Armin Laschet
Armin Laschet ist Katholik. Sein parteipolitisches Engagement sei die Fortsetzung seines kirchlichen Engagements in der Jugendzeit gewesen, sagte er 2017 bei einer Diskussionsveranstaltung in einer Kölner Gemeinde. Die Bergpredigt sollte ein Kompass für das politische Handeln und das gelebte Miteinander sein, erklärte Laschet im vorigen Jahr gegenüber pro. Das christliche Menschenbild, für das seine Partei stehe, binde den Menschen an seinen Schöpfer: „Der Mensch soll die Erde gestalten, aber er soll nicht selbst Gott spielen.“ Die soziale Marktwirtschaft entspricht in den Augen Laschets der Vorstellung, dass der Mensch unverwechselbares Inidivuduum und gleichzeitig Teil einer Gemeinschaft sei. Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft will der Vater von drei Kindern stärken.
Zudem ist er überzeugter Europäer und strebt eine bessere „Entscheidungsfähigkeit“ der EU an – mehr Mehrheits- statt einstimmige Entscheidungen. Europa soll ein „starker Akteur in einer multipolaren Welt“ werden, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auf der Ebene der Bürger möchte Laschet den europäischen, grenzüberschreitenden Austausch ebenfalls fördern. Als europäisches Handeln rechtfertigt Laschet auch Angela Merkels Entscheidung, 2015 die Binnengrenzen für Flüchtlinge nicht zu schließen. Laschet hat selbst mehrfach betont, dass Europa in der Flüchtlingsfrage gemeinsam gefragt ist. Im vorigen Jahr besuchte er das Flüchtlingslager Moria in Griechenland. Er fordert ein geordnetes Einwanderungssystem und sichere EU-Außengrenzen. Gefährder, Straftäter und Migranten ohne Schutzbedürfnis sollen abgeschoben werden, um so die Akzeptanz für die Aufnahme Schutzbedürftiger zu erhöhen, schrieb er mit seinem Team-Partner Jens Spahn im Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Klimaschutz möchte Laschet mit den Anforderungen eines ökonomisch starken Industrielandes verbinden.
In der ersten Welle der Corona-Krise warb Laschet früher als andere Ministerpräsidenten dafür, die Einschränkungen der Grundrechte wieder zu lockern. Im Gespräch mit pro betonte er, dass seine Landesregierung in Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2020 keine Gottesdienste per Verordnung verboten habe. Religionsfreiheit einzuschränken sei etwas anderes, als eine Kneipe zu schließen. Auch vor Weihnachten und erklärte er angesichts der hohen Infektionzahlen, auf die Freiwilligkeit der Religionsgemeinschaften zu setzen.
Seit 2017 regiert Laschet Nordrhein-Westfalen, das mit circa 18 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesland, in einer Koalition mit der FDP. Auch im nächsten Bundestag wünsche er sich starke Liberale, sagte er jüngst angesprochen auf mögliche Koalitionspartner, sollte er Kanzler werden. Die Grünen-Chefs Robert Habeck und Annalena Baerbock seien menschlich sympathisch, vor allem im Bereich der Energiepolitik hätten sie jedoch sehr unterschiedliche Ansätze. Bevor Laschet Ministerpräsident wurde, hatte er Stationen im Bundestag, im Europäischen Parlament sowie als Landesminister. Vor seiner politischen Laufbahn war der studierte Jurist als Journalist für den Bayerischen Rundfunk tätig und während seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter als Geschäftsführer und Leiter des katholischen Einhard-Verlag in seiner Heimatstadt Aachen. Im Februar wird Laschet 60 Jahre alt.
Norbert Röttgen
Auch der Jurist Norbert Röttgen bewirbt sich um den CDU-Vorsitz. Der 55-Jährige gehört seit 1994 dem Deutschen Bundestag an. Von 2009 bis 2012 war er Bundesumweltminister im Kabinett von Angela Merkel. 2012 verlor er als Spitzenkandidat die Landtagswahl in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen und anschließend seinen Ministerposten.
