Bei der rund vierstündigen Eröffnungsfeier zu den Olympischen Spielen in Paris sorgte eine etwa zweiminütige Szene für Empörung unter Christen: Sie sollte offenbar eine Parodie vom letzten Abendmahl darstellen, mit queeren Tänzern und einer weiblichen Jesus-Figur – angelehnt an das berühmte Gemälde Leonardo da Vincis. Im Vordergrund räkelte sich der französische Liedermacher und Schauspieler Philippe Katerine singend als griechischer Weingott Dionysos, blau angemalt und fast unbekleidet in einer überdimensionierten Obstschale. Er singt davon, wie schön es wäre, wenn alle Menschen nackt herumliefen – dann wären alle gleich und es gäbe keinen Krieg, weil man nirgendwo eine Pistole verstecken könnte.
Daran gab es vor allem in den sozialen Medien viel Kritik. Die französische Bischofskonferenz äußerte in einer Stellungahme auf der Plattform „X“ (ehemals Twitter) ihr „tiefes Bedauern“ über „Szenen von Hohn und Spott gegenüber dem Christentum“. Konkret benannte sie diese nicht. Weiter heißt es: „Wir danken den Mitgliedern anderer religiöser Konfessionen, die uns ihre Solidarität bekundet haben. Heute Morgen denken wir an alle Christen auf allen Kontinenten, die durch die Übertreibung und Provokation einiger Szenen verletzt wurden.“
Der Erzbischof von San Francisco, Salvatore J. Cordileone, meinte ebenfalls auf „X“, „säkularer Fundamentalismus“ habe die Olympischen Spiele infiltriert, „bis hin zu dem Punkt, dass über die Religion von einer Milliarde Menschen gelästert wird“. Er ergänzte die Frage, ob das auch mit einer anderen Religion gemacht würde, und rief zum Gebet um Respekt auf.
Auch sein Bischofskollege Robert Barron kritisierte in einer Videobotschaft, dass dieses zentrale Ereignis des christlichen Glaubens hier verspottet werde. Er erinnerte daran, dass wesentliche westliche Werte wie die Menschenrechte ihre Grundlage im Christentum haben. Jedoch habe die tief säkulare, postmoderne Gesellschaft das Christentum als seinen Feind identifiziert. Christen sollten ihre Stimme daher umso hörbarer erheben.
„X“-Chef Elon Musk nannte die Eröffnungsfeier „sehr respektlos gegenüber Christen“ und der katholische Journalist Raymond Arroyo fragte auf der Plattform, wie der Angriff auf das Christentum dem olympischen Ziel diene, globale Einheit zu fördern?
Evangelische Kirche rät zu Gelassenheit
Wie „Bild“ mit berichtete, habe auch der Präsident der spanischen Fußball-Liga seinen Unmut über die Szene geäußert. Sie sei „inakzeptabel, respektlos, schändlich“, habe er der spanischen Zeitung „Marca“ gesagt, und weiter. „Die Verwendung des Bildes des letzten Abendmahls bei den Olympischen Spielen in Paris ist eine Beleidigung für uns Christen. Wo bleibt der Respekt vor dem religiösen Glauben?“
Der Passauer katholische Bischof Stefan Oster sah in der Abendmahlsszene einen „Tiefpunkt“ der ansonsten „eindrucksvollen Eröffnung“ der Olympiade „und in der Inszenierung völlig überflüssig“, wie er auf „X“ schrieb.
Auf evangelischer Seite riet Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, nicht zu viel in die Eröffnungsfeier hineinzulesen. „Es war eine große, bildreiche und mit Klischees spielende Show“, sagte er auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes. „Die Zukunft des Christentums wird andernorts entschieden.“
Die Organisatoren der Eröffnungsfeier sahen in der Szene etwas ganz anderes: Sie sollte die Absurdität bewusst machen, wenn Menschen sich gegenseitig Gewalt antun. Laut Deutscher Presse-Agentur sagte Thomas Jolly, Regisseur der Eröffnungszeremonie: „Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein.“ In Frankreich sei das künstlerische Schaffen frei.