„Rechtspopulismus hat etwas mit der AfD zu tun“

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse macht vor allem die AfD für Rechtpopulismus verantwortlich. Er betonte allerdings, dass die Probleme tiefer liegen.
Von Martin Schlorke
Wolfgang Thierse

Wenn über Rechtspopulismus gesprochen werden soll, sei kein Vorbeikommen an der AfD. Das sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) am Dienstag im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Erzbistums Berlin. Der SPD-Politiker plädierte jedoch dafür, zwischen verschiedenen AfD-Wählertypen zu unterscheiden. Neben Rechtsextremisten, Antisemiten und Protestwählern würde die AfD auch von Menschen gewählt werden, denen es sozial oder ökonomisch gut geht. Diese Wählergruppe sei vielmehr von „kulturellen Entheimatisierungsbefürchtungen“ angetrieben. Veränderungen wie die Digitalisierung oder weltweite Konflikte würden diese verstärken. Für Ostdeutsche, die bereits dramatische Veränderungen in ihrer Biografie erlebt haben, sei der Effekt umso stärker. Die AfD suggeriere, dass diese Veränderungen nicht notwendig und aufzuhalten seien. Geschlossene Grenzen könnten diese aber nicht stoppen, sagte Thierse.

Die Vorstandsvorsitzende und Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V., Ulrike Kostka, stimmte Thierse zu. Auch sie habe beobachtet, dass ein rechtspopulistischer Kern aus einer bildungsnahen Schicht komme. Zudem nannte sie fehlenden Kontakt zu beispielsweise Flüchtlingen als weiteren Grund für den Zulauf zu Rechtspopulisten. Unbekanntes würde Menschen Angst machen. Daher setze sich die Caritas dafür ein, solche Erfahrungen möglich zu machen. Grundsätzlich sieht Kostka die Kirche in der Pflicht, radikalen Positionen mit klaren Aussagen entgegenzutreten. Die Kirche habe darüber hinaus die Aufgabe, mit Teilhabe und Streitkultur die Demokratie zu stärken.  

„Kirche ist nicht neutral“

Ins Gespräch mit Menschen mit rechtspopulistischer Einstellung zu kommen, sieht auch der Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus, Henning Flad, als wichtiges Mittel im Kampf gegen solche Haltungen. Das sei eine der vielen Aufgaben von Kirche, die „nicht neutral ist“. Er erwarte von Kirchen ein klares Wort, das jedoch nicht belehrend ist. Abschließend erklärte Flad, dass auch Kirchen mit mit dem Problem zu kämpfen hätten. Allerdings sei das Leben in den Kirchen nicht von Rechtspopulismus geprägt. Spätestens das kirchliche Engagement bei der Flüchtlingskrise von 2015 habe dies gezeigt. Vielerorts sei sogar zu beobachten, dass die Kirche ein Feindbild rechtspopulistischer Kreise sei.

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Eine Antwort

  1. Ich weis ja nicht ob eine Organisation, die für hundertausendfachen Kindesmissbrauch verantwortlich ist, moralisch in der Position ist, andere zu verurteilen.

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