Christen sollen dezidiert fragen, was sie für ihr Land tun können. Sie sollen mitwirken und auf ungerechte Dinge hinweisen. Dazu hat Steffen Bilger in einem Vortrag beim Evangelischen Arbeitskreis der Union aufgeraufen. Der Bundestagsabgerdnete und Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium referierte bei dem Treffen des Arbeitskreises zu christlicher Identität in einer globalen Zukunft. „Wir sollten bewusst als Christen aktiv sein und uns für Menschen einsetzen, auch wenn unser Gegenüber manche Dinge skeptisch sieht“, betonte Bilger.
Der CDU-Politiker ging zunächst auf die einzelnen Begriffe seines Vortragsthemas ein. Identität sei das, was den Menschen im Kern auszeichne, und die Voraussetzung für Individualität. Eine christliche Identität sei nie etwas Fertiges. Christen lebten in der Spannung zwischen dem Jetzt und dem Noch-Nicht des Reiches Gottes. Globalisierung finde im kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bereich statt: „Vieles davon ist nicht mehr umkehrbar.“
Lösungen entwickeln und anbieten
Politiker müssten Entscheidungen treffen für Menschen, die Angst vor der Globalisierung und denen, die sich Fortschritt wünschten. „Wir Politiker sollten in dieser Verunsicherung Probleme benennen und Lösungen anbieten. Das können wir besser, als die Menschen, die nur die einfachen Antworten geben.“
Familiäre, politische, kirchliche und vereinstechnische Netzwerken könnten dabei helfen, Identität zu finden. Wo diese Verwurzelung fehle, neigten die Menschen eher zu Extremen: „Und sie finden für jede noch so verrückte Idee in den sozialen Netzwerken Gleichgesinnte.“ Bilger stellte heraus, dass sich nicht nur der gesellschaftliche, sondern auch der kirchliche Bereich immer weiter ausdifferenziere und als gespalten wahrgenommen werde.
Optimistisch in die Zukunft gehen
Er nannte zwei Bibelstellen, die für ihn und sein politisches Handeln relevant seien: „Suche Frieden und jage ihm nach“ und „Suchet der Stadt Bestes“. Vor allem der erste Text passe in die weltweite Situation, wo es immer wieder neue Konflikte gebe. „Wir Politiker sind nie Heilsbringer für alle Probleme. Wir müssen realistisch auf die Herausforderungen eingehen und die Leute mitnehmen“, stellte Bilger heraus.
In manchen ethischen Bereichen sehe er Grenzen für Christen bei der Kompromissbereitschaft. „Es ist nicht alles gut. Es muss aber auch nicht jeder Fortschritt verteufelt werden.“ Er freue sich, wenn sich Christen in seine Partei einbrächten, aber auch wenn dies in anderen Fraktionen geschehe. „So könnten fraktionsübergreifende Initiativen von Christen im Bundestag eingebracht werden.“ Er ermutigte die Anwesenden, optimistisch in die Zukunft zu gehen: „Wir als Christen müssen uns nicht verstecken und können zu unseren Werten stehen – für die Politik und die Gesellschaft.“
Praktiziertes Christentum habe als Konsequenz, Verantwortung für den Mitmenschen zu übernehmen. Bei aller Auseinandersetzung und Hektik im Alltagsgeschäft sei das Christentum der Kompass für die Gesellschaft. „Tragen Sie dazu bei, diese Werte zu stärken“, betonte Gunter Krichbaum, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises, in seinem Grußwort.
Von: Johannes Blöcher-Weil