Selbst aktiv werden und seinen Glauben mutig bekennen – dazu hat der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Volker Kauder, am Samstag beim Kongress christlicher Führungskräfte (KcF) in Nürnberg aufgerufen. In Zeiten der Verunsicherung komme es mehr denn ja darauf an, für seine Überzeugungen einzustehen und anderen dadurch Orientierung zu bieten. Christen in Deutschland hätten auch gegenüber den Verfolgten eine Verantwortung: „Wir kennen Menschen, wo das Bekenntnis zu Jesus Christus dem Todesurteil gleichkommen kann.“ Es sei wichtig, durch das öffentliche Bekenntnis zum christlichen Glauben den Verfolgten Mut zu machen, „die das auch in ihrer Heimat unter größten Herausforderungen“ täten.
In Bezug auf Christenverfolgung verteidigte Kauder außerdem deutsche Waffenlieferungen in Krisengebiete: „Wir können in den Ländern selbst nur etwas erreichen, wenn wir das Recht der Menschen, in ihre Heimat zurück zu kehren, nicht nur mit dem Handtuch durchsetzen.“ Der Schutz müsse gegebenenfalls auch mit Waffen gewährleistet werden. „Mit Werten führen“ bedeute auch, „sich für die mit ganzer Kraft einzusetzen, die wirklich bedroht sind.“
Missstände in der Türkei offener ansprechen
Kauder ging auf verschiedene politische Themen ein und forderte auch dabei die Zuhörer auf, sich als Christen aktiv in die Debatte einzubringen. Lobend erwähnte er, dass Christen verschiedener Kirchen und Gemeinden beim Thema Sterbehilfe einheitlich aufgetreten seien und ihre Stimme für den Schutz des Lebens erhoben hätten. Der Bundestag hatte Ende 2015 eine Neuregelung zur Sterbehilfe beschlossen und „geschäftsmäßige Sterbehilfe“ in Deutschland verboten. „Christus liebt das Leben. Er ist ein Gott des Lebens. Das ist ein zentraler Wert“, befürwortete Kauder die damalige Entscheidung des Bundestages. Die Sterbehilfe-Debatte sei ein Beispiel dafür, wie wichtig die Stimme der Christen in der Öffentlichkeit sei. Als Politiker sei er auf diese Unterstützung angewiesen. „Es reicht nicht, am Sonntag in die Kirche zu gehen. Wir brauchen diese Unterstützung, wenn wir mit Werten führen wollen“, sagte Kauder.
Auch die Beziehungen zur Türkei sprach Kauder an. Es müsse offen angesprochen werde, dass es in dem Land „trotz gegenteiliger Behauptungen immer noch keine Religionsfreiheit“ gebe. „Wenn die türkische Regierung sagt, interne Vorgänge seien ihre Sache, dann muss ich sagen: Aber der Einsatz für die Christen in der Region ist unsere Sache“, sagte Kauder. Kauder forderte Christen auf, mutig ihre Meinung zu sagen und rief indirekt zur Demonstration gegen den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan auf. Wenn Erdogan „in unserem Land spricht, wünsche ich mir, dass einige von uns mit Plakaten da stehen, auf denen steht: ‚Das, was du hier darfst, wollen wir auch in der Türkei dürfen: für die Rechte der Christen eintreten.’“
Keine Zusammenarbeit mit der AfD
Der Politiker betonte außerdem die Rolle der EU und erklärte, dass gerade Christen sich für ein gemeinsames Europa stark machen sollten. „Europa ist auch das Zusammenkommen von Staaten, die immer noch von der christlich-jüdischen Tradition geprägt sind“, sagte er. Allein seien die Länder nicht in der Lage, sich gegen große Nationen wie zum Beispiel China durchzusetzen. Gerade im Hinblick auf christliche Werte sei der Zusammenhalt in Europa wichtig. „Nur das bringt uns voran. Europa hat uns über 70 Jahre Frieden und Religionsfreiheit gebracht“, betonte Kauder.
Auf Nachfrage aus dem Publikum erklärte der CDU-Politiker außerdem, warum er eine Zusammenarbeit mit der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) ablehne. Auch Christen hätten im Dritten Reich unter den Nationalsozialisten gelitten. Wenn die AfD zulasse, dass „Leute wie ein Herr Höcke solche Sprüche“ machten, brauche sie sich nicht wundern, „wenn wir sagen, dass die Grenze zum Nationalsozialistischen erreicht ist“. Wer eine christliche Überzeugung vertrete, könne damit nicht leben. „Ich würde erwarten, dass die Christen in der AfD sich dagegen wehren. Dann hätten sie meinen Respekt.“
Beim vergangenen Kongress christlicher Führungskräfte im Jahr 2015 waren mit Frauke Petry und Beatrix von Storch auch AfD-Politiker bei der Veranstaltung vertreten. Auf Anfrage von pro sagten die Veranstalter, dass eine Einladung von AfD-Politikern in der Planung dieses Kongresses kein Thema gewesen sei.
Marquardt gibt Leitung ab
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung übertrug der bisherige Leiter des Kongresses christlicher Führungskräfte, Horst Marquardt, das Amt an seinen Nachfolger, den Geschäftsführer des christlichen Tagungszentrums Schönblick, Martin Scheuermann. Der 87-jährige Marquardt leitete den Kongress seit dem Jahr 1999.
Der Kongress christlicher Führungskräfte, den 2.900 Teilnehmer besuchten, wird alle zwei Jahre von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea und der Firma tempus Akademie & Consulting veranstaltet. Der nächste Kongress findet 2019 in Karlsruhe statt. (pro)
Von: sz