Boris Reitschuster will es anders machen als die anderen. Etwa, indem er kritisch über Corona-Impfungen berichtet. „Wenn die großen Medien so viel Reklame für die Impfungen machen“, so sagt der Journalist in einem seiner Videos, wolle er gezielt Stimmen zu Wort kommen lassen, die die Kampagne der Bundesregierung kritisch bewerten. Ähnliches gilt für ihn beim Thema des Maskentragens in der Öffentlichkeit. Zimperlich ist der Berliner Reporter nicht, unangenehme Fragen an Politiker kommen ihm recht, wenn er regelmäßig aus der Bundespressekonferenz – dem Branchentreff von Journalisten und Politikern in der Hauptstadt – berichtet und seine Einwürfe mit der Kamera dokumentiert. Anschließend unterfüttert er die Aufnahmen mit Kommentaren zum Thema und stellt sie auf der eigenen Seite und via YouTube online.
Jens Spahn wirft er hier etwa vor, sich bei dessen Covid-Impfung nicht an die Priorisierungsvorgaben des eigenen Ministeriums gehalten zu haben, weil er als Genesener bei Impfstoffmangel angehalten sei, vorerst auf den Pieks zu verzichten. Einem Mitarbeiter des Ministeriums weist er penibel einen falschen Gebrauch der FFP2-Maske vor laufender Kamera nach. Reitschuster zitiert in seinen Artikeln Stimmen, die anderswo nicht vorkommen: Einen Ex-Verfassungsrichter etwa, der den Lockdown für grundgesetzwidrig hält. „Ebenso wichtig wie berührend“ findet der Reporter diese Einlassung. Er zitiert Virologen, die vor Todeswellen nach Impfkampagnen warnen, und schreibt über „Intensivbettenschwindel“.
Kurz: Wer auf der Suche nach Opposition ist, findet genau das bei Reitschuster. Deshalb ist seine Seite in der Corona-Zeit zu einem der bekanntesten sogenannten Alternativen Medien aufgestiegen. Seine Beiträge werden auf Facebook tausendfach geteilt und kommentiert, auf YouTube hat er 278.000 Abonnenten. Eine Interviewanfrage von PRO lehnt er wegen eines zu vollen Terminkalenders ab. „Kritischer Journalismus. Ohne ‚Haltung‘. Ohne Belehrung. Ohne Ideologie“, lautet Reitschusters Slogan. Was im Umkehrschluss bedeuten soll, die althergebrachten Medien sind genau das Gegenteil: Ideologisch eingenommen, unkritisch, belehrend. Nicht das, was die Journalistenlegende Hanns Joachim Friedrichs einst als Leitlinie seiner Zunft ausgab: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
Die Fundamentalkritik an den sogenannten Mainstreammedien gehört zum Geschäftsmodell der Alternativen wie Reitschuster, Tichys Einblick, der Achse des Guten oder der Jungen Freiheit. Sie leben davon, ihr Gegenentwurf zu sein, so wie die AfD einst Gegenentwurf der CDU wurde. Und: Sie sind vielfältig. Zu den Alternativen Medienmachern zählen erfahrene konservative Journalisten wie Boris Reitschuster oder Roland Tichy ebenso wie der vom Verfassungsschutz kritisch beäugte neurechte Wortführer Götz Kubitschek, Betreiber des Magazins Sezession.
Opposition von unten
Gemeinsam ist den meisten Alternativen Medien und ihren Machern die eigene Rollenbeschreibung als Außenseiter, als aufrechte Kritiker, als Sprachrohr jener, die woanders nicht gehört und deren Ansichten im öffentlichen Diskurs an den Rand gedrängt werden. Die herkömmlichen Tages-, Wochenzeitungen, Nachrichtenmagazine der großen Verlage und vor allem den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehen sie als dominanten Block in der Medienlandschaft, der vom gesellschaftlichen Establishment abhängig und ihm gegenüber willfährig ist. Sich selbst sehen die Alternativen als das Korrektiv dieser traditionellen Organe, eine Art Gegenöffentlichkeit zu beherrschenden Meinungstrends bis hin zu einer Opposition zu den „Systemmedien“, erklären Forscher.
