„Initiative säkularer Islam“ nennt sich ein Zusammenschluss von zehn prominenten Stimmen, die sich für einen aufgeklärten Islam in Deutschland einsetzen. Unter anderem der Grünen-Politiker Cem Özdemir, die Imamin Seyran Ates, der Islamwissenschaftler Bassam Tibi und der Autor Hamed Abdel-Samad fordern eine Trennung von Religion und Politik auch im Islam. Sie wollen die bürgerliche Teilhabe von Muslimen verbessert sehen, lehnen zugleich aber Sonderrechte für Anhänger des Islam ab.
Religiöse Texte müssten interpretiert werden, um ein zeitgemäßes Islamverständnis zu begründen, schreiben die Erstunterzeichner der Initiative: „Wir lehnen ein totalitäres Religionsverständnis ab.“ Besorgt seien sie über Islamfeindlichkeit, aber auch über ein Erstarken des Islamismus. Um letzterem entgegenzuwirken, müsse sich ein Islam entwickeln, der mit den Menschenrechten vereinbar sei und Kinder- wie Frauenrechte achte sowie sexuelle Selbstbestimmung ermögliche. Dass ein solcher Islam entstehen könne, liege in der Verantwortung der Muslime selbst.
Harte Kritik üben die Unterzeichner an den etablierten Islamverbänden. Diese dürften nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sein. Ein deutscher Islam, da sind sich die progressiven Muslime einig, müsse unabhängig von ausländischen Regierungen sein. Der Gründungstext der Initiative ist anlässlich der vierten Deutschen Islamkonferenz, die in der kommenden Woche stattfindet, in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit erschienen.
Von: Anna Lutz