Rumänien erinnert an verfolgte Christen

Am Sonntag hat Rumänien erstmals im Rahmen eines neuen gesetzlichen Gedenktages an verfolgte Christen erinnert. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat mit dem Abgeordneten, der das Gesetz dazu anschob, gesprochen und widmet dem Thema eine ganze Seite.
Von Jonathan Steinert
In vielen Ländern der Welt erleben Christen Angriffe auf ihr Leben und ihre Kirchen. Die Flucht von Tausenden irakischen Christen vor der Terroroganisation Islamischer Staat ist nur eines von vielen Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit.

Der 16. August ist seit diesem Jahr in Rumänien ein Gedenktag für verfolgte Christen weltweit. Das Parlament verabschiedete im Juni ein Gesetz dazu. Angeschoben hat es der Abgeordnete Daniel Gheorghe von der nationalliberalen Partei „Partidul National Liberal“. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) hat mit dem Politiker gesprochen und berichtet auf fast einer ganzen Seite über die Hintergründe des Tages.

Der Termin erinnert an den Tod Constantin Brancoveanus, eines Fürsten der Walachei, einer Region im Süden des heutigen Rumäniens. Der wurde mit seinen Söhnen und einem Vertrauten am 15. August 1714 von den Osmanen hingerichtet. Sie sollen es abgelehnt haben, zum Islam überzutreten und so ihr Leben zu retten. In der rumänisch-orthodoxen Kirche ist der 16. August deshalb schon seit Anfang der Neunzigerjahre ein Gedenktag für diese Märtyrer. Nun also auch ein staatlicher. Denn, so gibt die FAS den Initiator des Gesetzes wieder, die Männer hätten sich damals für die europäischen Werte geopfert. Deshalb sollten sie durch einen Gedenktag gewürdigt werden.

Christenverfolgung kein historisches Phänomen

Gleichzeitig wolle Gheorghes damit auch auf die aktuelle Lage von unterdrückten Christen hinweisen: „Seit Jahren werden immer mehr Christen verfolgt und Opfer von Gewalttaten. Es vollzieht sich eine regelrechte Offensive gegen Christen“, sagte er der Zeitung. Die Angriffe gegen Christen sieht Gheorghes vor allem im Islamismus, wie auch in totalitären Regimen wie Nordkorea und China. Aber auch in Europa: Gegenüber der FAS spricht er etwa von einer „Wiederbelebung neomarxistischer und säkular-nihilistischer Bewegungen“, von „Sprachzensur“ und eingeschränkter Meinungsfreiheit, von „intellektuellem Terrorismus“ und Einschränkungen der christlichen Gemeinschaft in verschiedenen europäischen Ländern. An konkreten Beispielen kann er seine Beobachtungen auf Nachfrage jedoch nicht festmachen.

FAS-Autor Michael Martens bemerkt in seinem Artikel, dass es unabhängig von Gheorghes „Abendlandsuntergangsstimmung“ weltweit tatsächlich „viele Millionen Menschen im Nahen Osten, in Afrika und in Asien“ gebe, die „verfolgt oder schikaniert werden, weil sie Christen sind“. Er nennt als Beispiele das systematische Vorgehen gegen Christen in Algerien, islamistische Terroristen, die sich für Anschläge bewusst hohe christliche Feiertage aussuchen, oder auch den Exodus Tausender Christen aus dem Irak, als dort die Terrororganisation Islamischer Staat herrschte. Ebenso würden Christen im buddhistisch dominierten Myanmar oder durch die hindu-nationalistische Bewegung in Indien unterdrückt. Die Verfolgung von Christen sei kein „historisches, längst überkommenes Phänomen“. Das betonten die Befürworter des neuen Gedenktages in Rumänien und argumentierten: Weil in Europa die Rechte von Minderheiten eine wichtige Role spielten, solle sich der Kontinent, der auf dem Christentum fuße, auch besonders für verfolgte Christen in anderern Teilen der Welt starkmachen.

Von: Jonathan Steinert

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