Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften haben über die unterschiedliche Einstellung ihrer Religion zur Homosexualität diskutiert. In den christlichen Kirchen sei Homosexualität ein kontroverses Thema, sagte Maria Coors von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Ein Grund dafür sei, dass die Bibel sich relativ wenig auf Homosexualität beziehe, „wie wir sie im 21. Jahrhundert verstehen: Als romantische Liebesbeziehung zwischen erwachsenen Personen gleichen Geschlechts.“
Deshalb sei es schwierig, aus den heiligen Texten direkte Bezüge herzustellen, sagte die evangelische Theologin. Allerdings fügte sie hinzu, dass sich die christliche Lehre stets im gesellschaftlichen Kontext bewege.
Der Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Daniel Neumann, betonte ebenfalls, dass es im Judentum zu dem Thema viele unterschiedliche Sichtweisen gebe. Liberale Bewegungen hätten mit Homosexualität überhaupt kein Problem. Auch die konservative Bewegung im Judentum sei inzwischen dazu übergegangen, Homosexuelle zu ordinieren. Anders sehe es in der Orthodoxie und Ultraorthodoxie aus. In der Tora werde der männliche Geschlechtsakt als „Gräuel“ beschrieben, allerdings ebenso wie viele andere Dinge wie Schalentiere essen oder Feuer an Schabbat machen.
Erol Pürlü vom Verband der islamischen Kulturzentren berichtete, dass sich der Koran mit der Geschichte des Volkes von Lot auf Homosexualität beziehe. Der Geschlechtsakt werde als sündhafte Tat beschrieben, allerdings gehe damit kein Ausschluss aus der islamischen Religion einher, betonte der Islamwissenschaftler.
Svea-Patricia Kammer von der Bahá í-Geimeinde in Deutschland bezeichnete Homosexualität als „Spannungsfeld“ innerhalb der Community. In den religiösen Schriften lasse sich nur aus einem Satz ableiten, dass der sexuelle Akt der gleichgeschlechtlichen Liebe als falsch angesehen werde. Allerdings stehe diese Aussage dem Gebot der Einheit und Liebe gegenüber jedem Menschen gegenüber.
„Erleuchtung hat kein Geschlecht“, sagte die Tsunma Jinpa von der Deutschen Buddhistischen Union. Die Lehre von Buddha lasse keine Diskriminierung aufgrund äußerlicher Merkmale zu. Das Gebot laute, dass durch das eigene sexuelle Verhalten kein Leid verursacht werden dürfe.
Die digitalen Gespräche des Abrahamischen Forums sollen zum besseren Verständnis zwischen den Religionsgemeinschaften beitragen. In der Regel nehmen daran Vertreter von Alevitentum, Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Jesidentum, Judentum, Islam, Hinduisium und Sikh-Religion teil.
21 Antworten
Ein theoretisches Forum ist die eine Seite. Interessant wäre zu erfahren wie in den einzelnen nicht christlich , jüdisch geprägten Staaten der Umgang mit homosexuellen Menschen in der Praxis aussieht.
Ein Beispiel: Während der Fußball EM spielten die Regenbogenfarben eine große Rolle. Ob Manuel Neuer die Regenbogenbinde auch bei der WM in Katar trägt?
„Interessant wäre zu erfahren wie in den einzelnen nicht christlich , jüdisch geprägten Staaten der Umgang mit homosexuellen Menschen in der Praxis aussieht.“
Nein. Allein interessant ist, wie „der Umgang mit homosexuellen Menschen aussieht“, wo Religionen jedweder Coleur den Ton angeben. Und da passt kein Blatt zwischen die Nuancen des abrahamitischen Tümpels.
Polen erlässt ein widerwärtiges Gesetz, in Italien geht die katholische Kirche Hand in Hand mit Rechtsdraußen um ein Hasssgesetz zu verhindern..Sie möchten gerne ablenken, aber in der Realität schmeißen die einen von Hochhäusern, während die anderen in den Selbstmord treiben. Was alle eint ist, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen gehen.
Welchen Bezug hat der Hinduismus zu Abraham oder den Religionen, die sich auf Abrahams Gott berufen?
Während die Religionen ihre unterschiedlichen Haltungen zu Homosexualität diskutieren, ist Gottes Wort, die Bibel sehr klar. Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen, Männer sollen nicht bei Männern wie bei Frauen liegen. Homosexualität ist dem lebendigen Gott ein Gräuel.
L.G. Martin Dobat
Dann machen sie hoffentlich auch kein Feuer am Sabbath.
