Der dienstälteste Abgeordnete des Bundestags, Wolfgang Schäuble (CDU), sieht im christlichen Glauben eine wichtige Stütze für seine politische Karriere. „In der Politik hat mir der Glaube immer geholfen, denn ich war überzeugt: Wir kennen nicht die letzte Antwort“, sagte Schäuble in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe Dinge, „die liegen außerhalb unserer Welt“, erklärte der evangelische Christ Schäuble, der am 18. September 80 Jahre alt wird.
„Wenn Sie alt werden und merken, dass das Leben endlich ist, versuchen Sie im Glauben Halt zu finden“, sagte der frühere Bundestagspräsident und mehrfache Bundesminister über seinen Glauben. Gleichzeitig betonte er: „Aber drei Vaterunser und alles ist gut – das ist kein Patentrezept.“ Auf die Frage, ob das Gottvertrauen im Alter wächst, sagte Schäuble: „Die Alternativen werden weniger.“
Bergpredigt keine Politikanleitung
Den Kirchen, die seit Jahren Mitglieder verlieren und inzwischen weniger als die Hälfte der Bevölkerung hinter sich vereinen, riet Schäuble, sich zu fragen, was sie besser machen könnten: „Sind wir gut genug, das zu vermitteln, was wir wollen, nämlich die Botschaft des Glaubens?“ Das solle eine frohe Botschaft sein. „Das ist besser geworden, und deshalb können wir die Debatten auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein führen“, sagte Schäuble. Der Anspruch, Volkskirche zu sein, stehe für ihn außer Frage, sagte Schäuble, der seit 1972 dem Bundestag angehört.
Er warnte aber davor, die Kirche als „Politikersatz“ zu sehen. „Diese Welt und das Reich Gottes sind zu trennen, und deswegen haben auch Pastoren keine endgültige Gewissheit“, sagte er: „Das sollten sie beherzigen, wenn sie zu tagesaktuellen Fragen sprechen.“ Auch sei die Bergpredigt keine Anleitung für Politik. „Das hindert niemanden an dem Versuch, nach der Bergpredigt zu leben“, sagte er und ergänzte: „Wir müssen allerdings wissen, dass keiner unter uns ohne Sünde ist.“