nötig sei, die es in der DDR gegeben habe.

Als Ziele, die sie in ihrer mehr als siebenjährigen Amtszeit erreicht habe, nannte Schwaetzer unter anderem Beschlüsse, die das Verhältnis zwischen Christen und Juden betreffen: die Auseinandersetzung mit Martin Luthers Haltung zu ihnen und die Absage an die Judenmission. „Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft wieder zugenommen, und wir haben den Auftrag, dagegen zu arbeiten.“ Ein anderer Schwerpunkt sei es gewesen, die Kirche auf grundlegende Veränderungen vorzubereiten, da „der christliche Glaube für immer weniger Menschen bedeutend für ihr Leben ist“. In den zwölf Leitsätzen, die diesen Zukunftsprozess der EKD beschreiben, sieht Schwaetzers Nachfolgerin Anna-Nicole Heinrich den „größten Staffelstab“, den sie übernehme. Diese müssten nun angepackt werden, sagte sie in dem gemeinsamen Interview.

Schwaetzer betonte zudem, dass es eine verständliche Sprache brauche, um über den Glauben zu sprechen, und warb dafür, die BasisBibel öfter im Gottesdienst einzusetzen. „Die Bibelübersetzung Martin Luthers, selbst in der Übersetzung von 2017, ist nicht das, was man Menschen verständlich machen kann.“

Schwaetzer hat ihr Amt als Präses der EKD-Synode im Mai abgegeben. Die 25-jährige Heinrich wurde als ihre Nachfolgerin gewählt.

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2 Antworten

  1. Lutherbibel, oder Basisbibel?
    Die Bibel ist ja nicht nur ein rein informativer Bericht. Die Bedeutung der biblischen Texte liegt auch in Sprache und Rhythmus. Da sollte man die Lutherbibel nicht zu schnell aus der Hand legen, um es den heutigen Zeitgenossen vermeintlich „einfacher“ zu machen, sich den Texten zu nähern.
    Man könnte Wesentliches dabei aus den Augen verlieren.

    Wichtig ist es doch auch, dass nicht nur Inhalte, sondern auch die Texte in einer gemeinsam vertrauten Version kennengelernt werden. Dass sich die Weihnachtsgeschichte, Psalm 23, das Vaterunser, die Schöpfungsgeschichte, Johannes Kap.1, usw. eben nicht nur als Information, sondern tatsächlich die Worte (auswendig) eingeprägt haben.

    Aber dazu gibt es sicher viele Meinungen …

    Am Besten, man lässt die Texte im Vergleich auf sich wirken:

    Von Anfang an gab es den, der das Wort ist.
    Er, das Wort, gehörte zu Gott.
    Und er, das Wort, war Gott in allem gleich.
    Dieses Wort gehörte von Anfang an zu Gott.
    Alles wurde durch dieses Wort geschaffen.
    Und nichts, das geschaffen ist,
    ist ohne dieses Wort entstanden.
    Er, das Wort, war zugleich das Leben in Person.
    Und das Leben war das Licht für die Menschen.
    Das Licht leuchtet in der Finsternis,
    aber die Finsternis hat es nicht angenommen.

    Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
    Dasselbe war im Anfang bei Gott.
    Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
    In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
    Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

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  2. Man muß bei den Bibelausgaben wissen, daß es Bibeln gibt, die sehr nah am Basistext sind, andere sind schon eher auslegende Übersetzungen, alles hat irgendwo seine Berechtigung, solange es nicht die sogenannte >>Bibel in „gerechter“ Sprache<<, also eine von Genderideologen verfälschten Bibel handelt. Ich selbst bevorzuge die Elberfelder Übersetzung, aber andere haben eben auch ihre Berechtigung. Luther 1984 ist für die Weihnachsgeschichte und Psalm 23 für mich die Bibel, da sie eben die Worte verwendet, die einem so vertraut sind, trotz der Ungenauigkeiten wie "den Menschen ein Wohlgefallen" in der Weihnachtsgeschichte, statt "den Menschen seines Wohlgefallens."
    Die Problematik von Übersetzungen aller Art, auch der Bibel, ist eben, daß ein Wort mehrere Bedeutungen in der einen Sprache hat, während es im Ausgangstext mehrere Worte dafür gibt. So haben wir im Deutschen nur das Wort "Liebe"; was aber die Agape-Liebe, also die bedingungslose Liebe, ohne den Sinn nach Erwiderung einschließt, genauso wie die Eros-Liebe, die rein sexuell gedacht ist und die Philia-Liebe, die eine brüderliche oder geschwisterliche Liebe meint. Es gibt Gleichzeitigkeiten der drei Formen, alle möglichen Kombinationen daraus. Das Problem ist für einen Übersetzer, nun eine entsprechende Formulierung zu finden, die dem Original weitgehend entspricht. Deswegen bedeutet das Wort "Habt Liebe untereinander" eben keine Aufforderung zu einer Orgie. So manches Mißverständnis rührt aus der Unkenntnis dieser begrifflichen Unschärfen.
    Die Bibeln in modernder Sprache sind oft ein Einstieg, meist folgt das Verlangen nach einer Übersetzung näher am Urtext ganz von allein. Auch Studienbibel können sehr hilfreich sein, mit Leseplänen die Bibel zu erkunden. Wer alles erst einmal kostenlos vergleichen will, dem sei die Bibel App empfohlen, die kostet nicht, bietet mehrere Bibelübersetzungen und auch Lesepläne an. Am Ende wird man meist mehrere Bibeln haben. Die beste Bibel ist aber immer noch die, die gelesen wird. Also, lieber die Volxbibel in der Hand als die Elberfelder im Bücherregal.

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