Dieter Nuhr, der durch seine Kabarett-Programme und zahlreiche Auftritte im Fernsehen bekannt ist, hat sich einen Lebenstraum verwirklicht und verband die Arbeit mit dem Vergnügen. Für den zweiteiligen Film „Nuhr wer’s glaubt, wird selig“ reiste er mit einem Kameramann nach Bhutan, Sambia, Namibia, Jerusalem, Thailand, Singapur, Chile und in den oberbayerischen Wallfahrtsort Andechs. Dabei stellte er stets die Frage nach der Religion. „Nichts kann so bescheuert sein, dass es nicht Menschen gäbe, die daran glauben würden“, lautet ein Fazit. Das ZDF verspricht: „Aus den Reisen sind ein Stand-Up-Programm und Einspielfilme entstanden: Bilder aus fremden Welten, faszinierend – und sehr witzig.“ Im Oktober erscheint ein neues Buch des Comedian, das ebenfalls von seiner Religions-Reise erzählt.
Intoleranz im Islam
Religion sei „in den seltensten Fällen Trost und in den meisten Fällen eher eine Aufstachelung zu Hass und Gewalt“, sagte der 46-Jährige gegenüber dem TV-Magazin des „Stern“. „Gläubige Menschen gehen oft unzivilisiert miteinander um, weil sie ja der Meinung sind, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein – ohne sie begründen zu müssen. Das ist was ganz Schlimmes.“
Dabei denke er besonders an den Islam, der „wenig zu Toleranz und Weltoffenheit fähig“ sei. „Da gibt es Attentäter, die sich völlig wild und in einer religiösen Hysterie auf alle Andersgläubigen stürzen. Im Koran steht zwar ein Tötungsverbot, aber in Sure 9 auch ein Tötungsgebot: ‚Tötet die Ungläubigen, wo immer ihr sie findet!‘ Und da müssen wir einfach unsere zivilisatorischen Grenzen festsetzen: Was wollen wir in Deutschland dulden und was nicht?“
Eine Ausnahme sei der Buddhismus: „Der führt zu einer gewissen Ausgeglichenheit.“ Gegenüber dem Mediendienst „teleschau“ sagte Nuhr: „Buddhismus schadet nicht, um den Menschen selig zu machen. Die entspanntesten und fröhlichsten Menschen trifft man überall da, wo an die Wiedergeburt geglaubt wird. Es ist natürlich auch sehr entspannend, sich zu sagen: In diesem Leben läuft’s scheiße, aber im nächsten wird alles besser.“ Auf die Frage, ob er auf seiner Reise selbst der Erleuchtung ein Stück näher gekommen sei, antwortete der Kabarettist: „Nein, die blieb mir leider verwehrt.“ Er habe auch festgestellt, dass Glaube nicht nur selig mache: „In der arabischen Welt zum Beispiel gibt es extrem viele Gläubige, aber auch extrem wenig Selige.“
Der „rheinische Gottesbeweis“: „Von nix kütt nix“
Im Übrigen schreibe er dem Rausch eine wichtige Bedeutung in den Religionen zu, die er sich ansah: „Das ist weit verbreitet in der Welt: Nachmittags betäubt man sich gerne. Im arabischen Raum werden Blätter gekaut, in Afrika sowieso. Wenn es etwas gibt, woran der Mensch wirklich glaubt, dann, dass Betäubung etwas Feines ist.“
Nuhr selbst glaubt nicht an Gott. Der gelernte Lehrer mit Staatsexamen in Kunst und Geschichte, der viele Jahre Messdiener in einer Düsseldorfer Pfarrgemeinde war, sagte gegenüber „Stern“: „Ich glaube an den rheinischen Gottesbeweis. Der lautet: Von nix kütt nix. Irgendwoher muss ja alles kommen. Mir will nicht einleuchten, dass vor Raum und Zeit gar nichts gewesen sein soll. Meine Logik wünscht sich, dass alles eine Ursache hat. Aber wie die aussieht, ob bärtig, männlich oder einfach nur wie eine kleine Quelle – ich weiß es nicht.“
„Nuhr wer’s glaubt, wird selig“: Donnerstag, 21. und 28. Juni, jeweils 23.15 Uhr, im ZDF.