Danach wurde die Außenpolitik sein politisches Steckenpferd. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Röttgen trat 1982 als 17-Jähriger in die Partei ein. Er wurde später unter anderem Landesvorsitzender der Jungen Union, studierte Jura in Bonn und ist seit 1993 als Rechtsanwalt zugelassen. Seine Doktorarbeit schloss er 2001 erfolgreich ab.
Röttgen verkündete am 18. Februar 2020 als erster der drei Kandidaten seine Bewerbung für den Parteivorsitz. Er formulierte einen Sechs-Punkte-Plan mit seinen Zielen. Darin bezeichnet er die CDU als Partei der Mitte mit deutlichen Abgrenzungen nach rechts und links. Zudem sei sie die Partei der deutschen Einheit, die einen „Dialog auf Augenhöhe“ zwischen Ost und West ermögliche.
Röttgen kündigte an, sich gegen den erstarkten Rechtspopulismus einzusetzen, die Migration zu ordnen und die ökologische und klimapolitische Glaubwürdigkeit für die CDU zurückzugewinnen. Im sechsten Punkt seines Programms heißt es: „Die CDU muss politische Führung übernehmen: Für Weltoffenheit, für den Schutz der Bürger und Vernunft.“
Anfang März veröffentlichte Röttgen eine Wahlkampagne zu seiner Kandidatur unter dem Motto „Jetzt voran!“. Darin fordert er außenpolitisch eine engere Kooperation mit Frankreich, einen „neuen Deal“ mit den USA, ein stärkeres Engagement in der NATO sowie ein konstruktives aber konsequentes Auftreten gegenüber Russland. Seine Kampagne ließ er wegen der Corona-Pandemie ruhen.
In den 2000er Jahren galt Röttgen – in unterschiedlichen politischen Positionen – als einer der engsten Vertrauten von Angela Merkel. Kritik gab es an Röttgen, als er Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie werden und gleichzeitig sein Bundestagsmandat behalten wollte. Röttgen verzichtete letzten Endes darauf.
Aus seiner kritischen Einstellung zur Atomkraft machte der CDU-Politiker nie einen Hehl. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima verkündeten Merkel und Umweltminister Röttgen den Atomausstieg und die Einleitung der Energiewende, mit der Röttgen betraut wurde. Er äußerte 2009, dass Umweltschutz durch die christliche Ethik geboten sei. Gott habe die Natur und den Menschen geschaffen, und dies verpflichte zur „Wahrung der Schöpfung“, wofür die Bibelgeschichte von der Erschaffung der Welt im 1. Buch Moses Impulse geben könne.
Seit Januar 2014 ist Röttgen, der dem liberalen, bürgerlich-modernen Flügel der CDU zugeordnet wird, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Vor allem die Annexion der Krim durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte Röttgen sehr deutlich.
Röttgen gehört der römisch-katholischen Kirche an. Er ist mit der Anwältin Ebba Herfs-Röttgen verheiratet und lebt mit ihr in Königswinter. Das Paar hat drei Kinder. In einem Interview während seiner Ministerzeit hat er betont, dass die Bewahrung der Schöpfung so wichtig sei, weil der Mensch sonst keine Zukunft habe. Neben seinen Eltern habe ihn auch einer seiner Religionslehrer in einer „sehr intensiven Phase mit Glaubens- und Religionsfragen“ geprägt. Das Interesse an Glaube, Kirchgang und Gebet wolle er deswegen auch seinen Kindern weitergeben.
Friedrich Merz
Neben Norbert Röttgen und Armin Laschet ist Friedrich Merz der Dritte unter den Aspiranten auf den CDU-Vorsitz. Wie seine Mitwerber stammt der 65-Jährige (geb. 11.11.1955) aus Nordrhein-Westfalen. Merz hat aber im Gegensatz zu seinen Konkurrenten derzeit kein politisches Mandat und hat auch innerhalb der CDU keine tragende Funktion. Der Jurist ist seit 1972 CDU-Mitglied.
