Beim Christival Ende Mai in Erfurt haben 876 Besucher mit einem Altersdurchschnitt von 20 Jahren an einer Umfrage von PRO teilgenommen. Wir wollten unter anderem wissen, welche Rolle Social Media und digitale Angebote für den Glauben junger Menschen spielen und wie die Generation U30 nachrichtliche Medien nutzt. Hier haben wir die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.
Ohne diese zwei geht fast nichts
YouTube und Instagram sind mit Abstand die am meisten genutzten Plattformen – wobei YouTube die Nase ganz vorn hat: 89 Prozent der Befragten nutzen zumindest ab und zu diese Plattform, 80 Prozent sind auf Instagram unterwegs. Nur noch etwas mehr als halb so viele nutzen zumindest ab und zu Snapchat und jeder Dritte schaut gelegentlich bei TikTok vorbei. Facebook und Twitter, so scheint’s, sind dann eher etwas für die älteren Zeitgenossen.
Glaube in Social Media: Mehr konsumieren als teilen
Wenn sich die befragten jungen Menschen mit ihrem Glauben beschäftigen, dann auch zu einem großen Teil über Inhalte in Sozialen Medien: Im Durchschnitt haben sie einen Anteil von 40 Prozent an der persönlichen Glaubenspraxis. Für jeden Zehnten machen sie sogar einen Anteil von 75 Prozent und mehr aus.
Ähnlich sieht es aus, wenn wir die Frage umdrehen: Von dem, was die Christival-Besucher in Social Media nutzen, machen christliche Inhalte durchschnittlich 38 Prozent aus. Und etwa jeder Zehnte nutzt in den Sozialen Medien zu drei Vierteln und mehr christliche Inhalte.
Allerdings tun das die meisten vorwiegend passiv: Die Hälfte postet nie oder kaum selbst Beiträge, um etwas vom eigenen Glauben weiterzugeben – von fünf möglichen Sternen haben sie nur einen oder zwei vergeben. Hingegen haben 46 Prozent der Befragten vier oder fünf Sterne vergeben für die Aussage, dass christliche Influencer sie inspirieren.
Viele sind sich auch manchmal nicht so ganz sicher, welche religiösen Inhalte in den Sozialen Medien vertrauenswürdig sind. Nur neun Prozent sagen, dass das für sie kein Problem ist. Jeder Dritte hat auf der Unsicherheits-Skala vier oder fünf von fünf möglichen Sternen vergeben.
Lieber offline als online
PRO hat die Christival-Besucher auch gefragt, welche Dinge ihres Glaubens sie lieber online und digital ausüben, und was sie offline bevorzugen. Hier ist das Ergebnis insgesamt sehr deutlich: Die Mehrheit gibt analogen Formaten den Vorzug – wenn auch unterschiedlich stark.
Am ehesten nutzen die jungen Menschen Predigten auf digitalen Kanälen: Insgesamt 8,2 Prozent von ihnen gaben an, sie eher oder ausschließlich online zu hören. Knapp dahinter folgt das Bibellesen, das 7,9 Prozent lieber oder nur online tun. Das ist allerdings jeweils nicht einmal jeder Zehnte. Gut 60 Prozent greifen für die Bibellektüre lieber zum Buch, etwa 30 Prozent machen es gern mal so, mal so. Ähnlich sieht es beim Lobpreis aus: Etwa jeder Dritte nutzt dafür gern sowohl digitale als auch Offline-Formen. Aber mehr als die Hälfte wünscht sich die unmittelbare Erfahrung.
Die höchsten Werte für „nur offline“ haben das Beten (58 Prozent) und das Herz-Ausschütten (47 Prozent). Bei Treffen mit dem Teenkreis oder der Jugendgruppe ziehen 87 Prozent die persönliche Begegnung der digitalen vor – für die Hälfte davon kommt sogar ausschließlich das „echte“ Beisammensein infrage.
Bei einem Besuch im Gottesdienst kommt es den jungen Menschen nicht ganz so ausschließlich auf die Präsenz an: Gut jeder Zweite geht lieber in den Gottesdienst vor Ort und noch einmal 27 Prozent wollen ihn nur so erleben. Aber im Vergleich zur Jugendgruppe können sich auch einige mehr vorstellen, ab und zu online teilzunehmen.
Diese Tendenz, die hier bei allen abgefragten Tätigkeiten zu sehen ist, bestätigt sich auch bei zwei anderen Fragen. Hier sollten die Jugendlichen sich zwischen zwei entgegengesetzten Aussagen positionieren auf einer Skala von -10 bis +10. Auf der Minus-Seite stand die Aussage: „Die vielen virtuellen Angebote haben mich deprimiert. Ich habe Begegnungen und echte Gemeinschaft vermisst.“ Demgegenüber stand: „Ich fand die Online-Angebote super und habe nichts vermisst.“ Fast zwei Drittel haben sich auf der negativen Seite verortet – im Durchschnitt bei -2.
Ebenfalls auf der Minus-Seite stand der Satz: „Nach zwei Jahren Corona habe ich keine Lust mehr auf virtuelle Treffen und Veranstaltungen.“ Dem stimmten mit Abstufungen tendenziell 81 Prozent der Jugendlichen zu bei einem Durchschnittswert von -4,8. „Ich würde am liebsten nur noch Online-Veranstaltungen und Livestreams nutzen“ fand lediglich bei 11 Prozent tendenziell Zustimmung. Zwischen sechs und acht Prozent waren bei den beiden Gegenüberstellungen gleichgültig.