„Damit entsteht gleichzeitig eine gewisse Nähe zum politischen Populismus, der ebenfalls eine solche Kritik von und Abgrenzung zu gesellschaftlich etablierten Institutionen in Politik, Medien, Wissenschaft, Kultur betreibt“, sagt Philipp Müller, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Mannheim, gegenüber PRO. Aber um ein Medium tatsächlich als populistisch einzuordnen, müsse sich in der Berichterstattung noch eine „explizite Bezugnahme auf die Vorstellung eines homogenen Volkes“ finden, das „angeblich von den gesellschaftlichen Eliten unterdrückt“ werde, erklärt er weiter. Das sei dann mit Blick auf die Demokratie bedenklich. Seiner Beobachtung zufolge ist diese Gruppe derzeit die tonangebende unter den alternativen Angeboten in Deutschland.
Auch Klaus Kelle sieht sich als Alternative. Seit einigen Monaten betreibt der konservative Journalist, bekannt durch Veröffentlichungen bei Springer oder beim Focus, die Nachrichtenseite The GermanZ. Für sein Magazin wirbt er mit den Worten: „Viele Mainstreammedien sind heute Sprachrohr der Mächtigen.“ Den Öffentlich-Rechtlichen wirft er „Volkserziehung“ vor. Spiegel Online ist für ihn ein „reines Verlautbarungsblatt des Kanzleramtes“. Bei The GermanZ hingegen soll alles anders sein. Das bedeutet für Kelle, im Dienst der „anderen Perspektive“ auch mal den ungarischen Autokraten Viktor Orbán für einen Gastkommentar anzufragen.
Personen der Zeitgeschichte wie die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg bekommen in seinen Augen zu viel Aufmerksamkeit, andere eher konservative Stimmen würden vernachlässigt. Ihn stört, dass die AfD als größte Oppositionspartei im Deutschen Bundestag kaum in politischen Talkshows vorkommt. „Das ist Manipulation“, sagt er. „Wenn es um Corona geht, um Klima oder um Gerechtigkeit, dann wird uns immer eine einzige Wahrheit als alternativlos vermittelt und das ist schlecht für die Demokratie“, sagt er im Gespräch mit PRO und ergänzt: „Dann bilden sich andere Oppositionen.“ Deshalb sei die Gesellschaft polarisiert wie nie.
Journalistische Medien, die nach bestimmten Routinen arbeiten und professionelle Standards für die Auswahl und Prüfung von Informationen haben, erfüllen eine gesellschaftliche Funktion, erklärt die Wissenschaft: den öffentlichen Diskurs zu ermöglichen, indem sie allgemein relevante Themen dafür bereitstellen. Doch sie haben längst kein Monopol mehr darauf, Informationen zu veröffentlichen und Inhalte zu produzieren. Dafür braucht es im digitalen Zeitalter keinen Verlag und keine Redaktion mehr. Der Zugang zur öffentlichen Sphäre ist so einfach wie nie. Davon profitieren auch die alternativen Informationsangebote, die sich neben einigen Printprodukten größtenteils im Netz tummeln und in den sozialen Medien ihr Publikum finden. Vor allem dann, wenn Politiker wie AfD-Fraktionschefin Alice Weidel oder Influencer einzelne Beiträge aufgreifen und auf ihren Kanälen teilen.
Eine Frage des Vertrauens
Die direkte Reichweite der Alternativen ist eher begrenzt. Laut dem Reuters Digital News Report 2020 gaben zwölf Prozent von rund 2.000 repräsentativ befragten Internetnutzern in Deutschland an, Alternative Medien zu kennen. Jedoch nur vier Prozent nutzten sie auch – am häufigsten Tichys Einblick, gefolgt von der Jungen Freiheit. Die Daten stammen allerdings noch von vor der Corona-Krise. Für Ende 2020 ergab eine Langzeitstudie der Universität Mainz, dass 14 Prozent der Deutschen Alternative Nachrichtenseiten für vertrauenswürdig halten. In den vergangenen Jahren bewegte sich der Wert ebenfalls etwa auf diesem Niveau.
Klassische Medien erreichten hingegen einen Höchstwert an Vertrauen: Seit 2015 hielten sie zwischen 41 und 44 Prozent für vertrauenswürdig, nun sagten das 56 Prozent. Gleichzeitig meinten so wenige wie noch nie im Rahmen der Studie, Medien würden systematisch lügen und manipulieren. Mit der Berichterstattung über die Corona-Pandemie waren fast zwei von dreien insgesamt zufrieden. Jedoch gab auch gut ein Viertel der Befragten an, wichtige Informationen zu vermissen. Ähnlich viele hielten die Corona-Berichterstattung für übertrieben. 31 Prozent fanden, dass Medien zu einseitig, 40 Prozent, dass sie zu viel darüber berichten.
