Weltweit gibt es 61 Staaten, in denen die Religionsfreiheit „schwerwiegend“ verletzt wird. Damit leben mehr als die Hälfte (4,9 Milliarden) der Weltbevölkerung in Ländern, in denen es kaum Religionsfreiheit gibt. Das geht aus einem Bericht des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ hervor, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, den militärischen und wirtschaftlichen Konflikt im Südchinesischen Meer und den steigenden Lebenshaltungskosten habe sich die Situation für religiöse Menschen in 47 Ländern im vergangenen Jahr verschlechtert. Das betrifft beispielsweise China, die Malediven und Haiti. In neun Ländern, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman, sei dagegen eine Verbesserung zu beobachten.
„Kirche in Not“ kategorisiert die Länder in drei Stufen:
Rot (Verfolgung)
- Umfasst 28 Länder, in denen 4,03 Milliarden Menschen leben
- z.B.: China, Iran, Indien
Orange (Diskriminierung)
- Umfasst 33 Länder, in denen 853 Millionen Menschen leben
- z.B.: Israel, Kasachstan, Türkei
Unter Beobachtung
- umfasst 23 Länder
- zum Beispiel Russland, Libanon, Argentinien
Als Täter für Verfolgung und Diskriminierung identifiziert „Kirche in Not“ autoritäre Länder, islamistischen Extremismus und ethno-religiösen Nationalismus.
Israel verschlechtert sich
In Israel erkennt „Kirche in Not“ eine Verschlechterung der Situation. Grund sei ethno-religiöser Nationalismus. Die Spannungen zwischen Israel und den Palästinischen Gebieten hätten sich zu einer Spirale der Gewalt entwickelt.
Zwar habe Israel das Recht, sich gegen den Terror der Hamas zu verteidigen, einige Gegenschläge Israels seien aber von Vertretern der katholischen Kirche als „unverhältnismäßig“ kritisiert worden. Zudem bröckele der Zusammenhalt zwischen „radikalen, orthodoxen und säkularen Juden“. Und auch das Verhältnis zwischen Christen und jüdischen Israelis habe sich verschlechtert. Vor einem Jahr war Israel noch im Status „Unter Beobachtung“.
Aus Sicht von „Kirche in Not“ könnte diese Entwicklung negative Auswirkungen auf die Normalisierungsbemühungen Israels mit seinen arabischen Nachbarstaaten haben.
Zu beobachten sei zudem, dass immer häufiger religiöse Mehrheiten unter Verfolgung und Diskriminierung litten. Als Beispiel nannten die Macher Nigeria. Dort lebten rund 100 Millionen Christen, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen.
Dennoch würden Christen, vor allem in den nördlichen Bundesstaaten, systematische Diskriminierung erleben. Diese sei mit der Situation von Christen in arabischen Ländern zu vergleichen. So würden Christen von der Politik ausgeschlossen und Kirchen dürften keine Grundstücke kaufen. Ähnliches sei im mittelamerikanischen Nicaragua zu beobachten.