Politiker und Christen diskutieren über Lebensschutz

Der Lebensschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Christen – in diesem Punkt zeigten sich Politiker und Kirchenvertreter wie der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, die Unions-Abgeordnete Julia Klöckner oder der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder am Montag einig. Über PID, Sterbehilfe und Organspende diskutierten sie bei einem Unions-Kongress zur christlichen Ethik.

Von PRO

Themen wie die Präimplantationsdiagnostik (PID), Sterbehilfe oder Organspende würden "ganz zentral mit dem christlichen Glauben in Verbindung gebracht", erklärte Volker Kauder am Montag in Berlin beim Kongress "Das ‚C‘ ist für uns Programm – Die Würde des Menschen schützen: Vom Anfang des Lebens bis zu seinem Ende". Im Falle der PID ist für Kauder die Frage nach Zulassung oder Verbot leicht beantwortet. Vor Gästen aus Politik und Gesellschaft verwies er auf die verfassungsrechtlich garantierte Würde des Menschen und biblische Ebenbildlichkeit Gottes. Der Mensch dürfe nicht verzweckt werden, sagte Kauder, daher sei er gegen die Zulassung der PID. Der Deutsche Bundestag wird in der kommenden Woche über die gesetzliche Regelung der Gentests an Embryonen abstimmen.

Politik soll auf Kirchen hören

Kauder erinnerte an den biblischen Ausspruch Jesu: "Lasset die Kinder zu mir kommen", und erklärte: "Ich habe oft den Eindruck, dass in unserer Gesellschaft mehr das Wohl der Erwachsenen in den Vordergrund gerückt wird und weniger das Wohl des Kindes." In Fragen des Lebensschutzes sollte die Politik "in besonderer Weise" auf die Kirchen hören, erklärte Kauder. Auch das Thema Organspende berühre diesen Bereich. Kauder plädierte dafür, keinen Zwang zur Organspende einzuführen, ergänzte aber: "Der Staat kann verlangen, dass sich jeder mindestens einmal in seinem Leben damit auseinandersetzt." Das sei schließlich ein Aspekt christlicher Nächstenliebe.

Wolfgang Huber sprach sich gegen eine "Organbereitstellungspflicht" aus. Eben weil die Organspende eine Entscheidung aus freiem Willen und aus christlicher Nächstenliebe heraus sein müsse, dürfe der Staat sie nicht erzwingen. Bei Fragen des Lebensschutzes stünden sich derzeit zwei Positionen gegenüber: Fortschrittsglauben und Selbstbestimmung auf der einen, Würde und Verantwortung – nach dem Motto "Der Mensch ist von Anfang an kein Mittel zum Zweck, sondern ein Zweck in sich selbst" – auf der anderen Seite. Aus christlicher Perspektive gelte: Lebensschutz sei Beziehungsschutz, denn Gott selbst sei ein Beziehungswesen. Gehe es etwa um Fragen der Sterbehilfe sei zunächst dafür Sorge zu tragen, dass sich Menschen um Menschen kümmerten, bevor Leben beendet würden. Menschen vor Vereinsamung zu bewahren, sei die größte Aufgabe für Christen. Klar sprach sich Huber auch gegen die PID aus.

Lebenssschutz ist Würdeschutz ist Beziehungsschutz

Der Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Andreas Lob-Hüdepohl, stimmte Huber zu. Lebenssschutz sei Würdeschutz, dieser wiederum sei Beziehungsschutz zwischenmenschlicher Verantwortung. Julia Klöckner verwies darauf, dass viele Menschen in Deutschland die Sterbehilfe laut Erhebungen bejahten. Gründe dafür seien die Angst vor Schmerzen, die Sorge, eine Belastung für Andere zu sein und der Versuch, die eigene Selbstbestimmung zu erhalten. Lösungen für diese Probleme biete aber nicht eine Tötung, sondern die Palliativmedizin oder die Hospizarbeit. Die PID nannte Klöckner "nicht human". Zur möglichen Aussortierung von Embryonen, aus denen behinderte Kinder entstehen könnten, erklärte sie, jedes Ja zu einem Kind sei bei der PID auch ein Nein zu einem anderen Kind, "das den TÜV nicht durchlaufen hat". (pro)

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