Zu den Wählern von US-Präsident Donald Trump 2016 gehörten viele evangelikale Christen. Schätzungen zufolge machen sie etwa 26 Prozent der US-Bevölkerung aus. Der Spiegel-Reporter Roland Nelles hat Pastor Robert Jeffress in Dallas, Texas, getroffen, einen engen Vertrauten des US-Präsidenten, mit dem er gemeinsam im Oval Office betet.
Jeffress ist Pastor der First Baptist Church im Zentrum von Dallas mit rund 13.000 Mitgliedern. Die Gottesdienste werden über Fernsehstationen und Radiosender in die gesamten USA übertragen. Der Chor seiner Kirche, First Baptist Dallas, führe in seinem Repertoire ein Trump-Jubel-Lied mit dem Titel „Make America Great Again“, schreibt das Magazin.
„Selbst wenn die Wahl heute wäre, Trump würde sofort wieder gewinnen“, sagt Jeffress dem Reporter aus Deutschland. „Ich habe ihm jedenfalls gesagt, dass evangelikale Christen ihn bei der nächsten Wahl sicher in noch größerer Zahl wählen werden.“
Der Pastor ist überzeugt, dass Amerika die letzten Jahrzehnte in einer „tödlichen Abwärtsspirale“ gefangen war, „weil sich das Land von Gottes Worten lösen wollte“. Er erklärt weiter: „Amerika wurde auf der Grundlage biblischer Werte und klarer moralischer Prinzipien gegründet. Aber die Säkularisten haben vor 50 Jahren ein Experiment begonnen, sie wollten unser Land von Gott lösen, um zu sehen, ob wir auch ohne ihn klarkommen.“ Dieses Experiment sei „schrecklich gescheitert“. „Die Wahl von Donald Trump gibt uns Christen Hoffnung, weil er sich für christliche Werte einsetzt.“
Wofür Trump beten wollte
Wichtig sei vielen Christen etwa die Einsetzung von Neil Gorsuch zum Richter am Obersten Gerichtshof gewesen. Trump hatte versprochen, konservative Richter wie ihn einzusetzen, und die wichtigen Entscheiden würden letztlich in den Gerichten entschieden. So sei Trump eindeutig „Pro-Leben“, also gegen Abtreibungen. Und er ernenne entsprechend „Pro-Leben“-Richter.
Donald Trump sei nicht so, wie er in den Medien oft dargestellt wird, ist Jeffress überzeugt. „Er will wirklich das Land zusammenbringen und versöhnen. Und ich glaube, ihm ist bewusst, dass unser Land letztlich auch spirituelle Heilung braucht.“ Jeffress erinnert sich: „Als ich den Präsidenten unlängst im Weißen Haus besucht habe, um für die Opfer der Hurrikans zu beten, sagte er mir, wir sollten auch für die Heilung unseres Landes beten.“ Auf den Einwand, die Äußerungen Trumps etwa zu den Vorfällen von Charlottesville hätten das Land eher gespaltet denn geeint, sagte Jeffress: „Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass ich glaube, dass seine Aussagen zu Charlottesville genau richtig waren.“
Wenn Trump über Twitter Kritiker verhöhnt oder den Senator Bob Corker wegen seiner Körpergröße „Liddle Bob“ nenne, gehöre das zu dem, was die Menschen von Trump erwarteten, ist der Pastor überzeugt. „Ich glaube, dass Menschen seinen Ansatz erfrischend finden.“
Auch in dem Vorhaben, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, unterstützt ihn der Geistliche. Denn: „Es steht so in der Bibel geschrieben: Die Regierung hat die Pflicht, die Bürger zu schützen.“ So wie Nehemia im Alten Testament eine Mauer um Jerusalem gebaut habe, um die Stadt zu schützen, solle Trump eine Mauer um die USA bauen. Er habe dem Präsidenten daher geraten: „Gott ist nicht gegen den Bau von Mauern.“
Jeffress ist überzeugt, dass Gott Trump die Autorität gegeben hat, Kim Jong Un zu stürzen oder auch zu töten. Im Interview erklärt er: „In der Bibel steht im Kapitel Römer 13, dass Gott Regierungen die Verantwortung dafür erteilt, an jenen Rache zu üben, die teuflische Taten begehen. Deshalb hat Gott der Regierung auch das Recht gegeben, das Leben der Übeltäter zu nehmen, entweder durch die Todesstrafe oder durch Krieg, wenn es denn so etwas wie einen gerechten Krieg gibt.“ (pro)
Von: js