Vergangene Woche hatten Bund und Länder noch verkündet, dass es wegen der Corona-Pandemie weiterhin keine Gottesdienste geben werde, auch wenn einige Geschäfte wieder öffnen dürfen. Am Freitag trafen sich Religionsvertreter mit dem Bundesinnenministerium und den Delegierten dreier Länder. Sie einigten sich darauf, einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, mit dem Gottesdienste „möglichst bald nach dem 30. April“ wieder möglich sein würden, wie Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mitteilte. Am 30. April wollen Bund und Länder erneut über die Anti-Corona-Maßnahmen beraten.
Indes hat Sachsen schon Tatsachen geschaffen. Mit einer Verordnung vom Freitag erlaubte der Freistaat, ab dem 20. April wieder Gottesdienste mit maximal 15 Teilnehmern zuzulassen. Diese Erlaubnis gilt auch für Beerdigungen, Trauerfeiern und Trauungen. Außerdem dürfen Sterbende von maximal fünf engen Angehörigen begleitet werden. Im selben Zuge verschärfte der Freistaat die Maßnahmen: Die Sachsen müssen nun in öffentlichen Verkehrsmitteln Mund-Nasen-Masken tragen. Für andere Bereiche gilt eine „dringende Empfehlung“, solche Masken zu tragen. Ministerpräsident Kretschmer (CDU) sagte laut der Deutschen Presse-Agentur bei „Anne Will“, die Lockerungen gingen „an die Grenze dessen, was vertretbar ist“.
Vier bis fünf Meter Abstand zwischen den Sitzen
Der Leipziger Propst Gregor Giele gab gegenüber dem Domradio an, schon am Montag um 9 Uhr morgens in der Sankt Trinitatis in Leipzig eine Messe gefeiert zu haben. Auf der Gemeindehomepage können sich Interessierte eintragen, wobei jeder nur höchstens einmal pro Woche an einem Gottesdienst teilnehmen dürfe, sagte Giele. Im Kirchenraum, der 550 Personen fasst, seien 15 Plätze markiert worden. Zwischen den Plätzen gebe es vier bis fünf Meter Abstand. Außerdem rät die Kirche zum Tragen von Masken.
Thüringen hat ebenfalls angekündigt, bald wieder Gottesdienste zuzulassen. Ab dem 3. Mai sollen bis zu 30 Gottesdienstbesucher erlaubt sein. Unter freiem Himmel dürfen sogar 50 Personen am Gottesdienst teilnehmen. Trauerfeiern sind ebenfalls im engsten Familienkreis möglich.
Auch andere Länder wie Bayern, Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen denken darüber nach, Gottesdienste ab Anfang Mai unter hohen Auflagen wieder zu erlauben. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich in den vergangenen Tagen für eine Öffnung stark gemacht.
Unterstützung bekamen die Politiker vom Journalisten Heribert Prantl. Er sagte im ZDF-Morgenmagazin über Gottesdienstverbote: „Da wird in die Religionsfreiheit in einer Weise eingegriffen, die meines Erachtens ungeheuerlich ist und die nie da war.“
Von: Nicolai Franz