FDP empört mit Down-Syndrom-Posting

Die FDP im Bundestag hat mit einem Tweet zu Trisomie-21-Tests einen Shitstorm ausgelöst. Die Fraktion postete das Bild eines Kindes mit Down-Syndrom und darunter die Forderung: „Trisomie-Tests müssen allen Frauen zur Verfügung stehen.“ Kritiker befürchten, dass die Tests zu mehr Abtreibungen führen.
Von Anna Lutz
Ob Christian Lindner, Chef der Liberalen im Deutsche Bundestag, von dem umstrittenen Tweet seiner Fraktion wusste? Auf einen Post zum Thema Down-Syndrom folgte ein Shitstorm.

Ein Kind mit Down-Syndrom lehnt sich an die Brust seiner Mutter – es war ein idyllisches Bild, das die FDP-Fraktion am Montag verbreitete. Wäre da nicht die Botschaft darunter gewesen: „Trisomie-21-Test muss Kassenleistung werden“, schrieben die Liberalen. Im Tweet hieß es weiter: „Trisomie-21-Tests müssen allen Frauen zur Verfügung stehen. Wir fordern, dass die Tests zur Kassenleistung werden. Jede Schwangere muss selbst und diskriminierungsfrei darüber entscheiden können, ob und welche Untersuchungen sie durchführen lässt und wie sie mit dem Ergebnis umgeht.“

Debatte im Bundestag steht an

In der kommenden Woche debattiert der Deutsche Bundestag, ob ein neuer vorgeburtlicher Test auf den Gendefekt von den Krankenkassen bezahlt werden soll. Er gilt als wesentlich sicherer als Vorgängertests. Kritiker fürchten aber, dass durch mehr vorgeburtliche Kontrolle auch mehr Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben werden. Schon jetzt werden neun von zehn Schwangerschaften mit entsprechender Diagnose abgebrochen.

Entsprechend groß war die Empörung um den Tweet der FDP-Fraktion. Der Politikinsider und Welt-Journalist Robin Alexander twitterte noch am Montagabend, die Bildmontage sei „eine Gemeinheit gegenüber dem Jungen und seinen Eltern und allen Menschen mit Down-Syndrom und ihren Freunden“. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kommentierte auf Twitter: „Ich kann gar nicht glauben, dass dieser FDP-Post echt sein soll!“

Und auch Stimmen aus der FDP selbst übten scharfe Kritik an dem Post. Die Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft Birgit Bergmann schrieb auf Facebook: „Hier ist für mich eindeutig eine Linie überschritten, als Liberale, als Christ, als Mensch.“ Und weiter: „Wie fühlen sich Menschen, die oder deren Angehörige und Freunde selbst von Trisomie 21 betroffen sind? Sie müssen Text und Bild in Kombination als massive Entwertung und Ablehnung empfinden. Mir wird ganz schlecht, wenn ich an jemanden aus meiner Bekanntschaft denke…“

Das Social-Media-Team der FDP-Fraktion reagierte am Dienstagmorgen, löschte den Post und bat um Entschuldigung. Das Posting sei missverständlich gewesen. „Wir wollen, dass nicht Geldbeutel entscheidet, ob Schwangere Klarheit bekommen. Für uns ist Perspektive eines Kind mit Trisomie 21 nichts Negatives“ (sic!), hieß es in einem neuen Tweet.

Von: Anna Lutz

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2 Antworten

  1. Na wunderbar. Und was kommt als nächstes? Werden Familien, die sich für ein Kind mit Down Syndrom dann genötigt, es abzutreiben?

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  2. Na wunderbar. Und was kommt als nächstes? Werden Familien, die sich für ein Kind mit Down Syndrom entscheiden, dann genötigt, es abzutreiben?

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