Solche Unzufriedenheiten können ein Grund dafür sein, dass sich Menschen bewusst alternativen Medienangeboten zuwenden. Aus seiner eigenen Forschung weiß Philipp Müller, dass Menschen mit einer großen Nähe zu populistischen politischen Positionen und Parteien die Kernnutzerschaft populistischer Alternativer Medien ausmachen.
„Hier handelt es sich um Menschen, die mit den gesellschaftlichen Entwicklungen unzufrieden sind. Dazu kann natürlich auch der etablierte Journalismus beigetragen haben, zum Beispiel über eine jahrelang zu wenig kritische Einstellung gegenüber dem Regierungshandeln, insbesondere wo es Einschnitte für die einfache Bevölkerung mit sich gebracht hat oder wo Lebensverhältnisse und Interessenlagen nicht-akademischer Milieus nicht ausreichend berücksichtigt wurden.“
Nie völlig neutral
Medienmacher Kelle sieht sich als Teil eines „Kampfes für Meinungspluralismus“, wie er sagt. In Deutschland dürfe man zwar alles sagen, „man muss aber mit den Konsequenzen leben“. Das könne bedeuten, dass Farbbeutel gegen die eigene Hauswand flögen oder die Nachbarn einen mieden. Damit meint Kelle wohl auch sich selbst, denn er setzt nach: Niemand dürfe zum Feind erklärt werden, weil er bestimmte Meinungen vertrete, etwa Lebensschutz oder traditionelle Familienwerte, wie er selbst. „An mir ist überhaupt nichts rechts, ich bin Transatlantiker, Europäer und ich finde, Putin gehört in den Knast. Aber man benutzt dieses Label, um mich mundtot zu machen.“ Demokratien müssten es aushalten, dass in den Medien unterschiedliche Meinungen vertreten würden, selbst wenn diese randständig seien. Selbst Verschwörungstheorien haben für Kelle ihren Platz in den Medien, eine rote Linie zieht er erst bei Rassismus, Antisemitismus oder anderen Verstößen gegen das Grundgesetz.
Bleibt die Frage, inwiefern jene, die sich als die eigentlich wahren und neutralen Journalisten darstellen, selbst einer Agenda folgen. Unideologisch wie Reitschuster sein will, ist wohl kaum ein Reporter, bringt doch jeder seine eigenen Ideen, Meinungen und Prägungen mit. Reitschuster etwa war jahrelang Reporter in Russland und beschreibt sich selbst als „allergisch gegen regierungsnahe Journalisten“. Nach eigenen Angaben hat er wegen seiner Arbeit im Ausland sogar Morddrohungen erhalten.
Kelle beschreibt sich und seine politische Meinung als marginalisiert und vom Mainstream verdrängt. Wie jeder Journalist bringen auch diese beiden ihre Lebensgeschichten mit in ihre Veröffentlichungen. Schreiben sie nieder und sprechen sie in Mikrofone. Die Erzählung vom Zeitgeist, von der Regierungsnähe der Medien und der Herabsetzung Andersdenkender. Das ist gut so, schließlich legen sie damit auch den Finger in manche Wunde des gesellschaftlichen Diskurses. Aber es ist eben nie ein vollständiges Bild.
Sogenanntes Framing, das besondere Hervorheben einer bestimmten Perspektive, wie es Kritiker den Mainstreammedien oft vorwerfen, betreiben die Alternativen genauso. Forscher der Universität Münster konnten das an der Corona-Berichterstattung Alternativer Medien zeigen. In der Auswahl der Themen unterschieden sie sich kaum vom Mainstream. Aber im Tonfall: mit Anti-Establishment-Haltung, einem einseitigen Fokus auf der Kritik der politischen Kommunikation und des Managements, stark emotionalisierend.
