Püttmann: Zu wenig christlicher Widerstand gegen AfD

Der katholische Publizist Andreas Püttmann wünscht sich mehr konservativen Widerstand gegen die AfD. Das hat er in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt. Er selbst werde von Rechten unter Druck gesetzt.
Von Anna Lutz
Andreas Püttmann kämpft gegen die AfD - und vermisst Mitstreiter im katholischen Lager

Der katholische Publizist Andreas Püttmann ist einerseits konservativ, andererseits eine wahrnehmbare Stimme gegen die AfD. Im Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärte er, dass er Mitstreiter aus den Reihen der Kirche vermisse: „Manche klopfen einem auf die Schulter, auch Bischöfe, halten sich aber selbst lieber zurück.“ Zwar stellten sich bekannte Christen wie Reinhard Kardinal Marx oder der Berliner Bischof Markus Dröge auch öffentlich gegen die rechstpopulistische Partei. Als „Irrlichter“ bezeichnete Püttmann aber den Passauer Bischof Stefan Oster oder dessen Regensburger Amtskollegen Rudolf Vorderholzer. Beide hatten öffentlich vermittelnd zum Verhältnis Kirche-AfD geäußert.

AfD ködert Christen

Laut Püttmann sind konservative Christen für die AfD ein dankbares Zielpublikum. Sie seien politisch oft auf Lebensschutz und Genderfragen fokussiert. „Die AfD wirft ihnen ein paar Köder hin, und sie schnappen zu.“ Dabei sei die Partei besserwisserisch, hämisch und giftig. Püttmann stellte aber auch fest, dass die breite Masse der AfD-Anhänger gerade nicht aus Christen bestehe. Häufig seien die Wähler der Partei „identitäre Christianisten“: Menschen, die mit der Kirche wenig zu tun hätten, beim Kampf gegen den Islam aber zum religiösen Pendant griffen. Sie marschierten hinter schwarz-rot-goldenen Kreuzen bei Pegida her, weil sie nichts anderes hätten, auf das sie sich stützen könnten. Wahre Gläubige seien selten AfD-Wähler, laut einer Umfrage des Instituts Allensbach rund vier Prozent der Kirchennahen.

Püttmann, der sich oft ausdrücklich AfD-kritisch in Sozialen Medien äußert, sagte, er werde durch Rechte bedroht. „Man versucht, einen einzuschüchtern. Da kommen auch Unerschrockenen irgendwann Rückzugsgedanken. Und man versteht Ängstlichere, die zwar merken, dass etwas gefährlich ins Rutschen kommt im Land, aber sagen: Ich will mein Leben nicht belasten dadurch, dass ich mich einmische“, sagte er.

Gottes Nähe erfahren

Kraft gebe ihm ein Wort aus dem Galaterbrief: Ihr habt Christus als Gewand angezogen. „Da schlüpft man nicht wegen menschlicher Enttäuschungen raus. Vor Jahren durfte ich in schwerer Krankheit wirklich Gottes Nähe und Gnade erfahren. Das gibt Halt für immer“, bekannte Püttmann.

Kritische Worte fand er im Interview der Sonntagszeitung auch für Markus Söders Kreuzerlass: „Ich freue mich über jedes Kreuz als Zeichen selbstloser Liebe, höherer Gerechtigkeit, Leid und Tod überwindender Hoffnung und als Zeugnis von Generationen. Als trotziges Aufstampfen, anti-islamische Kampfansage und Wahlkampfgag verliert es all das.“

Von: Anna Lutz

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