@Martin
Und dann tragen sie hoffentlich auch keine Kleidung aus Mischgewebe. Oder essen Schalentiere oder Schwein. Oder dann verbieten Sie auch vehement die Heirat mit Frauen aus anderen Völkern…
Denn all das wird in der Bibel auch mit dem auf deutsch übersetzten Begriff „Gräuel“ bezeichnet.
Es gibt auf der Seite bibelundbekenntnis.de einen 2-teiligen Artikel von Prof. Stettler, der sehr detailliert darstellt welche Gebote heute nicht mehr gelten. Das Verbot der Unzucht gehört mit Sicherheit nicht dazu, siehe auch die Beschlüsse des Apostelkonzils. Mit ungültigen Geboten gültige auszuhebeln ist unredlich!
Na, gut dass es heute immer noch so möchte-gern-Götter wie die Bibelundbekenntisgläubigen gibt, die meinen, entscheiden zu dürfen, welche Gebote heute noch gelten und welche nicht.
Mit Verlaub, DAS ist unredlich, und zwar in höchstem Maße.
Übrigens hat dieser gesetzliche Ansatz Jesus völlig aus dem Blick verloren (muss er auch notwendigerweise, denn sein Zentrum ist ja nicht mehr Jesus, sondern ein Buch und menschengemachte Bekenntnisse).
Jesus hat uns sehr klar gesagt, in welchem Gebot alle Gesetze zusammengefasst sind und welcher Grundsatz alle Inhalte von Gesetz&Propheten ausdrückt. Und das ist das Doppelgebot der Liebe und die Verhaltensregel, den anderen so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.
Gegen keines der beiden Gebote verstoßen respektvolle Liebesbeziehungen von Menschen gleichen Geschlechts.
Und woher weiß man denn, was „Liebe“ ist?
@Kriti-Sir
Das ist jetzt Versuch Nr. 5+x für eine Antwort, ich hoffe, diesmal klappt es… (Im Moment kann ich nur auf dem Handy Kommentare versenden, also in aller Kürze):
Ich meine, genau das definiert Jesus doch, wenn er sagt, die Schrift lässt sich zusammenfassen im Liebesgebot und in dieser Goldenen Regel für das Verhalten anderen gegenüber. Aus meiner Sicht ist diese Goldene Regel das ausformulierte Liebesgebot. Und wenn man Jesu Rede vom Weltgericht in Mt. 25 liest, meine ich, dass „Gott lieben“ das ist: den Nächsten lieben (und das sind alle, insbesondere die Armen, Kranken, Fremden, Gefangenen…und nach Jesus auch die Feinde).
Ich finde auch die Liebes-Definition von Paulus in 1Kor13 sehr eindeutig und handfest.
@Kaja: Vielen Dank für dein Durchhaltevermögen. Wenn es die Gebote zusammenfasst, dann gelten diese aber noch, oder? Diese werden ja nicht durch die eigene Vorstellung von Liebe überdeckt…
In Mtth 23,23 wird der Herr Jesus ja deutlich: Gebt den Zehnten, auch vom Kümmel, nur vergesst darüber die Barmherzigkeit nicht.
@Kriti-Sir
Ich bin nicht sicher, ob ich deine Anfrage richtig verstehe. Ich versuche eine kurze Antwort via Handy (leider bekomme ich nach wie vor Fehlermeldungen, wenn ich Kommentare auf einem Computer verfasse):
Zunächst einmal geht es nicht um die EIGENE Definition von Liebe, sondern um die von Jesus (und die habe ich oben beschrieben).
Ich bin nicht sicher, was Jesus meinte, als er sagte, dass er das Gesetz nicht auflösen, sondern erfüllen will etc. Hat er doch definitiv DAS zentrale und identitäts-jüdische Gebot der Sabbatruhe mehrfach gebrochen. Oder auch das Speisegesetz relativiert (nicht, was in euch hineingeht, sondern was aus euch herauskommt, macht euch unrein). Oder überhaupt Reinheitsgesetze und -vorstellungen missachtet, wenn er etwa Aussätzige berührte oder sich mit Sündern in eine Tischgemeinschaft begab.
An der Geschichte des reichen Jüngling sehe ich ein Beispiel dafür, dass es in der Nachfolge nicht darum geht, alle Gesetze zu befolgen – der Jüngling erkennt ja selbst, dass ihm das nicht das wahre Leben bringt – sondern darum, die Art von (dienender, aufopfernder…) Liebe zu leben, die Jesus vorgelebt und als die Essenz der Schrift formuliert hat.