Gesunde Skepsis
„Die untersuchten Alternativen Nachrichtenmedien haben die Informationen zu Covid-19 genutzt, um ihre Langzeit-Narrative zu bedienen: eine kritische Einstellung zu etablierten Politikern, gegen Flüchtlinge und Einwanderung sowie jüngst die Tendenz einer Klimawandel-Verschwörung“, resümieren die Forscher. Ereignisse der Welt würden „ausgerichtet an und integriert in“ die jeweilige Weltsicht. Den speziellen Informationsmix der Alternativen Medien mit ihrer Anti-Haltung gegen „das System“ sehen die Forscher kritisch. Diese Angebote verfolgten das Ziel, Vertrauen in die Politik zu untergraben, und sorgten eher für Verwirrung und Unsicherheit. Das wiederum könne eine autoritäre Weltsicht und extreme Positionen fördern.
Der ehemalige Focus-Herausgeber Helmut Markwort, für dessen Magazin sowohl Kelle als auch Reitschuster arbeiteten, hat die Logik des Medienbetriebs einst grundlegend anders beschrieben als der oft bemühte Hanns Joachim Friedrichs. Auch ihm gebührt Aufmerksamkeit: „Objektivität ist im Journalismus nicht möglich: Es gibt nur Verantwortung.“ Verantwortung haben auch die Nutzer im Umgang mit Informationen. Medienforscher Müller empfiehlt, „sich selbst klar zu machen, dass alle Informationsquellen mal falsch liegen können, und wir selbst mit unseren Vorstellungen von der Welt auch. Wenn man diese Grundhaltung verinnerlicht, sollte das gegen vorschnelle Fehlurteile einigermaßen wappnen.“
Und er erklärt: „Unser kognitives System bevorzugt grundsätzlich Informationen, die die vorhandenen Einstellungen bestätigen. Zuwiderlaufendes wird dann womöglich umgedeutet. Wenn wir uns dies bewusst machen, können wir hinterfragen, ob wir einer Meldung nur glauben, weil sie zu dem passt, was wir ohnehin schon denken.“ Daraus könne eine gesunde Grundskepsis gegenüber medialen Botschaften entstehen: denen der Mainstreammedien genauso wie der Alternativen und aller anderen.
Von: Anna Lutz und Jonathan Steinert
Dieser Artikel gehört zum Titelthema der neuen Ausgabe des Printmagazins von PRO. Das können Sie kostenlos hier online bestellen oder telefonisch unter 0 64 41 / 5 66 77 00.
9 Antworten
Im Grunde sind wir angekommen in einer Situation, die schon Johann Georg Hamann zu seiner Kritik an der Überbetonung der „Vernunft“ im Rahmen der Aufklärung veranlasst hat.
Johann Georg Hamann, dessen Gedenktag heute auch ist, hat vielmehr das Erleben und Empfinden als wesentliche Quelle der Erkenntnis beschrieben.
Goethe bezeichnete ihn als „einen der hellsten Köpfe seiner Zeit“. Hamann war Wegbereiter des „Sturm und Drang“.
Was ist nämlich unsere heutige Situation?
– Doch diese, dass wir zwar alle die „Fakten“ kennen (oder kennen könnten) und trotzdem in den Schlußfolgerungen auf Basis dieser Fakten zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. So unterschiedlich, dass dies sogar den völligen gegenseitigen Vertrauensverlust zur Folge hat.
Diese Spaltung wird auch durch eine aktuelle Studie belegt, siehe hier: https://www.pro-medienmagazin.de/studie-zu-spaltung-der-gesellschaft-zwei-verfestigte-lager/
Hamann beschreibt es so:
„Es fehlt Dir nicht an Augen und Ohren,
die aber nicht sehen,
nicht hören;
und das künstliche Auge, das Du machst,
das künstliche Ohr, das Du pflanzest,
ist,
gleich den Deinigen,
blind und taub.“
Was wäre nun ein Lösungsansatz?
Nach Hamann ist es dies:
„Hieraus sieht man, wie notwendig unser Selbst in dem Schöpfer desselben gegründet ist,
daß wir die Erkenntnis unserer Selbst nicht in unserer Macht haben,
daß um den Umfang desselben auszumessen,
wir bis in den Schoß der Gottheit dringen müssen, die allein das ganze Geheimnis unseres Wesens bestimmen und auflösen kann. […]
Gott und mein Nächster gehören also zu meiner Selbsterkenntnis, zu meiner Selbstliebe.“
Seit der Entstehung der AfD ist das Wort „alternativ“ eigentlich zum Unwort geworden. Früher war „alternativ“ übrigens eher links, stand für Männer mit langen Haaren, Medien wie die taz oder Bands wie Midnight Oil, Nirvana oder R.E.M.