Merz ist im sauerländischen Brilon in einer als konservativ geltenden Juristenfamilie aufgewachsen. Seit 1994 lebt der Vater von drei erwachsenen Kindern mit seiner Frau Charlotte, einer Richterin, im nordrhein-westfälischen Arnsberg. Merz ist katholisch und war als Student Mitglied in der katholischen Studentenverbindung Bavaria Bonn.
2018 bewarb sich Merz neben Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn um das Amt des CDU-Parteivorsitzes. Er verlor im zweiten Wahlgang mit 48,25 Prozent der Stimmen gegen Kramp-Karrenbauer. Nachdem Kramp-Karrenbauer im Frühjahr 2020 angekündigt hatte, im Laufe des Jahres als Parteivorsitzender zurückzutreten, gab Merz Ende Februar seine erneute Kandidatur um den Parteivorsitz bekannt.
Über seine religiösen Überzeugungen ist wenig bekannt. Bei der Vorstellung der Kandidaten für den Parteivorsitz 2018 erklärte Merz, dass der Buchstabe „C“ im Parteinamen für das christliche Menschenbild stehe, für das die Union eintrete. Merz hält deshalb Werbung für Abtreibung für nicht vereinbar mit den Grundwerten der CDU. Insgesamt beinhalte das „C“ im Parteinamen auch das Wissen, „dass wir nur die vorletzten Antworten auf dieser Welt geben und nicht die letzten“. Merz tritt ein für ein Wertefundament, das von einer „christlich-abendländischen Tradition und Kultur geprägt ist“.
Nach Angaben des Spiegel befürwortete Merz eine deutsche „Leitkultur“ in der öffentlichen Debatte um die Einwanderungspolitik. Unter anderem kritisierte er, dass muslimische Lehrerinnen im Unterricht Kopftücher tragen. Merz wandte sich auch gegen das „grausame Schächten von Tieren“ und forderte einen Islamunterricht an deutschen Schulen und unter Schulaufsicht. „Wir dürfen unsere Augen nicht davor verschließen, dass bei uns zunehmend Parallelgesellschaften entstehen und durch solche Entwicklungen noch gefördert werden“, erklärte der Unionspolitiker. Nach Angaben der Welt fordert der Jurist von Muslimen, das deutsche Recht ohne jede Einschränkungen zu akzeptieren.
Mediales Aufsehen erregte der Finanzexperte 2003 mit seinem Steuerkonzept, mit Hilfe dessen jeder Bürger seine Einkommensteuer auf einem Bierdeckel ausrechnen können sollte.
Von 1989 bis 1994 gehörte Merz dem Europäischen Parlament an und saß von 1994 bis 2009 als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Hochsauerlandkreis im Bundestag. Nach der Bundestagswahl 1998 wurde der als konservativ geltende Unionspolitiker zunächst stellvertretender Fraktionsvorsitzender und im Februar 2000 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach der Bundestagswahl 2002 beanspruchte die damalige CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel den Fraktionsvorsitz, und damit die Rolle als Oppositionsführerin, für sich. Merz blieb noch für zwei Jahre stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Im Dezember 2004 trat er von diesem Amt zurück. Der Jurist gilt seitdem als ausgesprochener Merkel-Kritiker. 2009 erklärte Merz, eine Politik-Pause einlegen zu wollen. Merz gehörte einer Reihe von Aufsichtsräten an. Von 2016 bis März 2020 war er Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist für BlackRock in Deutschland, den größten Vermögensverwalter der Welt.
Von: Jonathan Steinert, Johannes Blöcher-Weil und Norbert Schäfer
In einer früheren Version des Artikels hieß es, die digitale Abstimmung über den Parteivorsitz finde am Sonntag statt. Das ist allerdings bereits am Samstag der Fall. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.