Bei einer zweiten Stichwahl liege Warnocks demokratischer Parteikollege Jon Ossoff knapp vor seinem republikanischen Rivalen David Perdue. Das Ergebnis hat nationale Bedeutung. Die starke Beteiligung schwarzer Wähler hat nach Ansicht von Wahlbeobachtern den Ausschlag gegeben.
Gewinnt auch Ossoff, würden die Demokraten erstmals seit 2015 die Kontrolle im Senat übernehmen. Der künftige demokratische Präsident Joe Biden würde mit einem demokratisch kontrollierten Repräsentantenhaus und einer Mehrheit im Senat regieren.
Warnock sprach in der Wahlnacht über die historische Bedeutung seines Wahlsieges. Seine 82-jährige Mutter habe noch Baumwolle gepflückt und nun habe sie ihre Stimme für ihren Sohn zum Senat abgegeben.
Präsident Donald Trump, Vizepräsident Mike Pence sowie Biden und die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris reisten zum Wahlkampf nach Georgia im Südosten der USA. Der Erhalt der republikanischen Mehrheit sei wohl die „letzte Chance“, Amerika zu retten, sagte Trump.
Beim Wahlkampf im „Bibelgürtel“ der USA nahmen Glaubensfragen viel Platz ein. Warnock ist seit 2005 Pastor der Ebenezer Baptistenkirche in Atlanta, der Hauptstadt von Georgia. Dort predigte in den 1960er Jahren der Bürgerrechtler Martin Luther King.
Seit Jahren setzt sich Warnock für soziale Gerechtigkeit ein. Im Wahlkampf trat er für stärkere Coronahilfen, Klimaschutz und Krankenversicherung ein. Man müsse wählen gehen, sagte Warnock, denn Wählen sei „eine Art Gebet“ für eine Welt, in der man leben wolle.
Loeffler war wohl das reichste Mitglied des Senats. Sie hatte ihren Kontrahenten als „radikalsten liberalen Kandidaten“ in den ganzen USA bezeichnet. Warnock befürworte Marxismus und behaupte, die „weiße Kirche“ sei mitverantwortlich für Sklaverei in den USA. Für Loeffler mobilisierte der überwiegend weiße evangelikale Verband „Koalition für Glauben und Freiheit“.
Der Senatswahlkampf wurde überschattet von Trumps Beschwerden über Wahlbetrug. Bis vor kurzem galt Georgia als sicheres republikanisches Territorium. Unklar bleibt, ob die Republikaner das Ergebnis der Senatswahl anfechten werden.
Von: epd