Wichtig ist für mich auch Jesu Haltung zum Gesetz, das nicht dafür da ist, dass wir ihm dienen, sondern dass es uns dient.
Ausgehend von diesen Punkten versuche ich dann, bei den Gesetzen im AT zu fragen: Welchen Zweck erfüllten sie, wenn sie den Israeliten damals dienen sollten und inwiefern helfen sie, das Liebesgebot/die Goldene Regel umzusetzen?
Und da komme ich nicht umhin, zu recherchieren, in welcher Situation sie entstanden, was bspw mit dem ins Deutsche übersetzten Begriff „Gräuel“ gemeint war, wovor sie schützen sollten etc.
Vielen Dank für den Anstoß.
Natürlich soll das Gesetz uns dienen. Aber wo zieht man da die Linie, soll das wirklich Produkt eigener Auslegung sein?
Ich grüble da noch.
@Kriti-Sir
Was genau meinst du mit „Linie ziehen“? Also was ist für dich jeweils auf den Seiten der Linie? Hast du ein Beispiel?
Wie lässt sich eigentlich Römer 1:26 mit der „Vorstellung einer romantischen Liebesbeziehung zwischen Erwachsenen gleichen Geschlechts“ in Einklang bringen?
Nachfolger Jesu für die gilt: „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt“ (Joh.14,21), für jene passt das nicht zusammen.
L.G. Martin
@M.Fröhlich
Die Stelle im Römerbrief lässt sich nicht damit zusammenbringen, denn dort geht es überhaupt nicht um romantische Liebesbeziehungen von homosexuell Empfindenden (wie auch sonst an keiner einzigen BibelStelle, die von Homo-Gegnern ins Feld geführt werden).
Wenn man sich die Mühe macht, die Stelle im Kontext zu lesen und die Argumentation von Paulus gründlich zu betrachten, dann wird das deutlich.
@M.Fröhlich
Die Stelle im Römerbrief lässt sich nicht damit zusammenbringen, denn dort geht es überhaupt nicht um romantische Liebesbeziehungen von homosexuell Empfindenden (wie auch sonst an keiner einzigen BibelStelle, die von Homo-Gegnern ins Feld geführt werden).
Wenn man sich die Mühe macht, die Stelle im Kontext zu lesen und die Argumentation von Paulus gründlich zu betrachten, dann wird das deutlich.
In den christlichen Kirchen sei Homosexualität ein kontroverses Thema, sagte Maria Coors von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Ein Grund dafür sei, dass die Bibel sich relativ wenig auf Homosexualität beziehe, „wie wir sie im 21. Jahrhundert verstehen:
Hier liegt ein großes Problemfeld, wenn grundlegende Aussagen der Bibel ins Zeitverständnis des 21. Jahrhunderts gepresst werden.
Allerdings werden aber viele biblische Aussagen im Laufe der Zeit verständlicher. Einiges zu dem was Kaja aufgeführt hat:
Das eine Ernährung mit zu viel Schweinefleisch nicht gesund ist hat die moderne Medizin herausgefunden ( zu meinem Leidwesen), Mir fällt auf das gerade bei der Ernährung wieder Wege der vorigen Generationen beworben und empfohlen werden.
Ja und dann die Heirat mit Menschen aus anderen Kulturen… Hier legt die Bibel die Gefahren fremder Religionen und Götter dar… König Salomo wurden diese Dinge zum Verhängnis. Das Heil liegt eben nicht darin das alle Religionen gleich sind. Gott ist da sehr eifersüchtig. Überreligiöse Gemeinschaften werden durchaus gelebt, bergen aber viele Probleme, erfordern Kompromisse die nicht mit einem Alleinanspruch Gottes in Einklang kommen und damit die Haltung zum ersten Gebot oft unmöglich machen.
Ja es ist ein weites Feld das nicht im Rahmen einer Kommentarfunktion zu besprechen ist. Zumal hier auch zwischen Schöpfungsordnung und Ordnungen für das Volk Israel zu unterscheiden ist. Und dann gibt es noch die vielen weiteren Gesetze im Judentum……
@Redaktion
Auch hier, wie bei dem Artikel über M. Dieners Buch: ich würde gerne auf matti’s Kommentar antworten, erhalte jedoch, sobald ich auf „Kommentar abschicken“ klicke, eine Fehlermeldung (egal, ob ich unter dem Kommentar direkt antworte oder einen neuen Kommentar verfasse).
Woran liegt das?
Danke für Informationen und technischen support.