"In der Platzierung der Sendung sehe ich ein mangelndes Bewusstsein für die Bedeutung des Reformationstags. Und ich wünsche mir, dass dieses Bewusstsein auch bei RTL stärker ist", sagte der EKD-Medienbeauftragte, Markus Bräuer, der "Leipziger Volkszeitung". Er kenne die Sendung "Das Medium" zwar noch nicht und könne sich nur auf Grund der Informationen äußern, die bereits vorliegen. Allerdings sei der Sendetermin unpassend. "Der Reformationstag steht für die Verbindung von Glaube und Vernunft. Eine Hellseherin, die Kontakt mit den Toten zu haben behauptet, erscheint mir im 21. Jahrhundert überholt", kritisierte Bräuer.
Grundsätzlich gelte für Christen, dass sie auch über die Grenze des Lebens hinaus auf die Gnade Gottes vertrauen, der Lebende und Verstorbene miteinander verbindet. "Eine Kontaktaufnahme einer Hellseherin mit einem Verstorbenen ist damit nicht zu verbinden", sagte Bräuer weiter. Die Würde des Menschen gelte auch über das irdische Leben hinaus. Im Fall von Uwe Barschel sei darauf seit dem Moment seines Todes wenig Rücksicht genommen worden. "Schon deshalb ist das Thema besonders schwierig. Aber ich mag nicht darüber urteilen, wenn die Witwe von Uwe Barschel zur Bewältigung ihrer Trauer Wege geht, die ich nicht unterstützen kann."
Der Geschäftsführer des "Christlichen Medienverbundes KEP", Wolfgang Baake, bezeichnete die Sendung als "Spiritismus pur". "Das Medium" gaukle den Zuschauern vor, realen Kontakt zu Barschel aufzunehmen, dabei werde auch von staalichen Stellen immer wieder vor Spiritismus gewarnt. "Es kann und darf nicht sein, dass RTL so etwas wie eine öffentlich praktizierte Totenbefragung propagiert", sagte Baake und fragte: "Welche Werte vertritt dieser Privatsender bloß?"
In der RTL-Sendung will die Hellseherin Kim-Anne Jannes versuchen, in Anwesenheit der 63-jährigen Witwe des CDU-Politikers Barschel Kontakt mit dem Verstorbenen aufzunehmen. Der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, war 1987 in einem der größten Polit-Skandale der bundesdeutschen Geschichte verwickelt. Er hatte im Wahlkampf seinen SPD-Widersacher bespitzeln und denunzieren lassen und mit seinem "Ehrenwort" öffentlich alles abgestritten. Wenige Tage später, am 11.Oktober 1987, wurde Barschel tot in einer Badewanne des Genfer Hotels Beau Rivage gefunden. Bis heute sind die Todesumstände ungeklärt. (pro)