Social Media vor Fernsehen, Zeitungen toppen Podcasts
Die Besucher des Christivals sind offenbar recht interessiert am politischen Geschehen und dem, was in der Welt los ist. Fast drei Viertel von ihnen informieren sich mehr als einmal in der Woche oder sogar täglich darüber. Am häufigsten nutzen sie dafür Angebote von Nachrichtensendern oder Zeitungen in den Sozialen Medien. Knapp dahinter folgen Nachrichten-Apps und das Fernsehen als bevorzugte Quellen für jeweils etwas mehr als die Hälfte der Befragten.
Gedruckte Zeitungen oder Zeitschriften liest noch mehr als jeder Vierte. Damit liegt Papier vor Podcasts, die nur jeder Fünfte nutzt. Influencer pendeln sich als Quelle in Sachen Politik und Weltgeschehen dazwischen ein auf 23 Prozent.
Skeptisch gegenüber Journalisten
Wenn Nachrichtenangebote in sozialen und klassischen Medien die bevorzugten Informationsquellen für politische Themen und die Lage der Welt sind – was denken die jungen Menschen über Journalisten? Hier zeichnet sich zwar kein ausgesprochenes Misstrauen, aber doch eine skeptische Vorsicht ab. Der Aussage, dass Journalisten die Wahrheit verzerren und nur an Schlagzeilen und guten Geschichten interessiert sind, stimmt etwa ein Viertel eher oder voll zu. Ein weiteres Viertel tut dies eher oder gar nicht. Und gut die Hälfte findet, dass es teils, teils zutrifft.
Etwas besser steht es in der Tendenz um das Vertrauen. Aber eine Mehrheit von 47 Prozent meint auch hier, dass journalistische Angebote nur teilweise vertrauenswürdig sind. Noch etwas günstiger schätzen die jungen Menschen die Themenauswahl in journalistischen Angeboten ein: Mehr als die Hälfte würde nicht sagen, die Themen hätten nichts mit ihnen zu tun. Aber immer noch ein knappes Drittel findet, dass es mal so, mal so ist.
Die Christival-Besucher haben aber auch Erwartungen an journalistische Medien: 80 Prozent wünschen nicht, dass Journalisten ihnen sagen, was sie als Nutzer denken sollen. Hingegen möchten 70 Prozent, dass Journalisten politische Zusammenhänge erklären. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist eine christliche Perspektive auf die Nachrichtenlage tendenziell wichtig.
Außerdem konnten die Teilnehmer an der Umfrage auch angeben, wovon sie mehr in den Nachrichten hören, lesen oder sehen würden. Häufig nannten sie Christenverfolgung, aber auch Armut, das Klima, Glaube – und Hoffnung. Eines der am meisten genannten Stichworte war zudem: mehr gute Nachrichten.
Zuversicht mit Abstrichen
Zum Abschluss wollte PRO noch wissen, wie die jungen Menschen vom Christival in die Zukunft blicken – zum einen bezogen auf ihre persönliche Situation, zum anderen hinsichtlich der Weltlage. Dabei konnten sie sich auf einer Skala von -4 bis +4 einordnen.
Mit Blick auf die eigene persönliche Situation sind die meisten Jugendlichen positiv gestimmt. 82 Prozent von ihnen geben einen Plus-Wert an, der Durchschnitt liegt bei +1,8.
Das Weltgeschehen bereitet jedoch eher Sorge: 73 Prozent geben einen Wert auf der Negativ-Seite an. Im Durchschnitt gibt es hier eine -1,25. Die Tendenz ist deutlich. Aber der Ausschlag ist kleiner als beim persönlichen Ausblick – in der Summe überwiegt die Zuversicht leicht.
An der Umfrage haben beim Christival 876 Personen teilgenommen. Nicht alle haben jede Frage beantwortet, aber jede Frage verzeichnete mehr als 600 Antworten. Das Alter der Teilnehmer reichte von zehn bis 60 Jahren – allerdings haben von den den älteren Jahrgängen nur Einzelne mitgemacht: Mehr als 90 Prozent waren jünger als 30, der Durchschnitt liegt bei 20 Jahren, die Mehrheit der Teilnehmer war 18 und jünger.
Sie kamen aus allen Bundesländern sowie aus Österreich und der Schweiz, die meisten – 28 Prozent – aus Baden-Württemberg. Zwischen jeweils 8 und 13 Prozent kamen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Sachsen; Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen stellten je zwischen 2,5 und 5 Prozent der Teilnehmer.
Die Ergebnisse haben keinen wissenschaftlichen Anspruch und sind auch nicht repräsentativ für die christliche Jugend des Landes. Aber da so viele Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Teilen der Bundesrepublik teilgenommen haben, haben die beobachteten Trends durchaus eine Aussagekraft für junge Christen in Deutschland. Vielen Dank allen, die mit ihren Antworten zu diesem Bild beigetragen haben.
Eine Antwort
Spannende Umfrage und interessante Ergebnisse 🙂