Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hat die Kirchen aufgefordert, wegen der Corona-Pandemie für Weihnachten nach Alternativen zu Gottesdiensten zu suchen. „Ich appelliere an die Einsicht der christlichen Kirchen, die kirchlichen Veranstaltungen so weit wie möglich zurückzufahren und nach Alternativen zu suchen, um die Gläubigen keinem Risiko auszusetzen“, sagte Brinkhaus der Düsseldorfer Rheinischen Post (Samstag). „Gegebenenfalls muss da aber auch noch auf dem Verordnungsweg nachgesteuert werden.“
Er sei immer skeptisch gegenüber gelockerten Kontaktbeschränkungen an Weihnachten und Silvester gewesen, sagte der Christdemokrat. „Die Lockerung auf zehn Personen ohne Kinder unter 14 Jahren sollte verworfen und die Treffen auf zwei Haushalte beschränkt werden – auch an den Feiertagen.“ Nötig sei eine Kombination aus strengen Regeln und Eigenverantwortung. Weihnachten falle im Übrigen nie aus, sagte Brinkhaus: „Die Freude über die Geburt Jesu bleibt bei allen Christen unabhängig davon, wie wir es feiern können.“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hatte sich zuvor offen für strengere Kontaktregelungen auch während der Weihnachtsfeiertage gezeigt. Wenn ein Risiko bestehe, „dass aus gottesdienstlichen Versammlungen Leben gefährdet wird, dann bin ich der Allererste, der sagt, lasst es uns nicht machen“, sagte er dem ARD-Magazin Kontraste. Für Familientreffen und auch für Weihnachtsgottesdienste müssten dann zur Not andere, digitale Lösungen gefunden werden.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Freitag in Berlin, neue Gespräche über mögliche Einschränkungen für Gottesdienste seien auf Bundesebene nicht geplant. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kündigte an, die Frage der Gottesdienste werde mit den Religionsgemeinschaften erörtert. Er gehe davon aus, „dass die Kirchen sich dem mit hohem Verantwortungbewusstsein stellen“.
Katholiken: Gottesdienstverbot unnötig
Angesichts neuer Höchstwerte bei Corona-Neuinfektionen und Todesfällen zeigt auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Verständnis für stärkere Einschränkungen auch für Gottesdienste an den Feiertagen: „Weihnachten ohne Kirchgang ist für viele kaum vorstellbar – und doch wird es für besonders Gefährdete und die, die keinen Platz in den Gottesdiensten erhalten, zur Realität“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag).
Er setze auf einfallsreiche Alternativen, sagte Sternberg: „Das Fest kann Kreativität freisetzen mit Hausgottesdiensten, Gebeten, Gesang im Freien und anderem mehr.“ Der Präsident der katholischen Laienorganisation hält indes ein Verbot von Gottesdiensten für unnötig. Denkbar sei allerdings, den Gesang dabei grundsätzlich zu untersagen: „Mit Abstandsgebot, Meldepflicht, Desinfektion und Rücksicht sind Gottesdienste geplant und möglich“, betonte Sternberg. „Der Liedgesang ist schon jetzt in vielen Bistümern ausgesetzt und wäre auch als allgemeines Verbot verständlich.“
Von: epd