Die Pressefreiheit in Deutschland „ist vollkommen uneingeschränkt“. So zumindest erlebt der Journalist Claus Kleber es. In einem Interview der Süddeutschen Zeitung von Sonntag fordert er Kollegen, aber auch alle anderen dazu auf, sich selbst mit Journalisten in der Türkei zu vergleichen, bevor sie die eigene Situation beklagten: „Ich habe Freunde in der türkischen Presse, für die ein einzelner Satz in einer Glosse Haft bedeuten kann. Die fahren jeden Tag mit einer gepackten Notfalltasche zur Arbeit, weil sie damit rechnen müssen, dass sie die Nacht hinter Gittern verbringen“, sagte Kleber.
Journalisten würden heute zwar „häufiger geprügelt“. Das sei aber „manchmal auch durchaus berechtigt“. In Zeiten von Mediatheken und non-linearem Fernsehen müsse jede Formulierung im TV auf die Goldwaage gelegt werden können. „Dadurch wird unser Job vielleicht ein bisschen schwieriger. Aber das macht unsere Arbeit auch besser“, sagte Kleber.
Er kritisierte außerdem Streits um politisch korrekten Sprachgebrauch: Niemand sollte sich in Debatten darüber stürzen, ob man nun Studierende oder Studentinnen und Studenten sage, wenn er nicht bereit sei, das eigentliche Problem zu bekämpfen: Also tatsächlich etwas gegen die Benachteiligung weiblicher Studierender zu tun. Kleber: „Man streitet sich gerne über die Worte, wo man sich eigentlich um die Sache kümmern sollte.“
Von: Anna Lutz