Für CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat die Kirche persönlich immer eine wichtige Rolle gespielt. Es sei selbstverständlich gewesen, sonntags zum Gottesdienst zu gehen, Firmung und Kommunion habe er als gemeinschaftsstiftend erlebt, sagte der Katholik. „Es ist kein Zufall, dass Menschen, die sich in der Kirche engagieren, später auch politisch engagiert sind“, sagte er am Donnerstag bei einer Veranstaltung von Evangelischer und Katholischer Kirche in Berlin. Er bemerke aber auch, dass die Bindungskraft der Kirchen nachlasse. Anstelle dessen suchten sich junge Menschen andere Gruppen, denen sie folgen könnten.
Der politische Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, erlebt die Kirchen als Institution, die junge Menschen anspreche. Der grüne Parteinachwuchs habe oftmals eine Verbindung zur Kirche, aber auch zu anderen gesellschaftlichen Institutionen. Die Kirche habe eindeutig Stärken in der Jugendarbeit. Er ermutigte Christen dazu, die friedliche Revolution als zivilgesellschaftliche Leistung, auch der Kirchen, stärker hervorzuheben und zu betonen. Sie sei ein historisches Vorbild für die Erkämpfung von Demokratie.
Papier zur Demokratie veröffentlicht
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz hatten anlässlich ihres am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Wortes „Vertrauen in die Demokratie stärken“ zur Podiumsdiskussion eingeladen. In dem Papier betonen sie ihre Unterstützung einer menschenrechtsbasierten und rechtsstaatlichen Demokratie. Sie stellen aber auch fest, dass diese Demokratie vor großen Herausforderungen steht, ausgelöst durch Digitalisierung, Migration, Globalisierung und wachsende wirtschaftliche Ungleichheit. Der Vorsitzende der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD, Reiner Anselm, sprach in diesem Zusammenhang von einem „Angriff auf die politische Ordnung der Demokratie“.
Die Kirchen fordern in ihrem Papier die Wiederentdeckung einer „demokratischen Sittlichkeit“ auf Basis christlicher Werte, also gewisser demokratischer Tugenden wie Kompromisswillen oder Respekt vor dem Anderen. Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche im politischen Berlin, Martin Dutzmann, betonte: „Alle gesellschaftlichen Kräfte sind dazu aufgerufen, sich zur Demokratie zu bekennen.“ Vertrauen in die Demokratie zu stärken sei das Gebot der Stunde.
Der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck betonte die Unterstützung der Europäischen Union „als Friedensprojekt“ durch die Kirchen. Doch Europa müsse erfahrbarer sein, seine Werte müssten gelebt werden und es brauche „konkrete Gesichter“. Nur so könne das Vertrauen in Europa wachsen.
Von: Anna Lutz