Geht es nach der SPD in Berlin, dann muss eine christliche Beratungsstelle für Schwangere in Charlottenburg ihre Türen bald schließen – und das, obwohl das Zentrum von „Pro Femina“ erst im August eröffnet wurde. Am Wochenende verabschiedeten die Sozialdemokraten im Rahmen ihres Landesparteitages einen Antrag, der den Senat dazu auffordert, die Tätigkeiten der überkonfessionellen Organisation in Berlin zu untersagen.
„Pro Femina“ setze Schwangere unter Druck, keinen Abbruch vornehmen zu lassen, terrorisiere sie etwa mit Anrufen, heißt es zur Begründung. Die Mitarbeiter zögerten die Beratung so lange hinaus, bis die ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft überschritten seien und damit eine Abtreibung nach dem Gesetz nicht mehr möglich. Ratsuchenden werde finanzielle Unterstützung angeboten, wenn sie sich für das Kind entschieden. Damit sei die Organisation nicht im Sinne des Gesetzes neutral. Sie pflege Verbindungen zur Lebensschutzbewegung.
SPD will Beratung ganz abschaffen
Der Senat muss den Antrag nun prüfen. Im entsprechenden Gesetzestext heißt es allerdings unter anderem: „Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Sie hat sich von dem Bemühen leiten zu lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu eröffnen.“ Die Forderung der SPD Berlin geht indes noch weiter. Die Partei halte an der „Abschaffung der Zwangsberatung für Schwangere, die eine Abtreibung durchführen lassen möchten“, fest.
Erst Anfang Oktober war die Einrichtung von „Pro Femina“ angegriffen worden. Im Hausflur hinterließen die Täter „Pro Choice“-Schriftzüge. Außerdem demolierten sie Fenster, verätzten Teppiche und verklebten das Türschloss. In einem Bekennerschreiben hieß es mit Verweis auf ein feministisches Anliegen, die Beratungen des Vereins seien „manipulativ und keinesfalls ergebnisoffen“.
Im Gespräch mit pro verwehrt sich eine der Berliner Mitarbeiterinnen von „Pro Femina“ gegen die Vorwürfe: Jede Frau, die die Beratungsstelle besuche, habe eine freie Wahl, wie sie mit ihrer Schwangerschaft umgehe, „das steht nicht zur Debatte“. Doch der Verein bemühe sich auch, Unterstützungsmöglichkeiten für die Frauen aufzuzeigen, damit sie sich frei für ihr Kind entscheiden könnten.
Von: Anna Lutz