Das Oberste Gericht der USA hat sich am Montag mit öffentlichen Gebeten bei Football-Spielen in einer staatlichen High School und dem in der Verfassung verankerten Prinzip befasst, dass der Staat keine Religion bevorzugen darf. Es ging bei der beinahe zweistündigen Anhörung um die Gebete des früheren Football-Trainers Joseph Kennedy.
Als Coach in der „Bremerton High School“ im Bundesstaat Washington hat Kennedy nach Spielen seiner Mannschaft auf der Höhe der 50-Yard-Linie mit gebeugten Knie gebetet, gelegentlich zusammen mit Spielern. Die Schulbehörde untersagte diese „demonstrative“ Praxis. Kennedy widersetzte sich und verlor seinen Job.
Die Behörde vertrat die Auffassung, Kennedy dürfe als Staatsangestellter keine religiöse Praxis fördern. Man habe versucht, dem Coach die Möglichkeit zu geben, in einem privaten Raum zu beten, sodass Spieler sich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Kennedys Berufsstand raube ihm nicht das Recht, ein Gebet zu sprechen, argumentierte Kennedys Anwalt.
Im konservativen Amerika ist Kennedy eine Art Volksheld. Kennedy sagte im Rundfunksender NPR, er habe in jungen Jahren als Marineinfanterist „für die US-Verfassung gekämpft“, und der Gedanke, dass er nicht öffentlich beten dürfe, weil sich „jemand dabei unbehaglich fühlt, das ist nicht Amerika“. Bei der Anhörung am Montag sagten die Richterinnen Elena Kagan und Sonia Sotomayor, die jugendlichen Spieler könnten das Gefühl haben, sie müssten mitbeten.
Der Streit um die Trennung von Kirche und Staat läuft in den USA seit Jahrzehnten. 1962 hat das Oberste Gericht das „offizielle“ Gebet in staatlichen Schulen untersagt. Der Staat dürfe Religionen nicht begünstigen und Schüler nicht zur Teilnahme nötigen. Manche Befürworter des organisierten Betens hoffen, die gegenwärtige konservative Mehrheit im Gericht werde dieses Urteil beim Fall Kennedy schwächen.
Sechs der neun amtierenden Richter gelten als konservativ. Drei wurden von Donald Trump ernannt. Das Urteil wird im Juni erwartet.