Protest gegen Berliner Islaminstitut

Im Wintersemester soll an der Berliner Humboldt-Universität ein Islaminstitut öffnen. Doch im Beirat sitzen Islamverbände mit fragwürdiger Ausrichtung. Nicht nur unter den Studenten wird Protest laut.
Von Anna Lutz
An der Humboldt-Universität war es zu Auseinandersetzungen um den Vortrag einer Wissenschaftlerin gekommen

Nach langem Hin und Her ist es seit Ende Juni beschlossene Sache: Schon im Wintersemester des kommenden Jahres sollen an einem Institut für Islamische Theologie der Berliner Humboldt-Universität Imame ausgebildet werden. Vier Professuren werden besetzt und das Land Berlin stellt dafür in den kommenden Jahren 13 Millionen Euro zur Verfügung. Die Präsidentin der Uni, Sabine Kunst, lobte das Vorhaben am 29. Juni als „große Bereicherung für Berlin“. Doch so sieht das längst nicht jeder.

Wie unter anderem die Zeitung Die Welt berichtet, sehen die Studierenden das neue Institut überaus kritisch. So habe sich das Studierendenparlament der Hochschule ohne Gegenstimmen gegen die Einrichtung ausgesprochen. In dem entsprechenden Beschluss heißt es: „Ein Institut, an dessen Gründung reaktionär-konservative Islamverbände beteiligt sind, in diesem Falle sogar ausschließlich, ist inakzeptabel (…).“

Beirat bestimmt Lehrausrichtung mit

Tatsächlich wurde in Berlin lange darüber gestritten, welche islamischen Vertreter im Beirat des Instituts sitzen. Das Gremium spielt eine wichtige Rolle. Es bestimmt die Lehre am Institut mit und kann mit einer Zweidrittelmehrheit die Berufung von Professoren verhindern. Zunächst war geplant, dass der aus der Türkei gesteuerte Verein Ditib ebenso dabei ist wie der Zentralrat der Muslime, die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden, der Verband der Islamischen Kulturzentren und die Islamische Föderation Berlin. Ditib und der Verband der Islamischen Kulturzentren sagten nach einer längeren Debatte ab. Beide Organisationen fürchteten, zu geringe Einflussmöglichkeiten bei der Bestimmung der Lehrkräfte zu haben.

Beschlossen ist nun, dass der Beirat aus zwei unabhängigen Vertretern sowie Vertretern der drei übrig gebliebenen Verbände besteht. Diese aber gelten als konservativ und sollen zum Teil problematische Verbindungen pflegen. Wie die Welt berichtet, soll die Isamische Föderation Kontakte zur islamistischen Milli-Görüs-Bewegung haben. Die Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden soll mit dem iranischen Regime kooperieren. Funktionäre der Gruppe hatten zudem zur Teilnahme am als antisemitisch kritisierten Al-Kuds-Marsch in Berlin aufgerufen.

Kritik an der Besetzung des Beirats kommt nicht nur von den Studierenden. Auch die Gründerin einer liberalen Moschee in Berlin, Seyran Ates, beschwerte sich bereits öffentlich darüber, dass nur konservative Vetreter des Islam beteiligt seien. Auch die Islamexpertin der Deutschen Evangelischen Allianz, Christine Schirrmacher, beklagte im Vorfeld der Gründung, dass die beteiligten Verbände „allein die Regierungen in Ankara und Teheran“ verkörperten. Damit würden „der dringend notwendigen wissenschaftlichen Entfaltung der islamischen Theologie Handschellen angelegt“.

Von: Anna Lutz

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