Prayer Breakfast: „Insgesamt ist dieses Event der Hammer“

Jedes Jahr treffen sich Christen in Washington, D.C., zum Gebet. Und auch der US-Präsident ist dabei. Frank Heinrich, Vorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland, berichtet von seinen Eindrücken – und wo er sich über Donald Trump geärgert hat.
Von Nicolai Franz
Frank Heinrich

PRO: Herr Heinrich, Sie haben das National Prayer Breakfast besucht. Was war Ihr Eindruck?

Frank Heinrich: Generell fühle ich mich auf dem Prayer Breakfast pudelwohl. Hier trifft man sich auf Basis der Begegnung mit Jesus von Nazareth und fragt sich, wie man ihm nachfolgen kann und seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Das wird hier gelebt und das merkt man auch im Austausch. Man fragt hier nicht, ob man Demokrat oder Republikaner ist, auf der Bühne werden – nette, anständige – Witzchen miteinander gemacht. Das ist ein wirklich respektvolles Miteinander.

Gerade geht es in der US-Politik ja nicht versöhnlich zu.

Selbst Donald Trump hat beim Verabschieden dem demokratischen Beter auch herzlich die Hand geschüttelt. Diese Geste ist mir schon aufgefallen. Die einzige Zeit, in der eine solche versöhnliche Haltung nicht bemerkbar war und ich am liebsten unter dem Tisch verschwunden wäre, war während Trumps Rede.

Warum?

Es waren Klänge aus dem Wahlkampf, Selbstlob, er sagte Dinge wie, er sei gläubig, und die ersten zwei Wochen seiner Präsidentschaft seien erfolgreicher als die aller anderen Präsidenten in der Geschichte gewesen. Vier Jahre sei es bergab gegangen mit den USA, doch jetzt –wohlgemerkt nach zwei Wochen – gehe es Amerika besser als je zuvor. Die beiden Sätze lagen keine 30 Sekunden auseinander. Beleidigungen, Verachtung, Unterstellungen, Angeberei waren ein ganz großer Teil der Rede. Auch wenn er Dinge gesagt hat, bei denen ich auch mal klatschen konnte.

Mein Eindruck war, dass seine Rede nicht so begeistert aufgenommen worden ist wie vor fünf Jahren, als ich ihn das letzte Mal dort gesehen habe. Ich musste die ganze Zeit an den Vers aus Jakobus denken: Mit der Zunge „loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, meine Brüder und Schwestern.“ Trump macht Witze über seine Gegner, und zwar keine netten, sondern beleidigende. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum die Menschen ihm trotzdem so zugejubelt und Beifall geklatscht haben.

Führt das Prayer Breakfast eher zur Versöhnung und dazu, dass sich Menschen auf Gott ausrichten, oder wird es eher instrumentalisiert durch Trump und seine „Make-America-Great-Again“-Nachfolger?

Trump instrumentalisiert das Prayer Breakfast natürlich. Bei allen anderen, die heute redeten, habe ich nichts dergleichen entdeckt. Deshalb: Insgesamt ist dieses Event der Hammer, welche Leute sich hier am Tisch treffen, wie die miteinander reden, wie sie im Hilton Empfänge veranstalten, quer über die Parteigrenzen hinweg. Das ist einfach der Hit, auch geistlich.

Was ist Ihr Fazit aus dem Event?

Das Prayer Breakfast ist ein Gesamtpaket mit vielen Veranstaltungen und Seminaren drumherum. Gestern haben wir uns als deutsche Gruppe zum Beispiel mit den Ungarn getroffen. Danach, beim Essen, waren wir zehn Leute aus sieben Ländern. Das war herrlich.

Ist ein Gebetsevent dieser Größe auch in Deutschland vorstellbar, wo am Ende der Bundespräsident oder der Kanzler spricht?

Das ist vielleicht noch nicht an der Zeit. Wir haben sehr viel Frommes auch in unserer Politik, was ja viele Christen nicht wissen. Am 25. März vor der Einsetzung des Parlaments wird es einen Gottesdienst geben. Viele Minister haben bei ihrer Vereidigung immer noch sehr deutlich „So wahr mir Gott helfe“ gesagt, auch wenn es beim letzten Mal weniger waren. Das berühmteste Lied beim „Zapfenstreich“ ist so fromm, wie es nur geht … 

„Ich bete an die Macht der Liebe“. 

Da steckt das ganze Evangelium drin. Aber wir haben eine andere Art, Glauben zu leben, als die Amerikaner. Es inspiriert uns deutsche Teilnehmer aber, hier mutiger und deutlicher von unserem Glauben zu reden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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