Ganze 90 Prozent der in Deutschland tätigen muslimischen Imame kommen aus der Türkei, Nordafrika, Albanien, dem ehemaligen Jugoslawien, Ägypten oder dem Iran. Das berichtet die Rheinische Post am Dienstag mit Bezug zu einer ihr exklusiv vorliegenden Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Demnach stellt die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) fast die Hälfte der etwa 2.500 Imame in Deutschland und betreibt rund 1.000 Moscheen. Die vom Verfassungsschutz beobachtete Islamische Gemeinschaft Milli Görüs unterhält 323 Moscheen und der Verband Islamischer Kulturzentren etwa 300. Die Prediger reisen offenbar häufig mit einem Touristenvisum für einen begrenzten Zeitraum nach Deutschland ein, ohne Kenntnisse über Land und Kultur zu besitzen.
Offenbar geht die Bundesregierung davon aus, dass die hier tätigen ausländischen Prediger ohne Bezug zu Deutschland eine abgrenzende Wirkung auf Muslime in der Bundesrepublik haben. Wie Anfang März bekannt wurde, plant das Innenministerium eine Deutschpflicht für ausländische Geistliche, die in Deutschland arbeiten wollen. Die Einreisevoraussetzungen sollen Medienberichten zufolge entsprechend geändert werden. Grund dafür ist die gestiegene Zahl von Zuwanderern in den letzten Jahren und der damit auch gewachsene Bedarf an religiösen Einrichtungen. Die Bundesregierung will mit der Neuerung die Integration ausländischer Gläubiger fördern.
Noch weiter führen die Bestrebungen des CDU-Vorstandsmitglieds Carsten Linnemann. In seinem heiß diskutierten Buch „Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland“ fordert er „Individuelle Integrationsvereinbarungen“ für Muslime in Deutschland. Sie sollen festhalten, dass Zugewanderte etwa Werte und Rechtsordnung Deutschlands anerkennen. Darüber hinaus müssten Ziele definiert werden, die jeder zu erfüllen habe, wie den Erwerb der deutschen Sprache. Linemann fordert auch ein Sanktionssystem für den Fall, dass die Ziele nicht erreicht werden. Für ausländische Prediger, die in Deutschland tätig sind, fordert er ein Visum, das an Deutschkenntnisse gekoppelt ist und zusätzlich eine umfassende Sicherheitsüberprüfung sowie deren schriftliches Bekenntnis zur Rechtstreue. „Es kann nicht sein, dass wir 2.000 Imame in Deutschland haben, die kein oder kaum Deutsch können“, sagte er bereits Mitte Februar dem Spiegel.
Von: Anna Lutz