Kubicki: „Gott ist für mich Hoffnung, Liebe, Vertrauen“

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki ist nicht nur einer der profiliertesten Politiker seiner Partei. Der FDP-Agbeordnete gilt auch als angriffslustig, Konflikte scheut er kaum. Doch was viele nicht wissen: Kubicki war als junger Mann beim CVJM engagiert und bezeichnet sich noch heute als gläubig. Mit der Kirche aber hat er gebrochen.
Von Anna Lutz
Wolfgang Kubicki glaubt - hat aber mit der Vorstellung eines „personalisierten Gottes“ gebrochen

In Wolfgang Kubickis Biografie „Sagen, was Sache ist“ (Econ) geht es um Machtspiele in den Hinterzimmern der Politik. Um seinen Weg in den Deutschen Bundestag. Die eigene Familie. Um Rechtspopulismus, Europa und Sozialliberalismus: Kurzum, es ist eine Geschichte, wie Politiker sie gerne im Laufe ihres Lebens aufschreiben, zumal, wenn sie so bekannt sind, wie das FDP-Urgestein. Ein Kapitel aber überrascht. Denn dass ausgerechnet Kubicki als junger Mann christlich engagiert war und mit dem Thema Glauben bis heute viel anfangen kann, war bisher öffentlich kaum bekannt.

Im Buch beschreibt Kubicki, wie er als Bibellehrer beim Christlichen Verein junger Menschen (damals noch „Männer“) (CVJM) in Braunschweig engagiert war. Nicht, weil er „besonders fromm“ oder religiös erzogen worden sei. Sondern weil einige Fußballfreunde ebenfalls beim CVJM aktiv waren. „Es war eine lustige Truppe, mit der wir schöne Reisen machten“, resümiert der FDP-Spitzenmann seine Zeit dort. Kubicki erteilte dort demnach Unterricht in Bibelexegese. Das Bibelwissen von damals sei geblieben und auch der Glaube. Den beschreibt er so: „Die naive kindliche Vorstellung eines personalisierten Gottes teile ich natürlich nicht.“ Stattdessen glaube er, dass in jedem Menschen ein ethisches Grundgerüst vorhanden sei, das außerhalb der eigenen Vorstellungswelt entspringe. „Gott ist für mich Hoffnung, Liebe, Vertrauen – all das, was Menschlichkeit ausmacht“, schreibt Kubicki.

„Heuchelei innerhalb der Kirche“

Die Kirche selbst sieht er heute kritisch. Obwohl er im Kirchenvorstand einer evangelischen Gemeinde gewesen sei, könne er mit der Institution nur noch wenig anfangen. „Am Ende habe ich denen klipp und klar gesagt, dass ich nicht länger bereit sei, mit meinen Steuermitteln dazu beizutragen, dass sie andauernd Politik machen, statt den Glauben zu verbreiten“, urteilt Kubicki. Ihm missfalle eine Heuchelei innerhalb der Kirche, etwa wenn Kirchenobere Neoliberale geißelten und sagten, sie trügen zur Verarmung der Menschen bei, andererseits aber selbst auf Dienstfahrzeugen mit Fahrern auf 450-Euro-Basis bestünden. Das habe er bei einem ihm bekannten Politiker erlebt, der auch Präses einer Landessynode gewesen sei. Auf Kubickis Austritt aus der Kirche habe nie jemand reagiert. „Gewöhnlich würde man doch fragen: Was ist der Grund? Kann man da noch etwas machen? Von der evangelischen Kirche kam aber nichts. Da ist mir klar geworden, dass sie auf mich nicht angewiesen ist.“, schreibt Kubicki.

Beim CVJM sei er schließlich ausgestiegen, als er seine erste Frau kennenlernte – eine Katholikin. Kubicki: „Man sagte mir doch allen Ernstes, es sei vielleicht besser für meinen Glauben, wenn ich mich von dieser Frau trennte. Und ich dachte stattdessen: Vielleicht ist es für mich selbst besser, wenn ich mich von den Jungs hier trenne. Allein schon die Vorstellung, dass ein Dritter zu mir kommt und sagt: Es ist für dich besser, du folgst nicht der Liebe, sondern der Berufung Gottes. Das ist Anmaßung.“

Nicht das erste Mal, dass Kubicki über Glauen spricht

Bereits im Juli äußerte sich Kubicki in einem Interview des NDR zu seinem Glauben. Gott als Inkarnation der Liebe zu sehen, „finde ich durchgreifend schön“, sagte er damals. Auch mit den Geschichten von Jesus könne er etwas anfangen. „Dass Jesus geboren wurde, war ein Akt der Liebe Gottes gegenüber den Menschen“, sagte Kubicki. Den Menschen Jesus zu geben und „in dem Tod von Jesus zu dokumentieren, dass menschliche Sünden vergeben werden können“, sei „der größte Akt, den Gott tun konnte“.

Kraft aus dem Glauben ziehe Kubicki durch das Zwiegespräch. „Gott ist nicht jemand wie du und ich, er ist allgegenwärtig und sozusagen immer dabei.“ Sein Zwiegespräch führe er deshalb mit sich selbst und gewinne daraus Einsichten. Er ist davon überzeugt, dass „wir am Ende unseres Lebens in Liebe aufgehen“ werden. „So wie Gott Jesus den Menschen schickte und auch nach Hause holte, wird er uns auch alle nach Hause holen und zwar unabhängig davon, ob man uns mit Hölle, Fegefeuer, was auch immer droht.“

Von: Anna Lutz

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