Inzwischen scheint das Wort von rechts gekapert zu sein. Seit letztem Jahr ist auch der Begriff „Querdenker“ vergiftet worden. „Mainstream“ wiederum war ebenfalls immer schwierig. Ist es eben das, „was alle so machen“, Musik, die sowieso jeder hört, schlicht: die Masse, in der die meisten mitschwimmen.
Fakt ist: Unsere Gesellschaft ist so gespalten wie seit langem nicht mehr, woran übrigens durchaus beide Seiten ihre Schuld haben. Als „alternativlos“ wurde vor einigen Jahren die Politik der Bundesregierung unter Angela Merkel bezeichnet. Dass so etwas nicht bei allen gut ankommen würde, war zu erwarten. Das Wort wurde sogar zum „Unwort des Jahres“ erklärt und ist wohl die Hauptsache dafür, warum die umstrittendste Partei der letzten Jahre so heißt, wie sie heißt. Auf der anderen Seite wurden seitdem fast nur noch Begriffe aus genau diesem politischen Spektrum zu „Unworten des Jahres“ erklärt. Einerseits liefert dieses Spektrum auch regelmäßig „Kandidaten“ für diese Negativauszeichnung, andererseits ist eben auch das eine politische Botschaft. Unworte aus dem linken Spektrum gehen hier unter, weil es immer etwas Schlimmeres aus dem rechten gibt, so dass der Eindruck einer „Narrenfreiheit“ für „linke“ Meinungen und einer verschärften Beobachtung von konservativen und „rechten“ Meinungen entsteht. Konservative beklagen sicher mit einigem Recht, dass ihre Anliegen nur noch bei wenigen Medien Gehör finden – und es ist durchaus belegbar und nicht als Fake abzutun, dass die Journalistenzunft recht linkslastig daherkommt. Andererseits währen so manche Konservative dann wieder die Sprachmuster der Rechten und erreichen so zwar Aufmerksamkeit, aber ganz sicher kein Wohlwollen. Gute konservative Stimmen im Stil eines Wolfgang Bosbach sollte es definitiv mehr geben, dafür weniger Provokateure, die meist den Shitstorm bewusst provozieren und auch bekommen. Nachdem ich letztes Mal eher ungnädig mit PRO war gibt es hier wieder ein Lob: Mit dem Israelnetz gibt es bekanntlich auch hier ein „alternatives“ Medium, das sich aber sehr wohlwollend von Reitschuster & Co. abhebt.
„Diese Angebote verfolgten das Ziel, Vertrauen in die Politik zu untergraben, und sorgten eher für Verwirrung und Unsicherheit.“
Nein, schuld am Vertrauensverlust ist nicht der Überbringer der Nachricht sondern die Politik selbst. Vertrauen kann man nicht einfach so einfordern, man muß es sich verdienen. Verwirrt und verunsichert sind wohl eher die klassischen Medien, weil sie ihre Deutungshoheit in Gefahr sehen. Das ist auch der Grund warum die alternativen Medien so sehr bekämpft werden.
Im Zuge der Spaltung der Gesellschaft ist es kennzeichnend, dass bei vielen Artikeln/Aussagen die (subtile) Tendenz „die anderen sind schuld / verhalten sich nicht korrekt“ mitschwingt. Interessant ist dann bei solchen „Meldungen“, die eigentlich eine Meinung oder Interpretation darstellen, ein fiktiver Perspektivwechsel: man formuliert gedanklich einen Textabschnitt um, so dass er auf einen anderen (am besten eher gegensätzlich positionierten) gesellschaftlichen Akteur angewandt wird (inkl. der Änderung der emotionalisierten Formulierungen). Hier ein Beispiel mit einem veränderten Textabschnitt aus dem obigen Artikel:
„Die untersuchten Aussagen der EKD und Landeskirchen haben die Informationen zu Covid-19 genutzt, um ihre Langzeit-Narrative zu bedienen: eine kritiklose Einstellung zu etablierten Politikern, für Flüchtlinge und Einwanderung sowie jüngst die Tendenz einer Klimaleugner-Verschwörung“ (die Forscher mögen mir die fiktive Änderung der Aussagen verzeihen, es soll nur zur Veranschaulichung des Prinzips „Perspektivwechsel“dienen).
