Schiedsrichterin zu freizügig für iranisches Fernsehen

Der Auftritt der deutschen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus beim Spiel Bayern München gegen den FC Augsburg hat für schwarze Mattscheibe im iranischen Staatsfernsehen gesorgt. Das streng muslimische Land zeigt wegen seiner religiösen Vorschriften keine Bilder von freizügig gekleideten Frauen.
Von PRO
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus ist hier voll in ihrem Element. Das von ihr geleitete Bundesligaspiel Augsburg gegen München am Sonntag wurde vom Bildschirm iranischer Medien verbannt.

Der iranische Fernsehsender IRIB hat die Begegnung zwischen dem FC Augsburg und Bayern München der deutschen Fußball-Bundesliga nicht übertragen. Medienberichten zufolge liegt dies daran, dass eine Schiedsrichterin in kurzen Hosen das Spiel geleitet hat. Im Islam gelten strenge Bekleidungsvorschriften. Der Auftritt von Bibiana Steinhaus erschien dort zu freizügig.

Der islamische Staat zensiert auch Filme mit zu freizügigen Szenen. Das Fußballspiel zwischen dem FC Augsburg und Bayern München musste allerdings ganz vom Bildschirm verschwinden, weil Steinhaus dauernd im Bild zu sehen gewesen wäre, was eine Zensur schwer möglich gemacht hätte. Dies melden etliche deutsche Medien und berufen sich dabei auf iranische Quellen.

Bereits ähnliche Vorfälle

Die iranische Korrespondentin der ARD, Natalie Amiri, teilte mit, dass die Übertragung in letzter Sekunde gestrichen worden sei. Einen ähnlichen Vorfall hatte es im Mai 2018 gegeben. Das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Bayern München konnten die Zuschauer nur in einer Weitwinkel-Perspektive sehen. Jedes Mal, wenn die Kameras die Unparteiische einfingen, wechselten die TV-Bilder auf die Zuschauerränge.

Die 39-jährige Bibiana Steinhaus ist die erste deutsche Schiedsrichterin in der Fußball-Bundesliga. Ihr erstes Spiel pfiff sie im September 2017. Sie gehört zu den besten Vertretern ihrer Zunft. Die iranischen Zuschauer mussten auch schon auf die Auslosung zur Fußball-WM im Dezember 2017 verzichten. Obwohl viele Fußballfans die russische Moderatorin Maria Komandnaja in den sozialen Medien aufgefordert hatten, auf ihre Kleiderwahl zu achten, war das schwarze Kleid zu knapp. Der erste Teil der Auslosung wurde zensiert und nur das Kugelziehen gezeigt.

Laut Nachrichtenportal Welt online wollte sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nicht zu dem Vorfall äußern. Sie besitzt die Übertragungsrechte an den Spielen, hat aber laut Welt keinen Vertrag mit dem iranischen Staatsfernsehen, sondern nur eine Sublizenz, die in diesem Fall wohl keine Sendeverpflichtung beinhaltet. „Der einflussreiche Klerus hält seit Jahren an seinen islamischen Kriterien fest, wonach bei Frauen alle Körperteile außer Hände, Füße und Gesicht bedeckt sein müssen“, schreibt die Welt.

Beim staatlichen Sender etwa sitzen sogenannte Moralwächter, die ein Live-Programm unterbrechen, sobald Bilder von leicht bekleideten Frauen gezeigt werden. Um rechtzeitig reagieren zu können, wird jedes Live-Programm mit einer 30-sekündigen Verzögerung gesendet.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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