„Blindes Vertrauen in die Medien ist nicht angebracht.“ Diese Ansicht hat der Politikchef des Nachrichtenportals „Nius“, Ralf Schuler, vertreten. Auf dem Kongress christlicher Führungskräfte (KcF) in Karlsruhe diskutierte der Journalist mit dem Politikwissenschaftler und katholischen Theologen Andreas Püttmann am Freitag darüber, ob man den Medien noch Vertrauen schenken kann.
„In allen Kreativbranchen haben wir eine Progressivmehrheit“, erklärte Schuler und konstatierte eine „weltanschauliche Verschiebung der großen Medien ins Links-Güne“ und damit einhergehend mediale Nachsichtigkeit gegenüber Fehlern bei SPD und Grünen. Daher sei Skepsis geboten. Auch weil Nachrichten zunehmend mit einem progressiven „Spin“ (dt. Dreh) verkauft würden. Seiner Ansicht nach fülle „Nius“ daher „eine Repräsentationslücke im konservativen Bereich“.
Püttmann: „Zweifel nicht mit Misstrauen verwechseln“
Der „Nius“-Journalist gestand ein: „Wir haben nicht die Wahrheit gepachtet.“ Was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft, nimmt Schuler eine „Vorsortierung von Meinungen durch Auswahl von Experten und Gesprächspartnern“ und damit eine Einengung der Meinungsvielfalt wahr. Der öffentlich-rechtliche Rundfunkt leiste sich eine Art „Glaubenskongregation“, die darüber wache, wer in Diskussionssendungen auf ein Podium komme und wer nicht. Anders sei das in den Sozialen Medien, die zu einer zunehmenden Demokratisierung der Meinungsvielfalt beitrügen und erlaubten, sich aus alternativen Quellen zu informieren. Die Medien hätten ihre „Gatekeeper-Funktion“ eingebüßt.
Auch der Politikwissenschaftler und Publizist Andreas Püttmann hält Skepsis gegenüber den Medien durchaus für angezeigt. Einigkeit bestand auch darüber, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk reformiert werden müsse. Allerdings dürfe Zweifel nicht mit generellem Misstrauen verwechselt werden.
„Was siehst du den Splitter im Balken deines Medium, den Balken im eigenen Auge siehst du nicht“, sagte Püttmann. In der „Parzellierung der Medien“ finde jeder „sein Biotop für die eigene Meinung“. Das Publikum reagiere unkritischer gegenüber Medien, die die eigene Meinung bestätigten, und überkritisch gegenüber solchen, die nicht der eigenen Meinung entsprächen.
„Social Media zieht das Niveau der Kommunikation nach unten“
„Dass Journalisten links der Mitte stehen, ist ein pankulturelles Problem“, sagte der Publizist. Dagegen seien in den Sozialen Medien die „rechten Kräfte eine Großmacht“. Püttmann: „Menschen, die besonders kritisch mit Medien ins Gericht gingen, stehen oft auch politisch am Rand.“
Dass es im Qualitätsjournalismus eine Repräsentationslücke für Menschen mit konservativer Weltsicht gebe, könne er nicht erkennen. Teile der Sozialen Medien sieht Püttmann kritisch. Menschen könnten sich in den Sozialen Medien ohne jede Fachkenntnis vor großem Publikum zu komplexen Themen äußern. „Das sprengt die Kompetenzhierarchie“, sagte der Publizist, und weiter: „Social Media zieht das Niveau der Kommunikation und der Meinungsbildung und damit die Demokratie nach unten.“
Der Kongress christlicher Führungskräfte findet vom 6. bis 8. März mit rund 2.800 Gäste in Karlsruhe statt. 60 Sprecher aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft widmen sich aktuellen Themen. Veranstalter ist die Evangelische Nachrichtenagentur Idea. Begleitet wird die Konferenz von einer Fachausstellung mit mehr als 200 Ausstellern. Der Kongress ist nach eigenem Bekunden der größte Wertekongress im deutschsprachigen Europa.