Schock bei Theaterfestival: Jesus vergewaltigt Muslima

Auf der Bühne liegt eine halb nackte Muslima, die von Jesus vergewaltigt wird: Auf einem polnischen Theaterfestival sorgt das Stück „Unsere Gewalt, eure Gewalt“ des bosnisch-kroatischen Regisseurs Oliver Frljić für einen Schock – allerdings nicht zum ersten Mal.
Von PRO
Regelmäßig finden im Theater des polnischen Bydgoszcz Festspiele statt. Mit der diesjährigen Aufführung des Stückes „Unsere Gewalt, Eure Gewalt“ hat der Regisseur Oliver Frljić die Besucher geschockt

Das umstrittene Stück, das kürzlich auf dem polnischen Theaterfestival gespielt wurde, heißt „Unsere Gewalt, eure Gewalt“. Wie die Bild-Zeitung berichtet, sind die Zuschauer von der Inszenierung angeekelt gewesen. In einer Szene vergewaltigt Jesus eine Muslimin. Nach dem vollzogenen Akt wischt er sich mit seinem Lendentuch in den polnischen Nationalfarben seine Genitalien ab. Häftlinge hinter Gittern betrachten diese Szene teilnahmslos.
Laut Bild-Zeitung hätten die drastischen Szenen für zahlreiche Beschwerden gesorgt, die auch eine offizielle Entschuldigung der Theaterleitung forderten. Auch die Tatsache, dass das „Premiere Festival“ durch Steuergelder mit umgerechnet rund 60.000 Euro bezuschusst werde, sorgte für kritische Stimmen.

Sexszene während „Stille Nacht“

Die Hauptfiguren der Handlung sind Flüchtlinge ohne Zukunftsaussichten und Integrationschancen. Irgendwann beginnen die Darsteller zu den Klängen von „Stille Nacht“ zu tanzen – nackt. Aus den anfänglichen Tänzern finden sich laut Bild-Zeitung nach und nach Sex-Paare zusammen. Übrig bleibt eine Frau mit dem islamischen Gesichtsschleier – als sichtbares Zeichen des Andersseins – , die dann von Jesus vergewaltigt wird.
Eigentliches Thema des Regisseurs ist der Widerstand gegen den alltäglichen Faschismus und Rassismus in Europa. Er orientiert sich dabei an der Romantrilogie „Die Ästhetik des Widerstands“, das als Hauptwerk des deutsch-schwedischen Schriftstellers Peter Weiss gilt. Darin geht es um das Scheitern sozialistischer Ideale, aber auch darum, wie Menschen der Gewalt und Gräuel einer Diktatur ausgesetzt sind.

„Bisheriger Tiefpunkt der Saison“

Die polnische Zeitung Fakt beschreibt das Stück als „widerwärtige antichristliche Provokation“. Die Polska Times sieht in dem Stück „für den Polen einen Schlag auf den Kopf – leider nicht ohne Wert“. Bereits bei einer Aufführung in Österreich im Juni löste das Stück einen Skandal aus. Kritiker bezeichneten es nach seiner Aufführung bei den Wiener Festwochen als „bisherigen Tiefpunkt der Saison“.
Der kroatische Theaterregisseur Oliver Frljić widmet sich zeitgenössischen Themen und versteht sich als dezidiert politisches Theatermacher. Bis 2016 war er Intendant des Nationaltheaters in Rijeka, gab aber aus Protest gegen die kroatische Kulturpolitik seinen Rücktritt bekannt. (pro)Polnisches Mediengesetz in der Kritik (pro)
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