„Das ist eine besondere, eine revolutionäre Nachricht“, sagte der Intendant von „Radio Vatikan“, Pater Federico Lombardi, in einer Presseerklärung. Das klingt nach einer bahnbrechenden Erneuerung in der Medienwelt. Tatsächlich wird „Radio Vatikan“ künftig das tun, worauf Medienunternehmen in der ganzen Welt mehrheitlich bereits angewiesen sind: Der Sender wird Werbung schalten. Grund dafür ist die Etatüberschreitung des katholischen Hörfunks.
„Quellen auftun, um Kosten in den Griff zu bekommen“
Mit rund 20 Millionen Euro pro Jahr ist der Sender laut eigenen Angaben einer der größten Einzelposten im 300 Millionen starken jährlichen Haushalt des Vatikanstaats. Er finanziert sich aus Spenden und Beiträgen von Diözesen, Orden sowie kirchlichen Gemeinschaften und eigenleistugnen des Vatikanstaates. Die 20 Millionen fließen in Gehälter und Technik. Intendant Lombardi erklärte, „dass Radio Vatikan Quellen auftun muss, um seinen aufwendigen Etat in den Griff zu bekommen“. Seit seiner Gründung im Jahr 1931 hatte der Sender des Vatikans niemals Werbung ausgestrahlt. Durch das Internet und auch durch die Wiederausstrahlung über andere Sender sei die Hörerschaft gewachsen und damit auch das Interesse einzelner Firmen. Das soll „Radio Vatikan“ nun helfen, seine Wirtschaftssituation in den Griff zu bekommen.
Am 6. Juli sendet „Radio Vatikan“ einen Werbespot des in Italien ansässigen Energielieferanten „Enel“. Weitere Firmen sollen künftig Verträge mit dem Sender abschließen. „Radio Vatikan“ erklärte, es arbeite bei der Auswahl der Werbepartner mit einer Agentur zusammen. Spots sollen „zurückhaltend“ und „in Geist und Charakter mit Radio Vatikan übereinstimmend“ gesendet werden. Die Reklame von „Enel“ wird zunächst in fünf Sprachen und nur auf der römischen UKW-Frequenz gesendet. Die Struktur von Radio Vatikan mache das Ausstrahlen von Werbung grundsätzlich schwierig, so Lombardi. Der Sender strahlt über Kurz- und Mittelwelle und in rund 40 verschiedenen Sprachen aus.
Die Chefdirektion von „Radio Vatikan“ ist entschlossen, den Sender „um jeden Preis“ zu erhalten. Als Instrument der Evangelisierung „scheint es mir fast natürlich, dass das Radio stets Verlust einfährt. Denn Evangelisierung geht nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern gerade aus menschlicher Perspektive immer Risiken ein“, sagte Lombardi. (PRO)