Die Überschrift des Beitrags in der gedruckten taz am 15. März 2013 sei eine unbewiesene Tatsachenbehauptung. Die Erkenntnisse über die Nähe des Papstes zur argentinischen Militärdiktatur reichten nicht aus, um sie mit der Bezeichnung „Junta-Kumpel“ als erwiesen darzustellen. Den Papst ohne ausreichende Belege in die Nähe eines Regimes zu rücken, das Zehntausende von Menschen ermordet hat, verletze diesen in seiner Ehre, betonte der Presserat.
taz-Chefredakteurin Ines Pohl erklärte am Donnerstag, die Zeile sei unter dem Eindruck eines Interviews mit einem argentinischen Investigativ-Journalisten und weiteren Recherchen entstanden. „Im Nachhinein ist die Zuspitzung in dieser Form nicht gelungen, da die Vorwürfe gegen Bergoglio letztlich nicht eindeutig belegt sind und es auch andere, durchaus glaubwürdige Darstellungen über sein Verhalten während der Diktatur gibt. Damit sind wir in diesem Fall übers Ziel hinaus geschossen“, sagte Pohl.
Nicht beanstandet wurden vom Presserat scharfe Bewertungen im Kommentar wie „Alter Sack I. folgt Alter Sack II.“ oder „esoterischer Klimbim“ als Bezeichnung für katholische Dogmen. Die katholische Kirche und ihr Oberhaupt müssten auch deutliche öffentlich Kritik aushalten. Religiöse Gefühle würden dadurch nicht geschmäht, erklärte das Selbstkontrollgremium der Presse weiter. Wegen der taz-Überschrift waren fast 50 Beschwerden beim Presserat eingegangen.
ZdK: Rücksicht auf religiöse Gefühle
Mit scharfer Kritik reagierte der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, auf die Tatsache, dass der Deutsche Presserat die taz nur wegen einer sachlich falschen Überschrift zu Papst Franziskus rügte, nicht aber wegen der Verletzung religiöser Gefühle. Dass der Presserat Passagen wie „Alter Sack“ und „esoterischer Klimbim“ nicht als Schmähung religiöser Gefühle auffasse, sei bedauerlich: „Eine solche Bewertung ist aus meiner Sicht völlig unangemessen.“
Die „erhebliche Verletzung“ von religiösen Gefühlen vieler katholischer Christen müsse für den Deutschen Presserat Anlass sein, seine Entscheidungskriterien zu überdenken, teilte das ZdK am Freitagnachmittag mit. Gerade auch in einer säkularen und offenen Gesellschaft, die von gegenseitigem Respekt lebe, müsse man Respekt gegenüber den Religionsgemeinschaften pflegen. Weite Passagen des taz-Artikels, nicht nur die Überschrift, hätten die Gefühle und Wertvorstellungen vieler Menschen verletzt. (dpa/pro)