Rachel über Maaßen: „Mit christlichem Geist hat das nichts mehr zu tun“

Hans-Georg Maaßen sorgt mit umstrittenen Äußerungen für Aufsehen. Mit Thomas Rachel bekräftigt nun auch ein kirchlich besonders engagierter Christdemokrat: Wenn Maaßen nicht freiwillig geht, soll er ausgeschlossen werden.
Von Nicolai Franz
Thomas Rachel

Hans-Georg Maaßen steht derzeit unter großem Druck. Das Präsidium der CDU, der er noch angehört, forderte den ehemaligen Verfassungsschutzchef am Montag zum Parteiaustritt auf. Wenn Maaßen das bis kommenden Sonntag nicht getan habe, komme es zu einem Parteiausschlussverfahren.

Anlass für die Kritik sind Äußerungen von Maaßen in den vergangenen Wochen. Unter anderem hatte er in einem Interview mit dem Blogger Alexander Wallasch über die aktuelle Migrationspolitik gesagt, dieses Denken sei „Ausdruck einer grün-roten Rassenlehre, nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse“. Diese „grün-rote Rassenlehre“ sei „in den Köpfen der so genannten Antideutschen entstanden, einer linksextremistischen politischen Sekte, der mittlerweile viele grüne und auch sozialdemokratische Politiker anhängen“.

Kritik an „Selbstradikalisierung“

Zudem ist Maaßen seit dem 28. Januar Bundesvorsitzender der Werteunion. Dieser Gruppierung wird seit längerem Rechtspopulismus und eine Nähe zur AfD vorgeworfen. Die Werteunion ist keine anerkannte Parteigruppe. Sie helfe der CDU nicht, sondern schade ihr. Der Chef der Jungen Union (JU), der CDU-Jugendorganisation, Johannes Winkel, forderte am Montag einen Unvereinbarkeitsbeschluss. Die JU hatte sich schon im Oktober 2021 auf ihrem Deutschlandtag dafür ausgesprochen.

Auch der religionspolitische Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion, Thomas Rachel, übt nun heftige Kritik. „Die immer weiter fortschreitende Selbstradikalisierung von Hans Georg Maaßen ist unerträglich“, so Rachel gegenüber PRO. Wer mit Begriffen wie „Rassenlehre“ bewusst Politik mache, habe sich von der „C-Partei“ vollständig getrennt.

Rachel ist neben seinem Sprecher-Amt auch Vorsitzender des einflussreichen Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU. Zudem sitzt er seit Jahren im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Mit christlichem Geist, christlichen Werten und Grundhaltungen, hat dies spürbar nichts mehr zu tun.“ Rachel bekräftigte die Position des CDU-Präsidiums, dem er auch angehört: Wenn Maaßen bis Sonntag nicht ausgetreten sei, müsse ein Partei-Ausschlussverfahren eingeleitet werden.

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9 Antworten

  1. Mit christlichem Geist hat das ganze Unions-Gebaren nichts zu tun. Ganz unabhängig von Maaßen.

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  2. Aus dem Artikel: „(…) Zudem sitzt er seit Jahren im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. (…)“

    Tja, da wundert mich nichts an seiner Aussage.

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  3. Eklig und menschenverachtend sind nicht nur Maaßens Äußerungen, sondern auch manche Kommentare hier. Scheint derselbe Geist zu sein,

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    1. Ich gehe davon aus, daß Sie auch meinen Kommentar meinen. Warum? Ist Thomas Rachel mit seiner evangelischen Kirche Deutschlands christlicher, wenn man dort in Predigten nur noch etwas über BLM, FFF, LGBTQ, Diversity, Wokeness, Gender, Neo-Feminismus, veganes Essen, Klimaschutz/Tempolimit, Migration und multireligiöse Dialoge hört und Leuten sagt, was in der Bibel (historisch/wissenschaftlich) falsch ist und was aus der Bibel nun wirklich nicht (mehr) geglaubt werden kann?

      Nur ein winziges Beispiel von so vielen: Zum Buß- und Bettag auf Bibel TV eine Predigt von Pfarrerin Renate Schmidt, die Greta Thunberg als „junge Prophetin“ bezeichnete … 🙁

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  4. Mit christlichem Geist hat die CDU spätestens seit der Ära Merkel absolut nichts mehr zu tun.

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  5. Ich habe viele Äußerungen von Herrn Maaßen gelesen und habe bisher nichts gefunden, was einem christlichen Geist widerspricht. Die Zitate sind sehr aus dem Zusammenhang gerissen. Bitte pro, das Ganze Interview mit Herrn Maaßen veröffentlichen, damit sich die Leser eine eigene Meinung bilden können.

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  6. Auf Kontrafunk wurde Herr Massen mehrmals kritisch interviewt. In keinem Gespräch finden dich meines Erachtens Aussagen und Positionen die der Bibel und einer damit verbundenen Haltung widersprechen. Vielmehr spricht ein erzwungener Rücktritt Bände über Linksverschiebung der CDU.

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  7. Das „C“ steht doch nicht für „christlich“, sondern für „chaotisch“. Somit ist Maaßen dort gut aufgehoben. Und er vertritt sogar christliche Werte, auch außerhalb der Werteunion. Einem Grund ihn auszuschließen gibt es auch nicht.

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  8. Ich denke er hat nicht ganz unrecht mit seinen Äußerungen, wenn man gewisse im Netz kursierenden Haltungen u Deutungsmuster berücksichtigt (vor allem aus dem US-Raum, wie er auch im Welt-Interview sagte und meinte, dass diese überschwappen), sie könnten jedoch überspitzt sein, wenn man sich auf Teile der deutschen Parteienlandschaft bezieht.
    Allerdings kann ich das nicht abschließend beurteilen, zumindest die Sorge, dass sich Politiker von schlichten medialen Darstellungen einnehmen lassen, ist auch bei mir vorhanden.
    Dass man ihn ausschließen will, halte ich für schwierig. Sollte man ihn ausschließen, wenn er negativ weltanschauulich auflädt, und falls nicht, aber man gegen dieses ‚Aufladen‘ angehen wollte, wie sollte man es im politisch-gesellschaftlichen Diskurs tun?
    Könnte es doch dieses, so durch Maaßen beschriebene politisch-mediale Gedings sein, das das eigentliche Problem darstellt(?), ist natürlich auch eine Frage die man stellen kann.

    Die CDU legt mit christlichen Geist nach?
    War nicht immer von zu spüren sag ich mal.

    Außerdem hat Merz Aussagen gemacht, die weiter skandalisiert werden könnten, wurden sie auch, nicht dieselben Konsequenzen, entsprechend der Unterschiede in den Aussagen.

    Ich sage bei beiden, Merz und Maaßen, dass sie polarisierend sind und Themen ansprechen, die auch angesprochen werden sollten, und dass Maaßens Aussagen eher noch bedenklich sind als die des anderen.
    Persönlich würde ich noch keinen Ausschluss von ihm angestrebt sehen wollen, aber seine Breitenwirkung ist auch schlecht einschätzbar, zugegeben. Spannender Streit um Debattenkultur.

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