Wenn man den fiktiven Text dann liest und als neutral empfindet, trifft dies vormutlich auch auf den Ausgangstext zu. Wenn man beim Lesen jedoch merkt wie der Ärger hochsteigt, sind beide Versionen des Artikels vermutlich nicht neutral, sondern wertend. Interessant ist auch, welche Fragen plötzlich zum Artikel aufkommen, die man vorher übersehen hat, weil man der Grundaussage innerlich zugestimmt hat: z.B. Inwiefern sollen Informationen zu Covid-19 genutzt worden sein um Narrative zu bedienen, die mit Flüchtlingspolitik oder Klima zu tun haben? (Das wird im Origional-Zitat der Forscher behauptet, aber der Zusammenhang mit keinem Wort belegt)
Hallo Petra S.
ähnliches hatte mein Deutschlehrer damals schon geraten:
„Hätte der Redner/Politiker auch das Gegenteil seiner Aussage verkünden können?
Oder ist dieses Gegenteil so unvorstellbar, dass seine Aussage offensichtlich keine Information, sondern nur Selbstverständliches, enthält?“
Z.B. „Ich stehe klar für Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung!“
– Die Gegenprobe ergibt, das sind nur wohlfeile Worthülsten, denn: „Ich stehe klar für Umweltschädigung und Zerstörung der Schöpfung“, das hätte er wohl nie gesagt, selbst wenn es die Wahrheit wäre 😉
Aus meiner Sicht geht es bei den Attacken gegen die alternativen Medien um folgendes.
– Futterneid: bei sinkenden Auflagen und Zuschauerzahlen tun Mitbewerber weh und dann macht man lieber die Mitbewerber und deren Kunden schlecht.
– Qualität: Auch die Qualität des anderen wird immer wieder angegriffen. Dabei ist es so, dass es auf beiden Seiten Lückenpresse genug gibt. Warum muß der Rechnungshof aber erst das Maskenthema aufdenken und nicht z.B. ein „Masken-Wallraff“? Wo sind den die wirklich kritischen Journalisten in den Leitmedien?
– Meinungsvielfalt: Weil es in den Leitmedien wenig Kritik an den Herrschenden gibt und kontroverse Diskussionen haben sich doch erst die alternativen Medien gebildet. Für den Einheitsbrei braucht es doch eine Alternative. Warum lesen denn soviele NZZ oder schauen Talk im Hangar 7? Weil man dort mal einen anderen Standpunkt hört oder eine kontroverse Diskussion sieht.
Es ist immer einfacher den anderen zu kritsieren als es selbst besser zu machen
6 Seiten für Reitschuster, Kelle, Broder und Co. einer christlichen Zeitschrift, und das ohne allzu kritische Betrachtung oder gar Distanzierung. Mensch muss schon mit der Lupe nach den wenigen Zeilen dezenter Bedenken suchen.
Die rechtspopulistische Bubble wird erfreut über derart viel PR sein.
Ich bin enttäuscht, denn ich erwarte, dass Journalisten sich eher an dem zitierten Helmut Markwort orientieren als an einer scheinbar gewahrten Neutralität.
Helmut Markwort hat Reitschuster übrigens als „herausragenden Journalisten“ gelobt. Sie sollten Markwort deshalb auch auf ihre Liste der Bösen setzen.
Mensch Ines, ich wette, Sie haben sich noch nicht intensiver mit Medien wie „Achse des Guten“, „Junge Freiheit“ oder „Tichys Einblick“ beschäftigt. Würden Sie das tun, würden Sie rasch merken, dass diese Medien einen erfrischend deutlichen Standpunkt gegenüber dem unchristlichen Zeitgeist (Gender, LGBTQ mit ihrer Entfremdung des Regenbogen-Symbol für unbiblische Zwecke, Frühsexualisierung der Kinder, unkontrollierte islamische Einwanderung, usw.) einnehmen. Beim Lesen alternativer Medien erhält man das Gefühl, hier schreiben Autoren, die noch über einen „normalen“, von christlichen Werten geprägten Verstand verfügen. Als konservativer, bibelorientierter Christ geben mir diese Medien Orientierung und sind ein hilfreiches Korrektiv für die tägliche Lektüre der Mainstream-Presse.