Der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland sei ein "bedeutsamer Moment, nicht nur für die Christen", schreibt der Publizist Gerd Held in einem Leitartikel für die Tageszeitung "Die Welt". Denn er könne dem Glauben zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen.
Von PRO
Foto: Catholic Church
Held erklärt: "Im religiösen Glauben ist eine sehr starke Festlegung enthalten. Dabei liegt die Pointe – sie ist im Christentum besonders ausgeprägt – nicht erst im Jenseits, sondern im Diesseits." Der Publizist und Privatdozent an der Technischen Universität Berlin spricht sich gegen die Ansicht aus, dass Moral ihre Ressourcen aus der Gesellschaft ziehen könne. "Die Annahme, dass Moral durch das Miteinander der Menschen hervorgebracht wird, gleicht dem Versuch, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen."
Er macht eine rapide Zunahme "aller möglichen Betreuungs- und Beratungsdienste" aus, besonders "in Großstädten wie Berlin": "Lernschwäche, Ehekrise, Schulden, Körperhygiene, Kochen, Stromsparen, Nachbarschaftsstreit – das ganze Leben bedarf des Anstoßes durch professionelle Begleiter und Förderer." Held findet: "Die Sozialdienste sind an die Stelle einer Instanz getreten, die vorher dafür sorgte, dass man selber nachdachte und sich anstrengte – das Gewissen." Doch das Gewissen wiederum bedürfe "eines äußeren Halts". Und hier werde der religiöse Glaube zu einer wichtigen Ressource. "Wenn wir glauben, dass unser Leben in einer größeren Geschichte zählt und dass es von einem höheren Gericht beurteilt wird, wird das unsere moralische Kraft, für ein Ziel auch Opfer zu bringen, stärken. Wir müssen dann nicht bei jeder einzelnen Angelegenheit betreut und motiviert werden. Eine Religion kann großzügiger und nachhaltiger wirken als der ganze kleinliche Forder- und Förderüberbau unserer Zeit."
Diese Wirkung des religiösen Glaubens sei auch der Grundgedanke in Max Webers "Protestantischer Ethik" gewesen. "Der Bezug zu Gott erhöht die Verantwortung für das eigene Leben und Handeln. Berufsethos, Wirtschaftsgeist, Gesetzestreue und künstlerische Exzellenz können einen starken Anstoß erhalten, sowohl im Leben des Einzelnen als auch im Leben ganzer Völker", schreibt Held.
Es stehe also "einiges auf dem Spiel", wenn eine Gesellschaft die Religion aus ihrer Mitte verbannen wolle und will und allenfalls im stillen Kämmerlein dulden möchte. "Sie würde damit eine moralische Ressource schwächen, die sie dringend braucht."
Der Besuch des Oberhauptes der katholischen Kirche in Deutschland sei ein "bedeutsamer Moment, nicht nur für die Christen", so Held. "Er bietet für das ganze Land die Gelegenheit, dem Glauben an Gott mit einer neuen Aufmerksamkeit zu begegnen. Denn der Besuch ist vor allem ein öffentliches Zeugnis dieses Glaubens."
Religion könne eine herausfordernde Heimat stiften. "In einem Beruf, einem Unternehmen, einer Familie, einer Nachbarschaft oder einem Staatswesen. Sie kann viele kleine und große Verantwortungen stiften, für Arme und Reiche, Gebildete und Ungebildete. Wo die multikulturelle Gesellschaft nur Zuschauerplätze zu bieten hat, reicht der Glaube mitten ins reale Geschehen." (pro)
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