Präsident Jimmy Carter und das Gebetsfrühstück in Deutschland

Der mittlerweile verstorbene Rudolf Decker brachte mit Anderen das „National Prayer Breakfast“ nach Deutschland. Vor seinem Tod bat PRO ihn, aufzuschreiben, wie es dazu kam – und welche Rolle Jimmy Carter dabei spielte.
Von PRO
Offizielles Porträt von Jimmy Carter

Im Deutschen Bundestag und in verschiedenen Parlamenten unseres Landes gibt es seit 1979 sogenannte Gebetsfrühstücke für amtierende und ehemalige Abgeordnete. Dass in dem genannten Jahr Jimmy Carter als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika regierte, war dabei von großer Bedeutung für uns. Ich war 24 Jahre lang Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg und als solcher zum „National Prayer Breakfast“ mit dem Präsidenten nach Washington eingeladen. Der bekannte Verleger Friedrich Hänssler hatte Kontakt zu den amerikanischen Veranstaltern und ohne mein Wissen meine Einladung auf den Weg gebracht. Ich wurde dabei Teil einer ebenso seltsamen wie wunderbaren Geschichte.

Das „National Prayer Breakfast“ (Nationales Gebetsfrühstück) wurde zur Zeit des Zweiten Weltkrieges von Abgeordneten des Kongresses der USA ins Leben gerufen und seitdem zum jährlichen Ereignis für das große Land, was ich bis dahin nicht wusste. Der verantwortliche Organisator des Treffens mit mehr als 1.500 Teilnehmern forderte mich in Washington auf, den Gedanken dieser Begegnung aufzugreifen und nach Deutschland zu bringen. Ich zögerte lange, weil ich nicht daran glaubte, dass man ein „Gebetsfrühstück“ für Angehörige der Verfassungsorgane in Deutschland erfolgreich anbieten könnte.

Carter spielte eine große Rolle

Dr. Douglas Coe gab nicht nach. Er erklärte: „Seit 20 Jahren beten wir hier für eine solche Initiative in Deutschland.“ Ich konnte nicht anders als zusagen, mich zu Hause entsprechend einzusetzen. Nach einem schriftlichen Bericht über diese Reise an meinen Vorsitzenden und die Kollegen meiner Fraktion kamen einige Parlamentskollegen auf mich zu, mit der Bitte, auch in Deutschland zu versuchen, was in den USA offensichtlich gelungen war.

Unser erfolgreicher Anfang im Landtag und zwei Jahre später im Deutschen Bundestag war und ist bis heute ein himmlisches Wunder für mich. Die Gruppen und eine jährliche „Internationale Begegnung in Berlin“ bestehen seitdem fort und wurden zum Vorbild entsprechender Gründungen in Deutschland und international darüber hinaus. Nochmals: Die Mitwirkung der amerikanischen Präsidenten beim dortigen „National Prayer Breakfast“ hat maßgeblich zur Anerkennung unserer deutschen Arbeit in den Parlamenten beigetragen. Gott sei Dank!

Zurück zum Jahr 1979: Ich lernte Jimmy Carter im Januar 1979 beim „National Prayer Breakfast“ in den USA kennen, bei dem er die Hauptansprache hielt. In den folgenden Jahren und bis heute reiste jährlich eine Gruppe von Abgeordneten aus Bundestag und Landtagen mit Vertretern aller in den Parlamenten vertretenen Parteien in die USA zu diesem Ereignis. Eine Einladung zu einer Veranstaltung mit dem US-Präsidenten ist für Amerikaner ebenso wie für Internationale eine Rarität. Und die Eindrücke der Abgeordneten prägten und prägen dann auch unsere Gruppen in Deutschland – bis heute.

Zum Autor

Rudolf Decker, Jahrgang 1934, ist ehemaliger Politiker der CDU. Er war von 1968 bis 1992 Mitglied des baden-württembergischen Landtages. Er war 1984 Mitbegründer der „Vereinigung für Grundwerte und Völkerverständigung e.V.“. Zudem gründete er gemeinsam mit dem Verleger Friedrich Hänssler und dem Politiker Horst Waffenschmidt die Initiative „Gebetsfrühstück“. Decker starb am 18. Juli 2024.

Von: Rudolf Decker

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