Die Kirche sei kein Museum, sondern eine lebendige Größe, die das Evangelium unter die Leute bringe. „Das hat mit Zeitgeist-Surferei nichts zu tun”, sagte Schneider. Die Wirklichkeit familiären Lebens habe sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. „Darauf reagieren wir, indem wir die gesellschaftliche Realität in Relation zum biblischen Zeugnis setzen und eine Diskussion über Konsequenzen führen.” Die breite Debatte über die EKD-Schrift überrasche ihn nicht: „Wer über Familie schreibt, der schreibt über Fragen, die Menschen bis ins Tiefste treffen können.” Das Papier sei aber eine Orientierungshilfe und keine lehramtliche Verlautbarung. „Wir erheben nicht den Anspruch, es gebe nur eine einzige mögliche Position zu den ethischen Fragen von Ehe und Familie. Das enttäuscht natürlich diejenigen, die von uns Eindeutigkeit erwarten nach dem Motto: So hat es zu sein und so habt Ihr um Gottes Willen zu leben.”
Schneider sieht die verschiedenen Strömungen des Protestantismus in der Ad-hoc-Kommission, die die Schrift erarbeitet hat, vertreten: „Die Kommission hat einen Text erarbeitet, und dieser Text wurde diskutiert, sowohl im Kirchenamt der EKD als auch im Rat – dort mehrere Male. Damit wurde die Vielfalt des Protestantismus ins Gespräch gebracht.” Die Ökumene müsse Debatten, Verunsicherungen, Irritationen und „massive Verärgerungen” über die Orientierungshilfe ebenfalls aushalten.
Die Kommission zur Erarbeitung des Familienpapiers sei seiner Meinung nach richtig zusammengesetzt gewesen. Dennoch würde er, wenn er noch einmal wählen könnte, zusätzlich akademische Exegeten hinzuzuziehen. Weiter erklärte er: „Ich würde außerdem darüber nachdenken, ob die Art und Weise, wie wir mit diesem Papier an die Öffentlichkeit gegangen sind, die richtige Form ist.” (pro)