Papst Franziskus reist nach Ägypten. Der Pontifex muss es während seines Besuchs einerseits schaffen, die verfolgten Christen in der Region zu ermutigen. Andererseits sollten er und der Vatikan nicht noch mehr antichristliche Ressentiment im Land am Nil schüren. Dies schreibt der Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer in einem Beitrag der Zeit-Beilage Christ & Welt. Am Freitag reist Franziskus als zweiter Papst der Neuzeit nach Johannes Paul II. nach Ägypten, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Singhammer rechnet dem Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes große Bedeutung zu: „Das Zusammenleben der großen Weltreligionen von Christentum und Islam wird nicht unmaßgeblich geprägt von den Zukunftschancen der zahlenmäßig größten verbliebenen christlichen Religionsgemeinschaft in Nordafrika: der Kopten.“ Der CSU-Bundestagsabgeordnete sieht es als „eine kaum wiedergutzumachende Katastrophe für das Verhältnis beider abrahamitischen Weltreligionen“, wenn eine Mehrheit der Kopten in dem muslimisch geprägten Ägypten keine Perspektive für die Ausübung ihres Glaubens sehen und das Land verließen.
Brutalste Gewaltwelle seit Jahrhunderten
Der koptische Papst Tawadros II. und viele Christen unterstützten Präsident Abdel Fattah Al-Sissi, schreibt Singhammer, den der Bundestagsvize vor kurzer Zeit persönlich traf. Kaum ein anderer Staatspräsident in der Region habe „sein eigenes Schicksal mit Fortschritten bei der Religionsfreiheit verknüpft wie Al-Sissi“. Der Ägypter habe Singhammer versichert, den gegenseitigen Respekt der Religionen weiter zu verfolgen. In der geplanten neuen Verwaltungshauptstadt Ägyptens mit 2,5 Millionen Einwohnern wolle Al-Sissi demonstrativ durchsetzen, dass dort die größte Moschee und die größte Kirche neu entstünden.
Die Anschläge auf zwei Kirchen vor knapp drei Wochen in Tanta und Alexandria sendeten eine Botschaft des sogeannten Islamischen Staates: „Für euch Kopten gibt es in Ägypten keinen Platz und keine Zukunft!“, heißt es im Text. Singhammer zitiert den ägyptischen Menschenrechtsforscher Samuel Tadros und verweist darauf, dass „die Kopten jetzt […] die brutalste Gewaltwelle seit dem 14. Jahrhundert [erleiden]“.
Der Papst müsse bei seinem Besuch die Not der Kopten thematisieren und Trost spenden wie auch den Dialog mit dem Islam festigen und möglichst vertiefen. Es sei eine bedeutsame Gratwanderung: „Gerade in Ägypten ist das friedliche interreligiöse Miteinander von existenzieller Bedeutung.“ Der Papst-Besuch komme zur richtigen Zeit. Die Reise sei „strategisch klug, mutig, nicht ohne Risiko, aber die richtige Antwort nach den Mordanschlägen“, schreibt Singhammer. (pro)
Von: mab