Zehn Abgeordnete von FDP, Union, SPD, Grünen und der Linken haben in einem Papier eine Bundestagsdebatte über vorgeburtliche Bluttests zur Früherkennung des Downsyndroms gefordert. Sie äußern darin Bedenken, dass schwangere Frauen sich bei einer entsprechenden Diagnose eher für einen Abbruch entscheiden – ohne aber viel über das Leben mit Downsyndrom zu wissen.
Seit 2012 können Frauen auf eigene Kosten Tests zur Früherkennung des Downsyndroms und anderer Behinderungen in einem frühen Stadium der Schwangerschaft in Anspruch nehmen. In naher Zukunft könnten die Verfahren auch von den Krankenkassen gezahlt werden. „Fast alle Schwangeren, die ein Kind mit Downsyndrom erwarten, entscheiden sich für einen Abbruch der Schwangerschaft“, betonen die Abgeordneten in ihrem am Freitag in Berlin vorgestellten Papier. Sie kritisieren: „Eine Debatte darüber, was denn eigentlich der Nutzen solcher Tests ist, der eine Finanzierung über die gesetzlichen Krankenkassen nötig macht, ist bislang nicht erfolgt. Auch wird die Perspektive von Menschen mit Downsyndrom zu wenig einbezogen.“
Menschenrechte Behinderter stärken
Zu den Initiatoren des Papiers zählen der FDP-Politiker und Pfarrer Pascal Kober und die ehemalige SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Zu den über 100 Unterstützern der Initiative gehören laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), Staatsministern Monika Grütters (CDU) und die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
Die Politiker wollen im Bundestag darüber sprechen, wie solche Frühtests ethisch zu bewerten sind und wie werdende Eltern besser beraten werden können. Derzeit werde das Leben mit Downsyndrom in Aufklärungsbögen von Medizinern in der Regel als etwas zu Vermeidendes dargestellt. Sie enthielten keine Informationen darüber, wie das Leben mit der Behinderung wirklich aussehe.
Genetische Beratungen von Eltern nach einer Diagnose blieben oft aus, stattdessen würden die Ärzte für weitere diagnostische Verfahren werben. „Wir gehen daher davon aus, dass sich immer mehr werdende Eltern für solche Tests entscheiden werden, sollten sie als Regelversorgung etabliert werden und damit diejenigen immer stärker unter Rechtfertigungsdruck geraten, die sich gegen einen Test und ggf. für die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom entscheiden“, schreiben die Parlamentarier. Durch eine breite Debatte wollen sie die Menschenrechte Behinderter stärken.
Von: Anna Lutz