Eine zentrale Anlaufstelle für Beschwerden über das Fernsehprogramm: das war die Idee, die 2004 hinter der Gründung von www.programmbeschwerde.de steckte. Das Internetportal ist eine Initiative der Landesmedienanstalt (LMA) Saarland. Der Nutzer hat die Möglichkeit, "eine Beschwerde zu einem privaten Fernsehprogramm abzugeben, ohne dass er sich zuvor im Dschungel an Aufsichtsorganen den jeweils richtigen Ansprechpartner (…) mühsam selbst heraussuchen muss", erklärt Gerd Bauer, Direktor der LMA Saarland. Das schaffe Transparenz und Service für den Bürger, der nun unter Angabe von Sender und Uhrzeit Verstöße beispielsweise gegen den Jugendschutz ganz einfach online melden könne. Die Verantwortlichen prüfen daraufhin die Beschwerde und leiten sie gegebenenfalls an die jeweils zuständige Landesmedienanstalt und den betroffenen Fernsehsender weiter.
Rekord: Mehr als 260 Beschwerden zu einem Fall
Besonders viele Zuschauer nutzten programmbeschwerde.de im März dieses Jahres: Der Privatsender ProSieben bewarb die Serie "Fringe – Grenzfälle des FBI" mit einer fiktiven Sonderausgabe seiner Nachrichtensendung "Newstime", die den Inhalt der Serie aufgriff. Besonders ältere Zuschauer glaubten den beunruhigenden Schwindel.
Ein Großteil der Beschwerden betrifft Verstöße gegen den Jugendschutz, etwa Horror-Trailer im Vorabendprogramm oder zu viel Erotik am Nachmittag. Fast 50 Zuschauer nutzten das Portal, um sich über Dieter Bohlen zu beschweren, als dieser die DSDS-Kandidatin Annemarie Eilfeld im April als "Bitch" bezeichnete.
Auch Schleichwerbung ist ein Thema, dem sich die Landesmedienanstalten annehmen. Mehrere Fälle wurden nach Zuschauerreaktionen geprüft und dann öffentlich als Schleichwerbung beanstandet.
Diskussionsrunde in Berlin geplant
Zusammen mit dem Deutschen Presserat lädt die Landesmedienanstalt Saarland zu einem Vortrag mit Diskussionsrunde nach Berlin ein. Am 21. September diskutiert Gerd Bauer unter dem Motto "Einspruch! – Beschwerdemanagement in den Medien" mit Dieter Czaja, dem Jugendschutzbeauftragten von RTL. Mit dabei sind auch der Geschäftsführer des Deutschen Presserats, Lutz Tillmanns, der Medienredakteur der tageszeitung, Steffen Grimberg, sowie Dieter Dörr, der Direktor des Mainzer Medieninstituts. (PRO)