„De mortuis nihil nisi bene“ lautet ein lateinisches Sprichwort, wonach von Verstorbenen nur in guter Weise gesprochen werden soll. Das Ansinnen dahinter ist verständlich, doch lässt es sich nicht immer umsetzen – gerade im Journalismus. Nachrufe, die öffentliche Personen der Zeitgeschichte würdigen, können und müssen auch auf Aspekte hinweisen, die dem Verstorbenen nicht unbedingt schmeicheln.
Am Dienstag verstarb Rupert Neudeck, katholischer Journalist und Mitgründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“. Bekannt wurde er 1979 durch die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge im Chinesischen Meer. Für die „Süddeutsche Zeitung“ war er ein „Samariter der Moderne, ein Christ, ein radikaler Humanist“, für die Zeitung Die Welt waren „Helfen und Nächstenliebe“ sein Lebenswerk. Das mag stimmen – was diese und andere Nachrufe aber verschweigen: Neudeck war ein leidenschaftlicher Gegner Israels.