Friedrich Schleiermacher wurde 1815 nach verschiedenen Juristen und Philosophen als erster Theologe zum Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin ernannt. Dies ist Anlass für den Deutschlandfunk, in einer dreiteiligen Serie an den berühmten Protestanten zu erinnern. Am Donnerstag und Freitag sendet der Deutschlandfunk ab 9.35 Uhr in der Sendung „Tag für Tag. Aus Religion und Gesellschaft“ den zweiten und dritten Teil der Reihe.
Unter dem Titel „Weil Religion im Kern nichts anderes ist als Kunst“ lief der erste Part der Reihe am Mittwochvormittag. Der knapp viertelstündige Beitrag ist auf der Internetseite des Deutschlandfunks nachzuhören. „Schleiermacher wuchs auf in einer Zeit, in der das Christentum kraftlos geworden war. Immer stärker geriet es in die Kritik der Aufklärung“, heißt es im Beitrag.
Schleiermachers Vater hatte seinen Sohn zur Ausbildung in die Herrnhuter Brüdergemeine geschickt. Schleiermacher hatte die pietistische Frömmigkeit nach den Vorstellungen der Brüdergemeine schätzen gelernt. Letztlich hielt er die Spannung zwischen der strengen christlich-pietistischen Erziehung und dem eigenen kritischen Denken auf Dauer nicht aus und verließ die Einrichtung.
Während seiner Zeit als Prediger an der Berliner Charité eröffnete sich für Friedrich Schleiermacher eine völlig neue Welt. Im Salon der Jüdin Henriette Herz, mit der er sich besonders anfreundete, las er jetzt Platon und Spinoza.
Seine Einstellung zur Religion änderte sich. Er entdeckte im menschlischen Geist die religiöse Urteilskraft. Schleiermacher sah sich besonders der Philosophie Immanuel Kants verpflichtet. Der Theologe erhob schließlich den Anspruch, den drei von Kant beschriebenen menschlichen Vermögen – theoretische Vernunft, praktische Vernunft und Urteilskraft – noch ein viertes menschliches Vermögen hinzuzufügen: die Urteilskraft der Religion. (pro)