Entwicklungsminister Gerd Müller erklärte am Mittwoch in Berlin, die Bundesregierung stehe besonders an der Seite der Christen und Jesiden sowie anderer verfolgter Minderheiten im Irak. Heute lebten noch 200.000 von einst 1,2 Millionen Christen im Land. „Das Signal muss sein: Christen haben Zukunft im Irak und wir stehen an eurer Seite“, sagte Müller.
„Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht für alle Religionen“, betonte der Minister. Der überwiegende Anteil der Weltbevölkerung glaube an einen Gott. Die Religionen verbänden Werte wie Frieden oder Toleranz. Er selbst sei Christ. Aus diesem Bekenntnis erwachse Verantwortung, etwa für verfolgte Minderheiten. Von der irakischen Regierung erwarte er die Umsetzung der Religionsfreiheit.
Religionsfreiheit ist „Herzensthema“
Unions-Fraktionschef Volker Kauder, ebenfalls bekennender Christ, erklärte, Religionsfreiheit sei sein „Herzensthema“. Noch vor zehn Jahren sei es als randständig betrachtet worden. Heute wisse jeder um dessen „Sprengkraft“. Obwohl „wir nur kleine Schritte machen können“ und immer wieder neue Herausforderungen anstünden, sei es ermutigend, dass sich immer mehr Menschen dafür interessierten. „An der Dringlichkeit hat sich leider nichts verändert“, sagte Kauder.
Stefan Meining vom Bayerischen Rundfunk hat lange in den christlichen Regionen des Iraks recherchiert. Er sagte beim Kongress der Union: „Wenn es keine garantierte Sicherheit geben wird, werden auch die letzten Christen, die es dort noch gibt, mit dem Gedanken spielen, zu uns zu kommen.“
Archimandrit Emanuel Youkhana, Gründer des irakisch-christlichen Hilfswerks CAPNI, sagte, seit 2002 sinke die Zahl irakischer Christen. Unter der Herrschaft der Terrororganisation Islamischer Staat sei etwa die komplette Infrastruktur in der kurdischen Stadt Erbil im Norden des Irak zerstört worden. „Die Hauptaufgabe ist es nun, das öffentliche Leben in der Region wieder zu ermöglichen“, sagte Youkhana. „Ich appelliere an Berlin“, sagte er. Die Lage der Religionsfreiheit müsse ein Kriterium für die wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands mit anderen Staaten sein. „Wir leben dort seit 2.000 Jahren“, sagte er. „Es ist das Mutterland unseres Christentums.“ Das dürfe nicht veroren gehen.
Von: Anna Lutz