pro: Herr Kauder, seit einigen Jahren setzen Sie sich besonders für das Thema Religionsfreiheit ein. Nun fordern Sie, zum Christentum konvertierte Iraner nicht abzuschieben. Warum?
Volker Kauder: Wir dürfen die verfolgten Christen weltweit nicht alleine lassen. Wenn iranische Flüchtlinge in unserem Land Christen werden und dann in ein Land zurückgeschickt werden, in dem es keine Religionsfreiheit gibt und wo sie bedrängt und verfolgt werden, ist das kein akzeptabler Zustand. Deswegen brauchen wir einen Abschiebestopp für verfolgte Christen in den Iran.
Sie haben erreicht, dass in Zukunft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht mehr den Glauben prüfen wird, sondern die Taufe anerkennt. Was wäre der nächste Schritt?
Das ist schon ein wichtiger Schritt. Es führt aber noch nicht zu der Konsequenz, dass der konvertierte Christ nicht zurückgeschickt wird. Er muss noch die Ernsthaftigkeit seines Engagements für die neue Religion und seine begründete Furcht vor Verfolgung glaubhaft machen. Wir können Christen nicht in ein Land zurückschicken, in dem sie ihren Glauben nicht frei leben können. Das wäre eine verheerende Botschaft für unser Ziel, Glaubens- und Religionsfreiheit umzusetzen. Deutschland ist das Land der Religionsfreiheit. Das darf durch nichts gefährdet werden.
Gerade ist die weltpolitische Lage wieder äußerst angespannt. Welche Rolle sollte Deutschland im Iran und in Israel spielen?
Ich sehe schon seit einiger Zeit mit großer Sorge, was sich im Orient entwickelt. Die Stellvertreterkriege zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, im Jemen beispielsweise. Die aufgeheizte Stimmung zwischen der Türkei und den Kurden im Nordirak. Da tut sich einiges. Ich meine, dass Deutschland hier eine diplomatischen Rolle spielen und Verantwortung übernehmen muss. Die deutsche Position ist kaum sichtbar, wenn es ernst wird. Das wird unseren Einfluss schwächen und nicht stärken.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellten Johannes Blöcher-Weil und Uwe Heimowski